Lagebericht des NDB
18.05.2021, 18:36 Uhr
Zunehmende Cyberbedrohung für die Schweiz
Der Bundesrat hat den aktuellen Bericht des NDB zur Bedrohungslage der Schweiz verabschiedet und veröffentlicht. Die Nachrichtendienstler erwähnen darin auch zunehmend Cybergefahren.
Angriffe über die Lieferkette werden vom NDB zunehmend als Bedrohung für die Schweiz angesehen
(Quelle: NDB)
Der Bundesrat hat dieser Tage den jährlichen Bericht zur Beurteilung der Bedrohungslage gemäss Artikel 70 des Nachrichtendienstgesetzes (NDG) verabschiedet. Der Bericht wurde vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB) erstellt, bezieht sich auf die im NDG genannten Bedrohungen sowie auf sicherheitspolitisch bedeutsame Vorgänge im Ausland und lässt sich von dieser Seite des VBS herunterladen.
Noch liegt der Fokus des Reports «Sicherheit Schweiz 2020» auf möglichen physische Bedrohungen durch das sicherheitspolitische Verhalten von Gross- und Regionalmächten weltweit sowie durch Terrorismus und internen Extremismus. Gerade im Pandemiejahr 2020 stellt der NDB aber auch eine zunehmende Bedrohung aus dem Cyberraum fest. So führe Digitalisierung und Vernetzung zu einer starken Zunahme von Spionage im Cyberraum.
Zunehmend digital sind auch die Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Hier würden staatliche wie nichtstaatliche Akteure neben physischen Angriffen auch Cybermittel einsetzen. Die Motive für solche Angriffe können laut NDB gewaltextremistischer, terroristischer, nachrichtendienstlicher, aber auch machtpolitischer oder finanzieller Natur sein.
Home Office und Lieferkette als Gefahrenherde
Beschleunigte Digitalisierungsbestrebungen, zum Beispiel um Fernzugriffe und damit das Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen, bergen gemäss dem Bericht das Risiko, dass der Sicherheit nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird und grössere Datenmengen gestohlen werden können. Damit vergrössere sich die potenzielle Angriffsfläche bei kritischen Infrastrukturen: teilweise direkt, aber auch indirekt über die Lieferketten, also über die Verflechtung von Kunden und Dienstleistern, heisst es weiter.
Gerade die zahlreichen Unternehmen in der Schweiz, die Zubehör und spezialisierte Dienstleistungen für den Betrieb kritischer Infrastrukturen im In- und Ausland anböten, könnten für kriminelle, das heisst finanziell motivierte Akteure, aber auch für Akteure mit staatlichem Hintergrund interessante Ziele darstellen, urteilt der NDB. Solche Angriffe über die Zulieferkette kommen demnach weiterhin vor (vgl. hierzu auch den Computerworld-Hintergrundartikel zum Thema).
Mit einer Zunahme von staatlichen und kriminell motivierten Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen sei weiterhin zu rechnen. «Kurz- bis mittelfristig sind weitere direkte Angriffe kriminellen Ursprungs auf den Werkplatz Schweiz zu erwarten, ebenso wie Angriffe staatlicher Akteure, die aus monetärem Interesse erfolgen oder der Spionage gegen politische und wirtschaftliche Ziele dienen», erwartet der NDB in seinem Lagebericht.