Swico-Jahresmedienkonferenz 21.01.2020, 16:44 Uhr

Schweizer ICT-Branche übertrifft Prognosen

Der ICT-Markt in der Schweiz gedeiht prächtig. Gemäss aktuellen Zahlen des EITO ist die Branche 2019 um 4,0 Prozent gewachsen, und damit kräftiger als vor einem Jahr vorausgesagt.
Der Schweizer ICT-Markt soll auch 2020 um über zwei Prozent zulagen
(Quelle: EITO in Zusammenarbeit mit IDC)
Die Schweizer ICT-Industrie (Informations- und Kommunikationstechnik) bleibt ein wahrer Wachstumsmotor. Dies belegen aktuelle Zahlen des European Information Observatory (EITO), die an der Jahresmedienkonferenz des Branchenverbands Swico bekannt gegeben wurden. Demnach legte der Markt 2019 um 4,0 Prozent zu und konnte damit kräftiger wachsen als vor einem Jahr prognostiziert wurde. Damals war von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen worden. Auch 2020 sollte für die Branche rund laufen. EITO rechnet mit einem Wachstum von 2,2 Prozent.
Entsprechend gut ist auch die Stimmung der Branche. Dies zeigt der ICT-Index von Swico der für das erste Quartal 2020 einen Wert von 117,6 Punkte beträgt. Zum Vergleich vor einem Jahr wurde die Stimmung der Branche mit 115,3 angegeben. Wie Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen bei Swico, betonte, sei der aktuelle Wert der Vierthöchste in der unterdessen zehnjährigen Geschichte des Swico-ICT-Index.
Nach wie vor gehören IT-Services und Software zu den Haupttreibern des Schweizer ICT-Marktes. Diese sorgen gemäss EITO-Zahlen für ein Marktvolumen von 11,6 Milliarden, respektive 8,2 Milliarden Franken. Diese Segmente können auch ordentlich zulegen und weisen ein Plus von 3,7 und 7,2 Prozent auf (vgl. hierzu auch die Bilderstrecke).

Bildergalerie
Der Schweizer ICT-Markt 2019 in Zahlen

Hardware lief 2019 erstaunlich gut

Erstaunt haben die EITO-Marktforscher derweil die Entwicklung des helvetischen Hardware-Marktes, wie Axel Pols, Geschäftsführer Bitkom Research, bei der Präsentation der Zahlen meinte . Dieser konnte nämlich im letzten Jahr um sage und schreibe 11,8 Prozent zulegen. Zum Vergleich: Vor einem Jahr war man für 2019 von einem schrumpfenden Hardware-Markt in der Schweiz von minus 3,5 Prozent ausgegangen.
Axel Pols, Geschäftsführer Bitkom Research, erklärt das überraschende, letztjährige Hardware-Wachstum in der Schweiz
Quelle: Jens Stark/NMGZ
Pols gab denn auch mehrere Gründe für das grosse Plus in Sachen Hardware an. «Zum einen hat der Austausch von PC im Zusammenhang mit dem Umstieg auf Windows 10 im letzten Jahr nochmals stark zugenommen», meint er. Auch unabhängig davon würden viele Privat- und Firmenkunden von Desktop-Rechnern auf Notebooks umsteigen. Darüber hinaus lagen laut Pols auch die Investitionen in Storage, getrieben vom hohen Datenaufkommen in Sachen Digitalisierung, 2019 kräftig im Plus. Schliesslich nennt er den Cloud-Boom als treibende Kraft. Von der Erstellung neuer Rechenzentren profitierten nicht nur IT-Dienstleister und Software-Provider, sondern auch Hardware-Lieferanten, so Pols.

Fachkräftemangel als Hauptproblem

In der Schweizer ICT-Branche ist aber nicht nur alles eitel Sonnenschein. Sowohl Swico-Geschäftsführerin Judith Bellaiche als auch Swico-Präsident Andreas Knöpfli haben in ihren Voten den Fachkräftemangel in der Branche als Bremsklotz aufs Tapet gebracht. «Der Fachkräftemangel ist ein echter Wachstumshemmer», betont Bellaiche und schätzt auf Grund der Rückmeldungen von Swico-Mitgliedern, dass die Branche gut 20 Prozent mehr Wachstum haben könnte, wenn die Firmen für ihre Projekte genügend Personal anstellen könnten.
Auch Knöpfli berichtet, dass viele Projekte nicht in der Schweiz umgesetzt werden könnten, weil die entsprechenden Leute fehlten. Bellaiche warnte daher vor der Einengung der Personenfreizügigkeit und forderte attraktivere Anstellungsbedingungen von Experten aus EU-Drittstaaten sowie eine Flexibilisierung des Arbeitsgesetzes.
Swico-Geschäftsführerin Judith Bellaiche beklagt den Fachkräftemangel
Quelle: Jens Stark/NMGZ
Bellaiche wandte sich in diesem Zusammenhang vehemend gegen die sogenannte «Bregenzungs-Initiative», über die am 17. Mai 2020 abgestimmt wird. Deren Auswirkungen wären für die ICT-Branche «katastrophal», so die Swico-Geschäftsführerin und GLP-Nationalrätin. Selbst wenn die Initiative nicht durchkomme, was nach Meinung von Bellaiche wahrscheinlich sei, wirke sich die Abstimmung störend auf das Geschäft der ICT-Industrie aus, da die Planungssicherheit der Unternehmen beeinträchtigt würde.

Swico will politisch aktiver werden

Aber auch auf technologischem Terrain rechnet Bellaiche mit Störmanövern. So steige hierzulande der Widerstand gegen und die Skepsis gegenüber der 5G-Mobilfunktechnik. «Die Initiativen gegen 5G sind störend für uns als Digitalindustrie und die zunehmende Skepsis in der Bevölkerung ist der Branche ebenfalls nicht förderlich», ist Bellaiche überzeugt.
Generell will Bellaiche, dass sich der Branchenverband Swico vermehrt zu Wort meldet und zeigte anhand des Politradars 2020 auf, welche Themen besonders ins Visier genommen werden sollen. «Wir müssen und stärker politisch engagieren», meint sie folglich.
Die dringlichsten Themen im Swico-Politradar sind rot eingezeichnet. Ebenfalls aufmerksam beobachtet der Verband die gelben Diskussionen
Quelle: Swico
Aber auch ganz praktisch will der Verband sich einbringen, etwa im Kampf gegen den Fachkräftemangel. So verwies Bellaiche auf die am Samstag anstehende Eröffnung des «Swico ICT Campus» an der Universität Zürich-Irchel, bei der junge ICT-Talente gefördert werden sollen (Computerworld berichtete).



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