Messe
03.09.2019, 11:15 Uhr
IFA-Vorschau: Die Show kann beginnen
Mit neuen Produkten und spektakulären Präsentationen lockt die Berliner CE-Leitmesse IFA Besucher in die Bundeshauptstadt. Doch nicht alle feiern mit.
Die grossen Publikumsmessen kämpfen gegen den Trend: Vielen Ausstellern werden die Auftritte zu teuer, zumal sie gerade die jungen Zielgruppen, etwa im Internet und mit eigenen Events, besser erreichen. Das Ende der einstigen IT-Leitmesse CeBIT im vergangenen Jahr zeigt diese Entwicklung beispielhaft.
Dem Abwärtstrend konnte die IFA bisher trotzen, auch wenn die Besucherzahlen in den vergangenen Jahren kaum noch stiegen und immer wieder grosse Anbieter fernblieben. Mit neuen Herstellern aus China oder dem zukunftsträchtigen Smart-Home-Bereich konnte dies aber aufgefangen werden, so dass wohl wieder rund 1.800 Aussteller kommen werden. Ausserdem profitierte die immer breiter aufgestellte Elektronikmesse unter dem Funkturm vom anhaltenden Boom der Weissen Ware, die einen immer grösseren Raum einnimmt.
Eine unverzichtbare Rolle nimmt die IFA auch weiter als Ordermesse für den Handel ein, der dort das Weihnachtsgeschäft vorbereiten kann. Nicht zuletzt sichert das ungebrochene Interesse der zahlreich vertretenen internationalen Medien den vielen Produktpremieren die nötige Aufmerksamkeit.
Das sehen allerdings gerade viele Hersteller aus dem TK-Segment inzwischen anders und setzen auf eigene Events für ihre Weltpremieren. So wird höchstwahrscheinlich Apple wie gewohnt kurz nach der IFA seine neuen iPhones im heimischen Cupertino zeigen und Huawei für das neue Mate 30 erst Ende September ein eigenes Event abhalten. Samsung hat sein Note 10 dagegen schon vor wenigen Wochen vorgestellt.
Die Suche nach den Falt-Smartphones
Aussteller-Auswahl auf der IFA
Quelle: Telecom Handel
Einige kleinere Smartphone-Hersteller werden auf jeden Fall wieder mit Messepremieren glänzen: HMD Global will mehrere Modelle seiner Marke Nokia zeigen, auch der TCL-Konzern mit der Marke Alcatel hat Neuheiten im Smartphone-Bereich in der Pipeline. LG kündigte bereits im Vorfeld zwei Einsteigergeräte der K-Serie an, dazu könnte es auch wieder ein neues Flaggschiff der V-Reihe mit 5G geben. Die Huawei-Tochter Honor hat im Umfeld der Messe ebenfalls zu einer Präsentation neuer Smartphones geladen.
Die drei Spezialisten für Seniorengeräte, Doro, Emporia und Beafon, werden ebenfalls neue Smartphones und auch einfache Handys erstmals präsentieren. Von Emporia wird etwa die dritte Generation des Smartphones kommen, dazu wird es mit dem Smart.3 mini als Neuheit eine zusätzliche verkleinerte Variante geben. Ein neues Produktsegment erschliesst sich Gigaset mit seinem ersten Outdoor-Smartphone.
Es gibt allerdings auch einige grössere Lücken, gerade bei den Smartphone-Herstellern. So werden BQ, Wiko und ZTE dieses Jahr keine Stände mehr haben und auch der erwartete Erstauftritt des ambitionierten Newcomers Xiaomi scheint auszubleiben. Sony Mobile wird nach der Integration der Handy-Sparte in die Konzernstruktur ebenfalls nicht mehr separat auftreten, und von Smartphone-Neuheiten war im Vorfeld der IFA im Gegensatz zu den Vorjahren bei den Japanern nichts mehr zu hören.
Smarte Elektrogeräte und vernetztes Wohnen
Doch Smartphones sind nur eines von vielen Themen auf der Messe und in ihrem umfangreichen Programm. Wie schon im Vorjahr wird die Vernetzung von Elektrogeräten im Smart Home sowie deren Steuerung per Sprache eine wichtige Rolle spielen. Auch Dauerbrenner, die immer noch auf den Durchbruch warten, wie der vernetzte Kühlschrank, dürfen nicht fehlen. Die breit positionierten Player wie Samsung, LG oder Panasonic werden zeigen, wie die Vernetzung und Steuerung über die Produktkategorien hinweg erfolgen kann. Samsung hat für seinen Auftritt wieder den ganzen City Cube gemietet und demonstriert sein Vernetzungskonzept SmartThings.
