Notfall-Helfer
12.07.2021, 11:11 Uhr
Notfall-Uhr, Medaillon oder DAB-Radio: Diese Notrufsysteme gibts
Elektronische Notrufsysteme alarmieren Rettungskräfte oder Angehörige automatisch, wenn eine Person in eine Notlage gerät. Wir stellen aktuelle Modelle vor, die klein sind und zudem gut aussehen, und erklären, wie sie funktionieren.
Wenn jemand in eine Notlage gerät und sich nicht mehr bewegen kann, ist entscheidend, dass rasch Hilfe kommt. Das gilt genauso für Seniorinnen und Senioren, die alleine leben, als auch für Leute, die in abgelegenen Gebieten arbeiten oder Sport treiben.
Vielen Trägerinnen und Trägern solcher Geräte ist wichtig, dass das Notrufgerät nicht auf den ersten Blick als solches zu erkennen ist. Nur so wirken sie nicht stigmatisierend und geben ungefragt einen Hinweis auf körperliche Gebrechen. Wir stellen deshalb Modelle vor, die den vollen Funktionsumfang haben, aber als Schmuckstücke oder – ganz einfach – als herkömmliche Uhr durchgehen.
So arbeiten die Systeme
Ein Notrufsystem besteht in der Regel aus mehreren Komponenten:
- Einem Auslöser, den die überwachte Person direkt auf sich trägt. Im Aussenbereich ermöglicht dieses Gerät dank GPS die Ortung.
- Einer Zentrale, die den Alarm des Auslösers entgegennimmt und an die Notrufzentrale weiterleitet. Für den Ausseneinsatz ist diese Komponente direkt in das Gerät mit dem Auslöser integriert.
- Einer Notrufzentrale, die den Anruf entgegennimmt und die Hilfe organisiert. Dabei kann es sich auch nur um Notfallkontakte wie Angehörige handeln.
Wenn eine Person in eine Notlage gerät, kann sie per Knopfdruck Alarm auslösen. Bei einigen Geräten mit Sturzerkennung wird die Alarmierung automatisch ausgelöst, wenn der Träger eine bestimmte Zeit lang nicht reagiert.
Je nach Abonnement und Einstellung geht der Anruf an die Notrufzentrale oder an die Angehörigen. Dabei wird auch der Standort übermittelt, sodass Hilfsmassnahmen sofort eingeleitet werden können.
Geräte für zu Hause
Die Firma SmartLife Care – ein Gemeinschaftsunternehmen von Swisscom und Helvetia/Medicall – hat sich auf die Bedürfnisse von Senioren spezialisiert. Angeboten werden verschiedene Basisstationen, die im Haus installiert werden und über grosse Lautsprecher und empfindliche Mikrofone verfügen. Besonders erwähnenswert ist das Modell Allegra für 599 Franken, das gleichzeitig ein DAB-Radio ist und so in der Wohnung nicht auffällt, Bild 1. Der Abstand zum Alarmknopf kann bis zu 200 Meter betragen, sodass sich der Alarm auch im Garten auslösen lässt.
Wer sich weiter von zu Hause entfernt, benötigt als Basisstation das Modell Mini für 399 Franken mit GPS-Ortungsfunktion und eingebautem Lautsprecher, Bild 2.
Das Gerät hat die Grösse einer Streichholzschachtel und empfängt das Alarmsignal im Umkreis von maximal fünf Metern.
Zum Auslösen des Alarms steht unter anderem die Notrufuhr Vito im Angebot, mit je einem Modell für Männer und Frauen, Bild 3. Beides sind voll funktionsfähige Uhren mit einer Batterielaufzeit von bis zu zwei Jahren. Der Alarm wird per Knopfdruck ausgelöst. Der Kaufpreis liegt bei 179 Franken.
Bild 4: Sogar als schmuckes Medaillon gibts den Auslöser
Quelle: PCtipp.ch
Die Abos
Damit der Notruf mit den Geräten von SmartLife Care und Limmex entgegengenommen werden kann, muss ein entsprechendes Abonnement gelöst werden. Es gibt drei Varianten:
- Abo Basic: Alarmiert nur die Angehörigen (29 Franken/Monat).
- Abo Comfort/Plus: Alarmiert zuerst Angehörige, danach die Notrufzentrale (39 Franken/Monat).
- Abo Professional/Pro: Alarmiert umgehend die Notrufzentrale (49 Franken/Monat).
Die Abos können mit der Miete der Basisstationen und Notrufauslöser kombiniert werden. Informationen dazu finden Sie unter smartlife-care.ch/de und auf limmex.ch. Persönliche Beratung gibt es bei diversen
Spitex- und Pro-Senectute-Organisationen, in Swisscom-Shops und auch im Fachhandel.
Spitex- und Pro-Senectute-Organisationen, in Swisscom-Shops und auch im Fachhandel.
Notfall-Uhren
Von der Firma Limmex gib es einfache Notrufuhren, die ohne Basisstation auskommen: Dank integrierter SIM-Karte, Lautsprecher und Mikrofon ist ein Hilferuf von unterwegs per Tastendruck immer möglich. Wird ein Alarm ausgelöst, kann man auch innerhalb von 60 Minuten auf die Uhr anrufen. Der Akku hält bis zu sieben Tage, Bild 5.
