God of War (2018) angespielt
Vielschichtige Vater-Sohn-Beziehung
Fans erinnern sich: In allen bisherigen Serienteilen kämpfte Kratos stets allein. Nicht so im neuen «God of War». Hier kann der ehemalige Heerführer aus Sparta zu jeder Zeit auf die Hilfe seines Sprösslings zählen. Denn Atreus ist ein treffsicherer Fernkämpfer und nimmt Feinde mit seinem Bogen automatisch aufs Korn. Zwar richten Atreus' Pfeilattacken anfangs nur wenig Schaden an, dafür aber lassen sie die sogenannte Benommenheitsanzeige eines Opfers in die Höhe schnellen. Komplett gefüllt beginnt der Feind schliesslich zu taumeln und kann nun mit einem gewohnt brutalen Finishing-Move abserviert werden. Wundern Sie sich also nicht, wenn der Spartaner Feinde unter anderem in zwei Hälften reisst oder ihnen rabiat den Schädel zerstampft.
Spannend für Taktiker: Obwohl Atreus in der Regel völlig selbstständig angreift, können wir ihm durch Drücken der Quadrattaste ganz konkrete Zielvorgaben erteilen. Letzteres macht zum Beispiel dann Sinn, wenn es darum geht, nacheinander schwer verwundete Gegner aus dem Verkehr zu ziehen. Aber auch in vielen Endgegnerduellen kann ein perfekt platzierter Pfeil auf die Schwachstelle einer Kreatur wahre Wunder wirken.
Helfer an allen Fronten
Nebst seiner Rolle als Bogenschütze entziffert Atreus zudem die überall in der Spielwelt verteilten nordischen Runen und kommentiert das Geschehen, sofern er dies für sinnvoll erachtet. In unübersichtlichen Situationen zum Beispiel warnt er seinen Vater, wenn dieser von hinten angegriffen wird; in Puzzle-Abschnitten wiederum unterbreitet er nützliche Tipps und lotst den Spieler so in die richtige Richtung. Kurzum: Atreus ist vorbildlicher Sidekick und zu keiner Zeit der im Vorfeld vermutete Klotz am Bein.
Hinzu kommt: Durch die ständige Interaktion und Kommunikation zwischen den beiden Protagonisten profitiert natürlich auch die erzählerische Komponente. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber allein die Tatsache, dass Atreus im Spielverlauf mehr und mehr über die bewegte Vergangenheit seines Vaters erfährt, sorgt für eine ganz eigene, mitreissende Dynamik. Das Interessante hierbei: Der Zuschauer spürt, dass Kratos genau diese Vergangenheitsbewältigung nur in Teilen zulassen will, um seinen Jungen zu schützen. Genau dadurch jedoch schürt er Atreus' Neugier und provoziert Konflikte, die das Potenzial haben, den Plot in ganz neue, unvorhersehbare Richtungen zu lenken. Was zum Beispiel würde geschehen, wenn jemand Atreus erzählt, dass Kratos seine damalige Frau Lysandra und seine Tochter Calliope (wenn auch nicht absichtlich) niedergemetzelt hat? Könnte Atreus diese Wahrheit ertragen? Oder würde es ihm das Herz brechen?