Ego-Shooter
16.10.2018, 13:10 Uhr
Hands-on: Call of Duty: Black Ops 4
Mit «Call of Duty: Black Ops 4» stürmt der wohl wichtigste Ego-Shooter des Jahres in die Läden... Lesen Sie hier, was Sie erwartet – es lohnt sich.
100 Spieler gehen rein, einer kommt raus. Mit diesem simplen, aber taktisch überaus fordernden Spielprinzip eroberte «PlayerUnknown’s Battlegrounds» im Frühjahr 2017 die Herzen von Shooter-Fans aus aller Welt und machte das Subgenre Battle Royale nach und nach salonfähig. Heute, mehr als eineinhalb Jahre später, ist Battle Royale eines DER Trendthemen im Gaming-Bereich. Und ein Grund dafür, dass sich Treyarch und Activision im Rahmen der Entwicklung von «Black Ops 4» entschlossen, die Kampagne zu streichen und durch eben diesen Spielmodus zu ersetzen. Richtig gelesen, eine bombastisch inszenierte Story-Kampagne, die uns serientypisch kreuz und quer über den Globus führt, sucht man hier leider vergebens.
Die Alternative? Tonnenweise Mehrspieler-Action, welche Treyarch auf drei zentrale Modi verteilt. Los geht’s im klassischen Multiplayer-Komplex. Das Wichtigste gleich vorweg: Bevor Sie sich in acht verschiedenen Spielvarianten auf 14 verschiedenen Karten austoben, sollten Sie einen Abstecher in das brandneue Specialist HQ wagen. Wie der Name schon andeutet, geht es hier in erster Linie darum, die zehn Multiplayer-Charaktere (Spezialisten genannt) kennenzulernen.
Tolles Aufwärm-Training für Anfänger
Mittel zum Zweck sind interaktive «Onboarding»-Missionen. Angeleitet von einem hochmotivierten Instruktor erfahren Sie in diesen alles über die Spezialausrüstung eines jeden Helden.
Neuzugang Recon zum Beispiel unterstützt seine Kameraden mit Sensorpfeilen, die die Position von Gegnern aufdecken, während Ajax unter anderem hochwirksame Blendgranaten schleudert und dank massivem Ballistikschild Feindprojektile mit Leichtigkeit abwehrt.
Einmal die Onboarding-Mission abgehakt, folgt eine cool geschnittene Zwischensequenz, die die Hintergrundgeschichte des jeweiligen Spezialisten kurz zusammenfasst. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber in vielen Fällen wird’s richtig blutig und zuweilen auch ziemlich mysteriös.
Abgerundet wird das Tutorial für jeden Helden von einer Skirmish-Partie gegen KI-gesteuerte Bots. Der Schwierigkeitsgrad hält sich allerdings in Grenzen. Die Folge: Auch Neulinge feiern schnell erste Erfolgserlebnisse und bekommen Lust, online gegen Gegner aus Fleisch und Blut anzutreten. Gut gemacht Treyarch!
Ba-ba-Banküberfall
Sei es nun Team Deathmatch, Free-For-All, Search & Destroy, Domination, Hardpoint oder Kill Confirmed – die mitgelieferten Modi-Klassiker spielen sich gewohnt rasant. Noch mehr Spass hatten wir allerdings mit den beiden Modi-Neuzugängen, allen voran Heist. Aufgabe hier: Einen im Level platzierten Geldkoffer finden und dann sicher zu einem Extraktionspunkt bringen, wo ihn wenig später ein Helikopter abtransportiert.
Doch Vorsicht: Jeder Spieler verfügt in jeder Runde nur über ein Leben, was dem Ganzen eine Extraportion Taktik einimpft. Hinzu kommt, dass jeder erfolgreiche Abtransport Geld in die Teamkasse spült, das dann wiederum für den Kauf besserer Ausrüstung und Waffen verwendet werden darf. Kennt man aus «Counter-Strike», funktioniert hier ähnlich gut und hat durchaus Chancen, neue «Call of Duty»-E-Sport-Disziplin zu werden!
