5G contra Wi-Fi: Wer ist wo stärker?
Wi-Fi 6 als neuer Standard
Zudem kommt mit Wi-Fi 6 (802.11ax) ein neuer Standard auf den Markt. Wi-Fi 6 soll eine neue WLAN-Ära einleiten, das zeigt sich allein schon im Namen. Während das IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers) frühere WLAN-Standards mit den Zusätzen 802.11 plus einer Buchstabenfolge wie etwa «ac» für die fünfte Generation bezeichnete, wird die sechste Generation neben dem Zusatz «ax» schlicht Wi-Fi 6 heissen.
Im Herbst möchte die Wi-Fi Alliance ein Programm zum Testen der Kompatibilität von Wi-Fi-6-Produkten starten. Anfang 2020 soll das IEEE den Standard finalisieren.
«Wi-Fi 6 erreicht eine maximale Geschwindigkeit von bis zu 4,8 GBit/s pro Client und ist damit bis zu 1,5-mal schneller als der aktuelle 802.11ac-Standard», erklärt Falko Binder von Cisco. Der neue Standard ist zudem darauf ausgelegt, eine Vielzahl von Datenströmen gleichzeitig ohne Verzögerungen zu verarbeiten. «Besonders bemerkbar wird sich dies machen, wenn viele Geräte gleichzeitig mit dem Internet verbunden sind - etwa auf Messen oder an Flughäfen», so Binder.
Michael Müller von Lancom verweist in diesem Zusammenhang auch auf das breite Feld der IoT-Anwendungen. «Bei diesen transportiert eine schnell wachsende Zahl an Endgeräten meist nur geringe Datenmengen, da ist eine möglichst effiziente Bandbreitennutzung, wie sie Wi-Fi 6 ermöglicht, von entscheidender Bedeutung.»
“Wi-Fi 6 erreicht eine maximale Geschwindigkeit von bis zu 4,8 GBit/s pro Client und ist damit bis zu 1,5-mal schneller als der aktuelle ac-Standard.„
Falko Binder, Head of Enterprise Networking Architecture bei Cisco Deutschland
Michael Müller ist überzeugt: «Wi-Fi 6 wird die Leistungsfähigkeit von WLAN als stationäre Drahtlostechnologie massiv erhöhen. Ihre jeweiligen Anwendungsbereiche werden sich beide Technologien - WLAN und 5G - jedoch weiterhin entsprechend ihren naturgemässen Stärken untereinander aufteilen.»
Wi-Fi-6-Palette wächst
An das Potenzial des neuen WLAN-Standards glauben offensichtlich auch die Ausrüster. Zwei Beispiele: AVM stellte auf die IFA Anfang September drei Fritzboxen mit Wi-Fi-6-Unterstützung vor. Und Cisco präsentierte schon im Frühsommer eine Reihe Lösungen, mit denen Firmen Wi-Fi 6 implementieren können, darunter die Wi-Fi-6-tauglichen Access-Points der Serien Cisco Catalyst 9100 und Cisco Meraki MR, die zudem weitere im IoT verwendete Protokolle verstehen, darunter BLE, Zigbee und Thread.
Wie Gordon Thomson von der Enterprise-Networking-Abteilung bei Cisco ausführt, ergeben sich mit der jüngsten WLAN-Generation im Zusammenspiel mit der Mobilfunktechnik 5G zahlreiche Business-Cases für Firmen. Thomson betont, dass die Umsetzung von Wi-Fi 6 bei Cisco mit 5G Hand in Hand gehe, und nennt als ein Anwendungsbeispiel die verbesserte Automatisierung bei einem Grossunternehmen. Bislang hätten nur ganze Paletten in dessen Lager mit Funktechniken automatisiert verschoben werden können. «In Zukunft sollen die einzelnen Produkte verfolgt werden können, und zwar von der Lagerhalle bis in den Lkw», führt er aus.
Und auch die Haustechnik könne dank Wi-Fi 6 revolutioniert werden. So sind laut Thomson künftig etwa Szenarien denkbar, bei denen Beleuchtung und Temperatur für jeden Mitarbeiter definiert werden könnten. «Zudem wird es möglich sein, dass der Angestellte sein ,Arbeitsklima‘ sogar mitnehmen kann, wenn er seinen Arbeitsplatz im Gebäude verschiebt.»