Saft ohne Strippe 19.05.2015, 06:55 Uhr

Was Sie über induktives Laden wissen müssen

Drahtloses Laden ist bei immer mehr Oberklasse-Smartphones möglich. Für den Handel eröffnet sich durch den Verkauf von universellen Ladestationen neues Potenzial.
Qi-Ladestation
Neu ist die Technologie beileibe nicht, dennoch gibt es erst ein paar wenige Smartphones, die damit ausgerüstet sind.
Die Rede ist vom drahtlosen Laden ohne Stecker. Besitzer einer elektrischen Zahnbürste profitieren seit Jahren vom sogenannten induktiven Laden, bei den Handyherstellern hat es bis 2009 gedauert, bis mit dem Palm Pre ein erstes Modell vorgestellt wurde.
Das Smartphone wurde damals mit dem sogenannten Touchstone geliefert, einer etwa handtellergrossen Ladestation, die die Technik beherbergte. Zudem war ein spezieller Akkudeckel erforderlich, erst beim späteren Pre+ war dieser standardmässig verbaut.

Immer mehr Hersteller setzen auf Qi-Technologie

Beim neuen Samsung Galaxy S6 Edge ist der Akku bereits mit Qi zu laden
Seit damals sind eine ganze Reihe an ­Geräten auf dem Markt erschienen – unter anderem diverse Lumia-Geräte von Nokia beziehungsweise Micro­soft, die Nexus-Smartphones jeweils ab Version 4 sowie die neuen Samsung-Flaggschiffe Galaxy S6 und S6 Edge.
Apple verweigert sich – wie so oft – diesem allgemeinen Standard, hier muss der Kunde eine spezielle Schutzhülle mit integrierter Qi-Spule kaufen, um in den Genuss des drahtlosen Ladens zu kommen.
Allerdings ist in diesem Fall der Lightning-Steckplatz ständig blockiert.
Dasselbe gilt auch bei anderen Smartphones, die der Nutzer mittels einer solchen Hülle aufrüsten will. Alternativ stehen auch spezielle Akkudeckel zur Verfügung, Samsung beispielsweise hat solche für das Galaxy Alpha im Programm. Hier gibt es aber zu bedenken, dass die Dicke des Geräts zunimmt und somit alte Schutzhüllen nicht mehr passen könnten.
Auch wenn es derzeit drei Standards für portable Geräte gibt, so nutzen fast alle Hersteller aktuell den vom Wireless Power Consortium 2008 festgelegten Qi-Standard (ausgesprochen wie „tschi“, das chinesische Wort für Lebensenergie).
Dieser Standard basiert auf der sogenannten resonanten induktiven Koppelung, bei der im Ladegerät eine Spule in Schwingungen versetzt wird. Diese Schwingungen nimmt die entsprechende Spule im Smartphone auf und setzt sie wieder in Energie um. Der Frequenzbereich liegt dabei zwischen 110 und 205 kHz, wobei die jeweilige Frequenz vom Smartphone und der Ladestation individuell festgelegt wird.

Etliche Vorteile, aber auch manche Nachteile

Die drahtlose Technologie bringt jede Menge Vorteile für den Nutzer mit sich – aber auch etliche Nachteile. Der offensichtlichste Vorteil ist sicherlich die einfache Handhabung, da das Smartphone lediglich auf die Ladestation gelegt werden muss, die Suche nach dem passenden Kabel entfällt.
Und so praktisch der einheitliche Micro-USB-Anschluss bei Smartphones ist, oftmals ist er ungünstig angebracht, und der Stecker lässt sich nur mit viel Fingerspitzengefühl in Position bringen. Mitunter leiden dadurch sowohl Stecker als auch Steckplatz, dies gilt vor allem dann, wenn der Nutzer das Gerät täglich nachladen muss. Gerade hier kann eine Qi-Ladeschale für Abhilfe sorgen.
Bei den Ladestationen sind den Entwicklern keine Grenzen gesetzt, es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen und Preisstufen.
Neben einfachsten Lösungen für 20 Euro haben die Zubehörhersteller aber auch hochwertigere Geräte für knapp 100 Euro im Programm. Seit Mitte April bietet sogar die schwedische Möbelhauskette Ikea Lampen und andere Einrichtungsgegenstände wie zum Beispiel einen Schreibtisch mit integriertem Qi-Modul an. Und auch immer mehr Autohersteller haben in ihren Fahrzeugen Flächen mit Qi-Funktionalität verbaut, so etwa Toyota.
Ein wesentlicher Nachteil ist der geringe Wirkungsgrad, je nach Ladegerät werden nur 60 bis 80 Prozent der Ladegeschwindigkeit eines herkömmlichen Netzteils mit Stecker erreicht.
Gleichzeitig geht mehr Energie auf dem Weg von der Steckdose in den Akku verloren. Während des Ladens kann man zudem keine Telefonate führen, da der physische Kontakt zwischen Schale und Smartphone technologiebedingt immer bestehen bleiben muss.
Manche Kunden äussern womöglich Bedenken hinsichtlich der Strahlenbelastung aufgrund der drahtlosen Energieübertragung. Diese fällt aber nicht wesentlich höher aus als beim herkömmlichen Laden, und existiert auch nur im Umkreis von wenigen Zentimetern.
Entfernt man das Smartphone, wird das Laden ausserdem sofort unterbrochen, die Station selbst strahlt also nicht im Ruhezustand.




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