Ähnlich taktisch fühlt sich Control an, eine Spielvariante, bei der Ihr Team zwei Kontrollpunkte auf der Karte abwechselnd angreift und dann verteidigt. Die Herausforderung dabei: Jede Mannschaft verfügt über eine begrenzte Anzahl an Respawns, die sie besser nicht leichtfertig aufs Spiel setzt.
Lob in diesem Zusammenhang an das Leveldesign-Team, welches Sie mal wieder an viele detailliert ausgearbeitete Schauplätze in aller Welt entführt. Schmuggler-Versteck an der Küste Kolumbiens, havariertes Atom-U-Boot in der Arktis, Luxus-Hacienda in Spanien, kollabierter Highway in Japan – für Abwechslung ist gesorgt!
Blackout kurz erklärt und Wie eine hochdosierte Adrenalin-Injektion!
Blackout kurz erklärt
Der reguläre Multiplayer-Modus macht Laune, keine Frage. Eine noch höhere Anziehungskraft geht gleichwohl von «Blackout» aus – Treyarchs eingangs erwähnter Battle-Royale-Variante. Zunächst die Grundlagen: Gespielt wird wie bei der Konkurrenz entweder solo, in 2er-Teams oder als 4er-Squad.
Einmal für einen Modus entschieden, folgt die sogenannte Deployment Phase. Sie dauert solange, bis die Matchmaking-Routinen alle Spieler (im Squads-Modus bis zu 100) in eine Session zusammengebracht haben. In der Zwischenzeit ist wie bei «PUBG» und Co. Experimentieren angesagt. Sie dürfen also die gigantische Karte frei erkunden, mit den verschiedenen Waffen hantieren oder die verschiedenen Vehikel zu einer kleinen Spritztour ausführen.
Genügend Spieler beisammen, werden alle Teilnehmer sodann in Hubschrauber gepfercht, die nun auf einem zufällig definierten Kurs über die Karte rauschen. Die Spieler springen ab, landen, sammeln Waffen und Ausrüstung und bekriegen sich im Anschluss solange, bis nur noch ein Team übrig. Typisch Battle Royale: Damit sich die Kontrahenten trotz riesigem Schlachtfeld auch finden, lässt eine Schaden verursachende Energiebarriere (hier Kreiskollaps genannt) die «sichere Zone» immer weiter schrumpfen. Soweit so bekannt.
Wie eine hochdosierte Adrenalin-Injektion!
Dass sich «Blackout» trotzdem frisch und einzigartig anfühlt, hat viele Gründe. Wow-Faktor Numero eins: Performance! Alles läuft konstant flüssig mit 60 Bildern pro Sekunde und ist praktisch frei von störenden Grafikfehlern und anderen Wehwehchen, wie man sie beispielsweise aus «PUBG» für die reguläre Xbox One kennt.
Highlight Numero zwei: Beim Design der riesigen Karte mit ihren 14 zentralen Locations hat Treyarch voll ins Schwarze getroffen. Im Nordosten etwa stossen Sie auf einen riesigen Staudamm samt Wasserkraftwerk; im Südosten erhebt sich ein ganzes Feld an zum Teil schwer in Mitleidenschaft gezogenen Windrädern; im Südwesten können Sie auf einem gigantischen Containerfrachter landen und Nuketown Island vor der Westküste ist ohnehin der Kracher. Ganz einfach deswegen, weil die Entwickler eine der wohl beliebtesten Multiplayer-Karten der Serie hernahmen und einfach direkt in das Layout der Blackout-Karte integrierten. Brillant!
Schaut man genau hin, fallen zudem noch viele weitere solcher Multiplayer-inspirierten Locations ins Auge. Der Bereich Firing Range zum Beispiel dürfte Veteranen hinlänglich bekannt sein, ebenso wie Array («Black Ops 1»), Estates («Modern Warfare 2») und Asylum («World at War»).
