Mesh-Netzwerke
16.12.2019, 14:40 Uhr
Das Mesh-Netzwerk von A bis Z
Mesh-Netzwerke sorgen für ein lückenloses, schnelles Internet im ganzen Haus. Bestehende Mesh-Netze lassen sich mittels Satelliten einfach erweitern.
Unser Ratgeber zeigt, welche Optionen Sie haben, damit Ihr Heimnetzwerk bis in die hinterste Ecke funkt – und welche Geräte geeignet sind.
Sie haben sich ein neues Mesh-Netzwerkset gekauft, stellen aber nach der Inbetriebnahme fest, dass es in der Wohnung immer noch Funklöcher gibt? Dieser Ratgeber liefert nicht nur wichtige Tipps vor dem Kauf, sondern zeigt auch, welche Zusatzgeräte die Hersteller anbieten, damit schnelles Internet auch wirklich in die letzten verborgenen Winkel im Haus getragen wird. Dazu haben wir die Erweiterungs-Adapter von insgesamt acht grossen Herstellern getestet, die Mesh-Netzwerksets anbieten. Dabei wurde das Starterset respektive das Mesh-fähige Gerät des Herstellers um den angebotenen Mesh-Adapter erweitert.
Getestet wurden die Inbetriebnahme via App, der Leistungs- und Reichweitenzuwachs sowie die Ausstattung der Adapter. Es gibt keinen eindeutigen Testsieger, da gleich drei Geräte die höchste Punktzahl erreicht haben. Sie finden die Einzeltests dazu in den entsprechenden Boxen. Zudem gibt es die ausführliche Tabelle mit allen Details und Ergebnissen zu den Testkandidaten. Unsere Tempomessungen sind in der Tabelle auf Seite 3 aufgeführt. Für die Messung wurde eine 500 MB grosse Datei vom Test-PC auf ein Notebook respektive Smartphone hin- und zurückkopiert. Im ersten Schritt haben wir die Mesh-Router-Systeme (je eine Basis und ein Satellit) im Treppenaufgang gleichmässig verteilt. Danach wurde jedes Set um einen Satelliten ergänzt und das Tempo gemessen.
Was ist ein Mesh-Netzwerk?
Unter einem Mesh-Netzwerk versteht man ein miteinander verzahntes Netzwerk. Dabei wird das Netzwerk nicht mehr nur von einem einzigen Router gestemmt, sondern von weiteren Zugangspunkten, die auch als Satelliten bezeichnet werden. Das «kleinste» Mesh-Set besteht aus einem Basisgerät und einem Satelliten. Durch weitere Satelliten lassen sich grossflächige Mesh-Netzwerke aufbauen, die über mehrere Stockwerke und Räume ein stabiles und schnelles Netzwerk respektive Internet bieten. Die Satellitengeräte dienen also dazu, das Netzwerk zu erweitern oder es bezüglich Tempo und Reichweite zu optimieren.
Wie arbeiten Mesh-Systeme genau?
Mesh-Geräte funktionieren zweigleisig: Zum einen stellt jedes ein eigenes, schnelles WLAN-Signal bereit. Zum anderen bindet sich jeder Mesh-Adapter an einen in Reichweite befindlichen zweiten Netzwerkknoten und fungiert so als Signalverstärker für das gesamte Netzwerk. Das Elegante aus Sicht des Anwenders: Für die Benutzer ist der ganze Mesh-Verbund nur unter einem Netzwerknamen (SSID = Service Set Identifier) erreichbar. Dabei findet der Wechsel von Knoten zu Knoten fliessend statt. Der Nutzer wird automatisch mit dem stärksten Signal des nächstgelegenen Mesh-Routers versorgt – ohne Verzögerungen oder Funkaussetzer. Oft sprechen Hersteller in diesem Zusammenhang auch von Tri-Band-Geräten. Diese bieten insgesamt drei Frequenzbänder. Zwei dieser Bänder senden und empfangen im 5-GHz-Bereich, eines im 2,4-GHz-Bereich Die Idee dabei: Auf einem der beiden 5-GHz-Bänder kommunizieren sämtliche dem Netzwerk zugehörige Mesh-Geräte untereinander. Dieses ist also exklusiv für den Datentransfer zwischen den Netzwerkknoten reserviert. Auf dem zweiten 5-GHz-Band sowie auf dem 2,4-GHz-Band nehmen die Netzwerkknoten hingegen Kontakt zu den angebundenen Endgeräten auf.