Bei den traditionell auf der IFA stark vertretenen TV-Geräten werden die hohe Auflösung 8K und die möglichen Anwendungsszenarien im Mittelpunkt stehen. Weitere Trends sind flexible OLED-Displays und die zunehmende Bedienung per Sprachsteuerung. Wie vielfältig die Welt der Unterhaltungselektronik ist, werden aber auch neue Vinyl-Plattenspieler, die ganz auf der Höhe der Zeit mit Bluetooth vernetzt sind, zeigen.
Spannende Einblicke in die Zukunft aus dem Bereich Robotik wird es erstmals auf der IFA Next in Halle 26 geben. Mit der immer besseren Nutzung von Künstlicher Intelligenz erwachen dort Maschinen zum Leben. Zudem präsentieren Hersteller wie Segway die neuen urbanen Transportmittel. Mit Japan hat dieser Teil der Messe erstmals auch ein Partnerland, aus dem mehrere Unternehmen und Forschungseinrichtungen spannende Lösungen mitbringen werden.
Geöffnet ist die IFA von Freitag, den 6. September, bis Mittwoch, den 11. September, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Fachbesucher können wieder ab 8 Uhr die Lounge am Eingang Ost zu einem Frühstück nutzen, ausserdem profitieren sie von einem schnelleren Zugang zur Messe. Die Fachbesucher-Tickets kosten ab 43 Euro für einen Tag.
Diese Eintrittskarten ermöglichen auch den exklusiven kostenlosen Zugang zu den IFA Global Markets. Die im Jahr 2016 erstmals eingeführte B2B-Sourcing-Plattform für Zulieferer, neue Marken und Komponenten-Hersteller wird wieder auf 20.000 Quadratmetern Fläche mit 650 Ausstellern aus den Bereichen Consumer Electronics und Home Appliances vom 8. bis 11. September in der Station Berlin im Stadtzentrum stattfinden. Sie kann über einen kostenlosen Shuttle vom Messegelände erreicht werden.
Auch die hochkarätig besetzten Keynotes der IFA können Fachbesucher kostenlos hören. Hier halten dieses Jahr neben dem bereits erwähnten Richard Yu, Chef der Consumer-Sparte von Huawei, Anthony Wood, Gründer des Streaming-Pioniers Roku, und Cristiano Amon, President von Qualcomm, Vorträge zu den Branchentrends der Zukunft und werden vielleicht die ein oder andere spannende Ankündigung machen.
Und schliesslich soll auf der IFA wie immer der Spass nicht zu kurz kommen, auch wenn die ganz grossen Stars der Vorjahre diesmal fehlen. Immerhin gibt es im Sommergarten am 6. September das „FritzFestival – Irgendwas mit Rap“ mit Yung Hurn, Rin, Mero und Juju. Einen Tag später treten als Kontrastprogramm im Rahmen von „RBB 88.8 Pop-Helden“ unter anderem 80er-Jahre-Stars wie Marc Almond, Paul Young oder Limahl auf. Am Sonntag schliesslich gibt es französische Chanson-Atmosphäre mit Zaz.
Alleinunterhalter Telekom
Von den drei deutschen Netzbetreibern macht sich auch dieses Jahr nur die Telekom auf den Weg nach Berlin und wird dort wieder einen grossen Auftritt haben.
Eigentlich wäre die IFA dieses Jahr mit Trendthemen wie dem vernetzten Heim und dem Start der 5G-Netze ein idealer Platz für deutsche Netzbetreiber, sich zu präsentieren, doch lediglich die Telekom wird, wie schon in den Vorjahren, vor Ort sein. In Halle 21 soll ein „spielerischer und unterhaltender Zugang zur Digitalisierung“ präsentiert werden, heisst es in der Ankündigung des Unternehmens.
„Das #DABEI-Festival richtet sich insbesondere an junge Menschen und stellt deren Lebenswelt in den Mittelpunkt“, erklärt Antje Hundhausen, Leiterin Brand Experience bei der Deutschen Telekom. „Das Programm fördert die Kreativität der Besucher. Ob bei Workshops zu Themen wie ‚Handlettering‘ und ‚Upcycling‘ oder im How-to-Studio als Podcaster, DJ oder Fotograf – jeder Besucher kann #DABEI sein.“
Nicht dabei sind auf der IFA die beiden anderen Netzbetreiber Telefónica und Vodafone, auch die Freenet-Gruppe und 1&1-Drillisch machen sich nicht auf den Weg nach Berlin. Immerhin ist der Ethno-Anbieter Lebara in Halle 6.2 mit einem Stand vertreten.