Zähe Zombies und Fazit
Zähe Zombies, praktische Perk-Kisten
Apropos Asylum: Hier – und an weiteren Orten auf der Karte – schleichen KI-gesteuerte Zombies durch die Gegend und brennen förmlich darauf, Sie in Stücke zu reissen. Nehmen Sie das Duell trotzdem an und schicken die Wiedergänger zurück in die Hölle, kredenzt «Blackout» zur Belohnung coole Zombies-Spezialwaffen wie die Ray Gun und die Monkey Bomb.
Ein weiteres Relikt aus dem Zombies-Modus ist die sogenannte Mystery Box, eine Waffenkiste, die besonders wertvollen, nach dem Zufallsprinzip zusammengestellten Loot bereithält. Das Problem: Eine riesige, vertikal aufsteigende Lichtsäule zeigt ihre Position für jeden klar sichtbar in der Spielwelt an. Die Chancen, dass man anderen Beutejägern über den Weg läuft, sind also vergleichsweise hoch. Was bleibt, ist ein toller Risiko-vs-Belohung-Mechanismus!
Toll fanden wir darüber hinaus die überall verstreuten Kisten, die einen von insgesamt 21 Perks bereithalten und sich nach längerem Spielen als echte «Gamechanger» entpuppten. Der Mobility-Perk zum Beispiel erlaubt es Ihnen, 300 Sekunden lang schneller zu laufen und schneller die Waffen zu wechseln. Zudem erleiden Sie keinen Sturzschaden, können Waffen und Ausrüstung selbst beim Rennen verwenden und sogar von einem kleinen Tempo-Schub profitieren, sobald Sie nachladen. Oder wie wäre es mit Iron Lungs? Dieser Perk stärkt Ihre Lungenkapazität temporär, was längeres Atmen unter Wasser sowie längeres Luftanhalten beim Abfeuern von Sniper-Gewehren ermöglicht. All das und mehr sorgt für eine zusätzliche Prise Taktik, die nicht nur Profi-Spielern zusagen dürfte.
Unser erstes Fazit
Sie haben «Black Ops» in der Vergangenheit vorrangig aufgrund seiner verrückten, cineastisch inszenierten Geschichte gespielt? In diesem Fall werden Sie «Black Ops 4» trotz Specialist HQ und üppiger Zombies-Kampagnen mit Bot-Support wahrscheinlich nur bedingt etwas abgewinnen können. Wer jedoch schon in der Vergangenheit stets mehr Zeit im Mehrspieler-Modus verbrachte als in der Kampagne, für den ist «Black Ops 4» eine kleine Offenbarung.
Das gilt natürlich im Speziellen für den mitreissenden Blackout-Modus. NPC-Zombies, Helikopter, Perk-System, Eastereggs, nahtlos integrierte Retro-Karten – einfach grossartig, wie viele tolle Ideen Treyarch hier umgesetzt hat und wie gut sich diese Ideen in das «Black Ops»-Universum einfügen.
Doch auch der klassische Multiplayer-Part sprudelt vor spannenden Neuerungen: Heist- und Control-Modus, umgekrempeltes Health-System, vier neue und sechs überarbeitete Spezialisten, 14 abwechslungsreiche Karten verteilt über den halben Globus – vor lauter Inhalten weiss man anfangs gar nicht, wo man anfangen soll. Gleiches gilt für den Zombies-Modus mit seinen höchst unterschiedlichen Szenarien, die wir im finalen Test nächste Woche noch genauer unter die Lupe nehmen.
Sei es nun die mit weitläufigen Arealen gespickte Kolosseum-Karte «IX», die deutlich engere Titanic-Karte «Voyage of Dispair» oder die düsteren Alcatraz-Gemäuer in «Blood of the Dead» – hier ist für jeden Zombies-Begeisterten etwas dabei! Nicht zuletzt, weil man nun erstmals auch mal solo mit Bot-Unterstützung losziehen darf und dabei – zumindest in begrenztem Masse – ein bisschen Kampagnen-Feeling erlebt.