Vorteile, Kosten und Inbetriebnahme
Was sind die Vorteile?
Dank der hohen Datenraten und Reichweiten einzelner Adapter von 185 Quadratmetern (Einzel-Adapter) bis über 500 Quadratmeter (Startersets) sind die Mesh-Geräte geradezu prädestiniert, um ein schnelles Netzwerk in den eigenen vier Wänden, dem kompletten Haus (vom Keller bis zum Dach) und auch ausserhalb auf der Terrasse bereitzustellen.
Ein weiterer Vorteil der Mesh-Netzwerke: Sind in der Wohnung Rigips-, Betonwände, Wasserrohe oder eine Fussbodenheizung verbaut, kann es bei herkömmlichen WLAN-Systemen zu Abbrüchen des Funksignals kommen. Mesh-Lösungen fangen dies auf.
Auch aufgrund der hohen Skalierbarkeit mit weiteren Adaptern sind die Geräte erste Wahl, wenn es ums Streamen von Videos, Spielen oder Übertragen grosser Datenmengen über das Netzwerk geht. Und: Dank Gbit-LAN-Ports können die Mesh-Geräte Daten auch per Kabel an Fernseher, Netzwerkspeicher, Spielkonsolen oder Abspielgeräte wie Blu-ray-Player senden.
Was kostet mich das?
Mesh-Sets der ersten Generation waren mit Anfangspreisen von 250 bis über 500 Franken recht teuer. Mittlerweile sind diese Top-Modelle aber günstiger geworden, zumal Hersteller auch preiswerte Startersets anbieten, die zwar nicht ganz so leistungsstark wie die Spitzenmodelle sind, aber dennoch genug Tempo und hochwertige Ausstattungsmerkmale bieten, um problemlos Wohnungen, Häuser und Endgeräte mit schnellem WLAN zu versorgen.
Der Preis für einzelne Satelliten hängt von deren Leistungsfähigkeit (Tempo und Reichweite) sowie den Ausstattungsmerkmalen ab. Der in dieser Kaufberatung günstigste getestete Satellit Lyra MAP-AC2200 kommt vom Hersteller Asus und kostet Fr. 130.05. Das teuerste Modell ist Zyxels Multy X Mesh (WSQ5010) und kostet 219 Franken.
Wie erfolgt die Inbetriebnahme?
Die Installation ist einfach und innert weniger Minuten per Smartphone durchgeführt. Dabei läuft sie immer nach dem gleichen Prinzip ab. Im ersten Schritt verbindet man die Basis des Mesh-Systems per LAN-Kabel mit einer freien LAN-Buchse am Modem-Router und schaltet sie ein. Danach installiert man die herstellereigene App, die per Assistent den ersten Mesh-Router findet und an den Haupt-Router ankoppelt. Im Anschluss werden die weiteren Satelliten in der Wohnung positioniert. Im nachfolgenden Synchronisierungsprozess, der automatisch abläuft, verbinden sich Basis und Satellit(en), um das Mesh-Netzwerk untereinander aufzubauen. Die erfolgreiche Synchronisierung nimmt in der Regel nur ein bis zwei Minuten in Anspruch und wird meist durch eine LED angezeigt. Danach ist das Netzwerk betriebsbereit.
Im nächsten Schritt werden die Endgeräte wie PC, Notebook oder Smartphone mit dem WLAN des Mesh-Systems verbunden. Die Zugangsparameter sind im Beiblatt sowie direkt auf der (Unter-)Seite der Mesh-Geräte zu finden. Sie bestehen aus der SSID, also dem Netzwerknamen, und dem WLAN-Netzwerkschlüssel. Letzterer wird benötigt, damit das Endgerät (Notebook, Smartphone, Tablet, TV etc.) sicher und verschlüsselt auf das System zugreifen kann. Um die WLAN-Verbindung herzustellen, sucht man in der WLAN-Funktion seines Notebooks, PCs etc. den Netzwerknamen des Mesh-Systems, verbindet sich damit und trägt auf Anfrage den Schlüssel ein. Daraufhin haben Sie ab sofort Zugang zum Netzwerk respektive Internet, sofern einer der Mesh-Router am Haupt-Router (dem Router mit Internetzugang) angeschlossen wurde.
Im letzten Schritt erfolgt die Konfiguration des Mesh-Systems mittels Smartphone. Dabei können wichtige Einstellungen wie beispielsweise der Gastzugang oder auch eine Kindersicherung vorgenommen und auf das Mesh-Netz ausgedehnt werden.
