Virtuellen Bewohner
01.02.2018, 10:15 Uhr
Schweizer Smart-Box «Kevin» verjagt Einbrecher
«Kevin» kann wie ein Hund bellen sowie mit Licht- und Schattenspielen einen virtuellen Bewohner simulieren. PCtipp hats ausprobiert.
Der virtuelle Mitbewohner des Schweizer Start-ups Mitipi hat inzwischen einen Namen. «Kevin», wie die smarte Box nun heisst, ist allein zu Hause und wimmelt Einbrecher ab. Der funktionale Prototyp wirkt nun wesentlich kompakter als der erste Prototyp. PCtipp durfte den Einbrecher-Störenfried einmal selber vor Ort begutachten.
Interviews mit Einbrechern
An der Consumer Electronics Show (CES) hat das junge Schweizer Start-up Mitipi soeben den ersten funktionalen Prototyp vorgestellt. «Wir waren sehr überrascht vom durchweg positiven Echo», erzählt uns CEO Julian Stylianou, der Gründer und Geschäftsführer von Mitipi. Kevin soll nach den ersten Produktionstests bereits diesen Herbst serienreif werden. «Wir haben sowohl Interviews mit Einbrechern als auch mit Opfern geführt», grinst Stylianou. Denn beide wollen gewiss eine Sache nicht ein zweites Mal erleben: die Begegnung mit dem Menschen. Zwar kann das Smart-Gerät sich nicht mit scharfen Laserstrahlen zur Wehr setzen oder mit einem Wurfmesser ausgerüstet werden; jedoch kann der Lautsprecher mit seinen rückseitigen LEDs so gut wie alle Geräusche, Lichter und Schatten von häuslichen Gewohnheiten simulieren.
Eine Box simuliert Geräusche und Lichter
Fast schon etwas showlustig streckt Julian Stylianou die eigens entwickelte iPhone-App in die Höhe. Er wischt durch die farbigen Comic-Kacheln. «Jetzt simulieren wir einmal einen Action-Film!» Es wird recht laut. Man hört Sirenen, Blaulicht und lautes Geballere. Bei einem Schallpegel von über 90 db(A), die von einem kräftigen Speaker an die Membrane drücken, sind wir doch recht überrascht von der Lautstärke. Witzig: Um die Anwesenheit einer Person in der Wohnung vorzutäuschen, lassen sich mehrere Präferenzen festlegen, und das System beachtet auch die Sprache und das Wetter. Kevin werde aber anfangs nur Deutsch und Englisch können.
Video: Der CEO von Mitipi erklärt «Kevin» (Schweizerdeutsch) – zur hochdeutschen Version des Videos geht es hier.
Stylianou schaltet zu einer anderen Szene, die nach einem gemeinsamen Abendessen tönt. Wenn man ein Haustier hat, ein Instrument spielt oder zu Hause trainiert, lässt sich auch das via App einstellen. Die nun eingebauten Schattenwürfe scheinen dem dreiköpfigen Team mit dem eigenen In-House-Software-Entwickler nun geglückt zu sein. Die Rückseite des Quaders sieht zwar auf den ersten Blick nicht sehr spektakulär aus, aber die Technik überzeugt. Zu erkennen sind zwischen den Lichtschlitzen mehrere winzige Dreiecksmodule, die durch ihre Bewegung die Lichtkegel aus verschiedenen Winkeln beeinflussen.
Kevin im ersten Hands-on-Test
Im ersten Hands-on überraschte uns die Leuchtkraft der hellen LED-Module. Offenbar reicht es, die 20 × 10 cm grosse Box in eine günstige Wohnzimmerecke nahe des Fensters oder Balkons zu stellen, damit sich das Licht- und Schattenspiel bis zur Decke und raumfüllend entfalten kann. Ob sich das bei jeder räumlichen Situation anbietet, ist die andere Frage. In einem grösseren Haus mit vielen Möbeln oder bei einer Loft-Wohnung hat man nur ein Problem: Es bräuchte wohl mehrere Kevins. Diese liessen sich dann allerdings untereinander vernetzen, versichert uns der CEO. Im Gegensatz zu anderen Smart-Home-Systemen gibt es weder Kamera noch Mikrofon. Zudem soll die Box auch auf Geofencing-Merkmale des Smartphones reagieren, indem sie sich auf Wunsch die GPS-Signale seines Besitzers merkt, wenn dieser das Haus verlässt oder wieder betritt. «Im Moment geht es um eine möglichst einfache Bedienung», sagt Stylianou. Weitere Features wie ein Zusammenspiel mit anderen Smart-Home-Geräten wie Philips Hue seien schon in Planung. Eine Integration mit Smart-Home-Lautsprechern stehe beispielsweise noch nicht an erster Stelle.
Mitipi hat gestern die Kickstarter-Kampagne mit einem Finanzierungsziel von 50'000 Franken lanciert. Verläuft die Kickstarter-Kampagne erfolgreich, will Mitipi in die USA und weitere Märkte expandieren. Wer Kevin über Kickstarter vorbestellt, bekommt ein Exemplar im Moment noch für 219 Franken. Das Finanzierungsziel wurde inzwischen erreicht. Im Handel wird das Smart-Home-Gadget dann 300 bis 400 Franken kosten.