God of War (2018) angespielt
Stark, stärker, Kriegsgott
Neue Helden-Fähigkeiten waren schon immer ein Markenzeichen der «God of War»-Reihe. Diesmal aber treibt Sony Santa Monica Studios das Prinzip auf die Spitze und offeriert mehr als 65 verschiedene Talent-Upgrades, die sich jeweils in Form von zwei Techtrees auf die drei unterschiedlichen Waffen verteilen. «Vernichtender Sturm» etwa bewirkt, dass sich die Leviathan-Axt kurzzeitig wie eine Hyäne im Körper eines Gegners festbeisst und diesen bewegungsunfähig macht. Wichtig in diesem Zusammenhang: Jeder getötete Widersacher beschert Kratos Erfahrungspunkte. Sind bestimmte XP-Vorgaben erreicht, stehen weitere Fähigkeiten-Upgrades zur Verfügung.
Abgerundet wird das Fortschritts-System durch interessante Crafting-Elemente. Denn während unser Heldenduo Midgard und andere Welten der nordischen Mythologie erkundet, stösst es immer wieder auf Sammel-Ressourcen, wie beispielsweise Metalle und magische Objekte. Bringt man diese nun zu einem Zwerg namens Brok, nutzt er die Materialien, um die Ausrüstung der Helden Schritt für Schritt zu verbessern.
Vierfach ausblanciert
Zugegeben, auf dem ersten Schwierigkeitsgrad – hier passend «Give Me A Story» genannt – spielt neues Rüstzeug kaum eine Rolle. Wer sich jedoch auf «Give Me A Balanced Experience» oder «Give Me A Challenge» durchschlagen will, wird das vielschichtige Upgrade-System schnell zu schätzen wissen. Auf der Suche nach einer ganz besonderen Herausforderung? In diesem Fall schon jetzt eine Warnung, denn auf «Give Me God of War» – der höchsten Schwierigkeitsstufe – wirds richtig hart. So hart, dass selbst Spieldirektor Barlog eingesteht, nicht weiter als Level zwei gekommen zu sein.
Doch egal für welche Stufe Sie sich am Ende entscheiden, sobald die zentrale Geschichte abgehakt wurde, ist «God of War» noch längst nicht vorbei. Vielmehr kann jeder die riesige, in Dutzende Bereiche unterteilte Spielwelt nun weiter frei erkunden und auf diese Weise eine Vielzahl zusätzlicher Inhalte entdecken. Zitat von Barlog, der schon an zahlreichen «God of War»-Spielen in leitender Position mitwirkte: «Ich habe noch niemals zuvor in einem Spiel so viele Geheimnisse integriert wie in diesem. Sie sind wirklich überall.»
Und technisch? Lassen die Kalifornier ebenfalls nichts anbrennen. Die Action sieht schlichtweg grandios aus, läuft konstant flüssig mit 30 Bildern pro Sekunde und zählt zweifelsohne zum Schönsten, was PS4-Enthusiasten in naher Zukunft spielen können.
Ausblick
Obwohl das neue «God of War» mit vielen Serien-Traditionen bricht und Kratos zudem einiger beliebter Fähigkeiten beraubt (Schwimmen zum Beispiel kann er nicht mehr und auch die Schmuddel-Minispiele wurden gestrichen), fühlt sich das Gebotene einfach grossartig an. Sei es nun das clever überarbeitete Kampfsystem, die viel offener angelegte Spielwelt oder die deutlich komplexeren Upgrade-Mechanismen – man merkt einfach überall, dass Cory Barlog und sein Team bewusst Risiken eingehen, um die Serie in eine neue, aufregende Richtung zu lenken. Besonders gespannt sind wir gleichwohl, wie es mit der Geschichte weitergeht. Sie nämlich birgt das grösste Evolutionspotenzial und zeigt was passiert, wenn aus Dauer-Wüterich Kratos plötzlich ein engagierter Familienvater wird, der alles daransetzt, seinen Jungen auf den rechten Weg zu losten. Dass ihm dabei ausgerechnet seine eigene Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung machen könnte, ist einerseits tragisch – aus erzählerischer Sicht aber auch ziemlich genial und Nährboden für unzählige Überraschungen. In diesem Sinne: Es lohnt sich, den 20. April im Kalender rot anzustreichen!