Spezialfall Devolo, Testübersicht: Übertragungstempo und Fazit
Spezialfall Devolo
Devolo verbindet bei Magic 2 die Mesh-Funktionalität mithilfe der Powerline-Technologie. Die Powerline-Communications-Technik, kurz PLC, nutzt die herkömmlichen 230-V-Stromleitungen in Wohnungen und Häusern als Trägermedium für das Netzwerk. Damit wird eine gewöhnliche Steckdose zur «Netzwerksteckdose». Zur Übermittlung werden die Daten umgewandelt und auf ein Trägersignal aufmoduliert, das durch die Leitungen geschickt wird. Am Endpunkt wird aus dem «gepackten» Signal das Nutzsignal wieder zurückgewonnen. Damit sich Strom- und Datennetz nicht gegenseitig stören, benutzen die Geräte Filter, die beispielsweise dafür sorgen, dass der Einschaltstrom einer Stehlampe oder auch magnetische Felder von Boxen, Mikrowellen oder Fremdsignale von DECT-Telefonen das Nutzsignal nicht negativ beeinflussen. Weitere Eigenheit ist die MIMO-Funktion (Multiple Input Multiple Output). Dabei nutzt jeder Powerline-Adapter alle drei zur Verfügung stehenden Adern des Stromkreises (Phase L, Neutralleiter N und Schutzleiter PE), um ein schnelles und stabiles Gbit-Powerline-Netzwerk zu realisieren. Mit bis zu 2400 Mbit/s und einer typischen Reichweite von bis zu 500 Metern kann das Magic-2-Set auch für sehr grosse Räume benutzt werden.
Und zu guter Letzt: Das Devolo-System kombiniert die schnelle Powerline-Technologie mit WLAN-Funk, um den Netzwerkradius weiter zu steigern.
Kauftipp: Devolo Magic 2 2-1-1
Mit Magic 2 setzt Devolo als einziger Hersteller im Testfeld auf Powerline, das zur Übertragung die bereits vorhandenen Stromleitungen im Haus nutzt. Zusätzlich bieten die Geräte WLAN, um ein noch grösseres, flächendeckendes Mesh-System aufzubauen.
Das für den Reichweitentest zum Einsatz kommende 2-1-2-Set besteht aus zwei Netzwerk-Adaptern, einer Basis und einem Satelliten-Adapter. Ergänzt wurde dies um den zusätzlichen Adapter Magic 2 2-1-1.
Die komplette Installation verläuft ohne Software und ist kinderleicht. Im Powerline-Tempotest überzeugte Magic 2 mit sehr hohen Datenraten von 700 Mbit/s bis knapp 900 Mbit/s. Damit ist das Starterset prädestiniert für 4K-Videostreaming, Gaming sowie Zugriffe auf Netzwerkspeicher, um grosse Dateien im Netzwerk von A nach B zu transferieren. Wird auf den in den Satelliten verbauten WLAN-Access-Point zurückgegriffen, funkt Magic 2 mit 866 Mbit/s. In unserem Test blieben davon noch im besten Fall 480 Mbit/s übrig, auf dem zweiten Stockwerk waren es 205 Mbit/s.
Genauso zuverlässig wie der Mesh-Verbund arbeitet, überzeugt auch die neue, kostenlose Devolo-App «Home Network». Mit ihr lassen sich typische Funktionen wie eine Kindersicherung oder auch ein Gästenetzwerk aufbauen. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Ältere Devolo-Adapter lassen sich mit der neuen Magic-Variante nicht koppeln, da sie beide auf einen unterschiedlichen Übertragungsstandard setzen. Immerhin können sie aber noch im gleichen Haus parallel (also in unterschiedlichen Netzwerken) betrieben werden.
Fazit: Mit Devolos Magic 2 2-1-1 lassen sich, dank schnellem und stabilem Mesh-Netz auch grosse Datenströme unterbrechungsfrei von A nach B bewegen.
Fazit: Netzwerk ohne Lücken
Mesh-Systeme bieten das, was sich Nutzer längst wünschen: Sie sind sehr einfach zu installieren, extrem leistungsstark und decken dank ihrer enormen Reichweite den kompletten Wohnraum mit schnellem LAN/WLAN ab.
