Forschungsprojekt 05.08.2014, 09:10 Uhr

"Aktivhaus B10" zeigt smarte Energiesteuerung

In Stuttgart wurde das Forschungsprojekt "Aktivhaus B10" eröffnet. Das Smart Home erzeugt mehr Energie, als es verbraucht, und ist via App mit dem Besitzer und zwei Elektro-Smarts vernetzt.
(Quelle: Zooey Braun, Stuttgart
)
In der geschichtsträchtigen Weissenhof-Siedlung in Stuttgart verwirklichten in den späten 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereits Architektur-Koryphäen wie Walter Gropius oder Le Corbusier ihre Vorstellungen vom modernen Wohnen - nun wurde dort mit dem Aktivhaus B10 ein Zukunftshaus mit weitreichender Vernetzung und intelligenter Energieversorgung eröffnet.
Für die Gebäudesteuerung in dem Haus zeichnet AlphaEOS verantwortlich. Das Unternehmen hat ein selbstlernendes Steuerungssystem entwickelt, das alle technischen Systeme - inklusive Elektro-Smart in der Garage - vernetzt und die Energieströme im Gebäude "vorausschauend lenkt". Das System lernt dabei nach einiger Zeit den Tagesablauf der Bewohner kennen und passt sich dementsprechend an.

Heizen und Waschen läuft automatisch

Wenn ein Bewohner beispielsweise mit seinem Smart den Heimweg von der Arbeit antritt, beginnt das Haus mit dem Anheben der Raumtemperatur und startet die Waschmaschine. Dabei werden zum einen die GPS-Daten des Smarts genutzt, zum anderen die Positionsdaten des Smartphones. In den Heiz- oder Waschplan wird ausserdem auch die errechnete Ankunftszeit einbezogen, um eine möglichst genaue Steuerung zu erreichen.
Fährt der Smart in die Garagenauffahrt, dann öffnet sich selbständig das Tor, und im Haus wird die vorher programmierte Lichtstimmung aktiviert. Beim Verlassen des Hauses wiederum sorgt die smarte Steuerung dafür, dass alle Lichter ausgehen, alle Fenster geschlossen sind und der Herd ausgeschaltet wird.

Clevere Energiesteigerung

Über die von AlphaEOS programmierte App lassen sich alle Funktionen auch aus der Ferne steuern und überwachen. Bei der Programmierung wurde "eine dynamische und kontextabhängige Bedienoberfläche umgesetzt", die sich an Jahres- und Tageszeit sowie die Gewohnheiten der Nutzer anpassen soll. So rücken beispielsweise bei Dunkelheit die Bedienelemente zur Lichtsteuerung in den Vordergrund, oder die Elemente des Lademanagements, wenn die Elektroautos geladen werden müssen.
Mittels Solar-Panelen erzeugt das von Werner Sobek gestaltete Haus doppelt so viel Energie, wie es selbst benötigt. Mit dem gewonnenen Überschuss können zwei Elektroautos und das benachbarte Weissenhofmuseum versorgt werden. Über die intelligente Steuerung erkennt das Haus, wann es sinnvoll ist, überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen, und wann der beste Zeitpunkt für stromhungrige Anwendungen wie Wäschewaschen ist.
Das Aktivhaus B10 ist jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr für Besichtigungen geöffnet. Für die Zukunft ist geplant, dass zwei Personen dort wohnen und arbeiten, die kontinuierlich gesammelten Daten werden unter anderem durch ein Forscherteam der Universität Stuttgart ausgewertet. Das Projekt wird unterstützt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Mit Smart-Home-Projekten befasst sich auch Google. Der Suchgigant hat Anfang 2014 für 3,2 Milliarden US-Dollar den Thermostat-Hersteller Nest gekauft, der seit Juni auch Daten über die Nutzer an Google weiterleitet - wenn die User zugestimmt haben.



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