Ein ähnliches Konzept verfolgt der Hersteller SmartWatcher (smartwatcher.com/ch). Auch seine Uhren verfügen über einen Alarmknopf, mit dem je nach Abo Bekannte oder die Notrufzentrale angerufen werden. Diese Uhr hat zudem einen Inaktivitätssensor. Das heisst, sie merkt, wenn sich jemand nicht bewegt, und löst selbst Alarm aus.
Ausserdem sind die Modelle Essence und Essence Deluxe mit einer Geo-Funktion ausgestattet: Verlässt der Träger ein vordefiniertes Gebiet, wird der Alarm ausgelöst. Die Funktion heisst Geofencing.
Die SmartWatcher-Uhren können jederzeit Anrufe annehmen. Wer sie trägt, ist somit immer erreichbar. Die einfachere Essence-Variante gibt es ab 349 Franken, das Deluxe-Modell kostet 429 Franken, Bild 6.
Auch bei SmartWatcher muss ein Abonnement gelöst werden, damit die Alarmierung funktioniert. Es sind drei Abos verfügbar:
- Familie & Freunde: Die Notfallkontakte werden via SmartWatcher-App auf ihrem Smartphone alarmiert (10 Franken/Monat).
- Familie & Freunde Plus: Die Notfallkontakte werden via Anruf alarmiert und in eine Telefonkonferenz eingebunden (20 Franken/Monat).
- Notrufzentrale: Der Notruf wird an eine rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale weitergeleitet (30 Franken/Monat).
Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die Aidwatch (aidwatch.ch), eine Notrufuhr mit integrierter SIM-Karte, Lautsprecher und Mikrofon. Sie wird explizit für Bedürfnisse im Alter, beim Outdoor-Sport und für Arbeitssicherheit angepriesen.
Die Uhr verfügt über zwei Alarmknöpfe, die je mit einer Notfallnummer hinterlegt werden können, und bietet auch eine Sturzerkennung. Zudem ist es möglich, ein Aufenthaltsgebiet zu definieren; wird es verlassen, werden Notfallkontakte alarmiert. Eine weitere nützliche Funktion der Uhr nennt sich Zielalarm: Die Kontakte werden informiert, sobald ein Ort erreicht wurde, Bild 7.
Grundsätzlich kann jede aussenstehende Person auf die Uhr anrufen. Es ist aber auch möglich, diese Funktion auf die Notfallkontakte und maximal fünf weitere Personen zu beschränken.
Die Aidwatch wird nicht gekauft, sondern gemietet. Sie kostet 49 Franken pro Monat oder 539 Franken pro Jahr. Die Mindestlaufzeit des Vertrags beträgt ein Jahr.
Smartwatches und Notfall-App
Es muss nicht extra ein spezielles Gerät oder Abo sein: Auch einige Smartwatches kennen Notruffunktionen. Wer eine Apple-Watch Series 4 oder neuer besitzt, kann unter Umständen ganz auf die beschriebenen Systeme verzichten: Wenn die Smartwatch schwere Stürze erkennt, gibt sie einen Alarmton aus und zeigt auf dem Display eine Meldung an, Bild 8. Der Träger oder die Trägerin kann nun entweder einen Notruf absenden oder die Meldung mit Antippen von «Mir geht’s gut» quittieren. Reagiert man nicht innerhalb einer Minute, beginnt ein 30-sekündiger Countdown, bevor der Alarm ausgelöst wird. Danach werden alle Notfallkontakte per Nachricht über den Alarm und den Standort der gestürzten Person informiert.
Auch Samsungs Galaxy Watch3 hat einen Sturzsensor; genau wie die Samsung Watch Active 2. Hier startet ebenfalls ein Countdown, wird er nicht rechtzeitig abgebrochen, werden die Notfallkontakte alarmiert und der letzte erfasste Standort übermittelt, Bild 9.
Notfall-App fürs Handy
Wer ganz auf ein zusätzliches Gerät – also einen Alarmknopf oder eine Notrufuhr – verzichten möchte, kann auf eine App fürs Smartphone zurückgreifen. Ein Beispiel ist die in der Schweiz entwickelte App «Uepaa». Diese wird sowohl von Sportlern als auch von Firmen gerne eingesetzt.
Nebst den üblichen Alarmierungsfunktionen bietet die App zwei Funktionen, die sie besonders nützlich machen: Einerseits kann sie sogar an einem Ort ohne Netzabdeckung Personen alarmieren, welche die App ebenfalls installiert haben.
Andererseits informiert sie nicht nur die Notfallkontakte, sondern auch «Uepaa»-Nutzer in der unmittelbaren Umgebung. Das macht sie sowohl bei Outdoor-Sportlern als auch bei Arbeitern im Geländeeinsatz zu einem praktischen Begleiter. Mehr Infos und Download unter uepaa.ch, Bild 10.
Ein Safe für den Schlüssel
Das beste Notrufsystem nützt nichts, wenn die Helfer nicht zur Person vordringen können, die sich in einer Notlage befindet. Deshalb findet man bei den meisten Anbietern auch Schlüssel-Safes im Angebot. Das sind kleine robuste Kästchen aus Metall, die sich nur mit einem Zahlencode öffnen lassen.
Ersthelfer können so durch Eingabe des Codes an den Schlüssel gelangen – vorausgesetzt, der Code wurde in der Notrufzentrale hinterlegt. Ein solcher Safe ist zum Beispiel der KeySafe, der bei signakom.ch für 98 Franken angeboten wird, Bild 11.
Autor(in)
Beat
Rüdt