Kauftipp: Netgear Orbi Outdoor RBS50Y-200EUS
Mit dem Orbi Outdoor lanciert Netgear ein Mesh-fähiges Netzwerkgerät, das als Satellit für den Aussenbereich zum Einsatz kommt. Das Modell kann aber auch an jeden beliebigen Router angeschlossen werden und so als Repeater die Reichweite vergrössern. Sofern bereits ein Orbi-Set im Einsatz ist, lässt sich ein bestehendes Mesh-Netzwerk für den Aussen- sowie Innenbereich massiv erweitern.
Das Gerät besteht aus einem wetterfesten, robusten Hartplastikchassis. Auf der Geräterückseite sind Knöpfe angebracht, um die LED ein- und auszuschalten, den Router zu resetten sowie auch aus- und einzuschalten. Gefunkt wird in drei Frequenzbereichen. Das leistungsfähigere der beiden 5-GHz-Frequenzbänder verwendet der Outdoor-Orbi dazu, um sich mit bereits bestehenden Orbis zu koppeln. Verwalten lässt sich der Outdoor-Orbi mit der gleichnamigen App. Im Test haben wir das Gerät an ein bestehendes Orbi-RBK50-Set angeschlossen.
Wie sich der Outdoor-Orbi koppeln lässt, ist ziemlich einfach. Dazu wird das Gerät zuerst an einer Steckdose angeschlossen. Nach knapp einer Minute hat sich das Gerät fertig initialisiert und die LED beginnt, durchgängig weiss zu leuchten.
Das um den Outdoor-Orbi erweiterte Zweier-Set verbesserte seine Abdeckung auf der dritten Etage auf 105 Mbit/s, sodass wir unterm Strich in unserem dreistöckigen Haus wie auch im anliegenden Aussenbereich auf eine lückenlose Netzwerkverbindung zurückgreifen konnten.
Fazit: Mit Orbis Outdoor RBS050Y-200 lässt sich ein bestehendes Netzwerk drinnen und vor allem auch draussen erweitern. Die Installation ist schnell erledigt, der Betrieb sicher und stabil.
Am meisten haben uns die Geräte von AVM, Devolo und Netgear überzeugt – auch bezüglich Preis. Unsere vierte Empfehlung: Sind Sie bereits im Besitz eines hochwertigen Mesh-Sets, bleiben Sie diesem treu. Erweitern Sie es einfach mit einem der in der Tabelle auf Seite 2 passenden Satelliten desselben Herstellers. Auch damit profitieren Sie unterm Strich von einem spürbaren Gewinn an Geschwindigkeit und Reichweite in Ihrem Netzwerk.
AV M Fritz!Repeater 3000
Bei AV Ms Fritz!Repeater 3000 handelt es sich um ein Netzwerkgerät, das die Reichweite in einem WLAN signifikant erhöhen soll. Das Gerät deckt zwei 5-GHz-Bänder und ein 2,4 GHz-Band ab. Ausstattungsseitig sind noch zwei Gbit-Ports in das Chassis integriert. Ein USB-Port fehlt.
In unserem Test haben wir als Haupt-Router eine Fritz!Box 7590 verwendet. Router und Repeater waren damit in der Lage, ein gemeinsames Mesh-Netzwerk aufzubauen.
Die Installation ging superschnell: In unserem Test wurden Router und Repeater in 10 Sekunden aufeinander geeicht und konnten danach schon das Mesh-Netzwerk aufbauen. Um ein Client-Gerät (Smartphone etc.) mit dem Mesh-Netzwerk zu verbinden, genügte es, das neue Mesh-Netzwerk auszuwählen. Netzwerkschlüssel inklusive Funktionen wie Zeitschaltuhr oder auch Kindersicherung der zuvor bereits im Einsatz befindlichen Fritz!Box wurden vom Repeater 1:1 übernommen.
Im Tempo- und Reichweitentest hinterliess unser Mesh-Netzwerk einen starken Eindruck. Mit der Fritz!Box 7590 und zwei Repeatern gelang es uns, ein dreistöckiges Haus komplett mit schnellem WLAN zu versorgen. Gemessen wurde ein maximaler Datendurchsatz von 570 Mbit/s. Auf der dritten Etage waren es immerhin noch 135 Mbit/s. Das reichte locker aus, um mehrere 4K-Videostreams ruckelfrei wiederzugeben.
Fazit: AV Ms Fritz!Repeater 3000 ist ein solides, einfach zu installierendes und reichweitenstarkes Netzwerkgerät für einen stabilen Mesh-Verbund.