Lesen, Rechnen, Problemlösen
15.12.2024, 07:51 Uhr
Schweiz liegt in allen drei getesteten Kompetenzen über dem OECD-Durchschnitt
Im Lesen, in Alltagsmathematik und im Problemlösen weisen die Erwachsenen in der Schweiz im internationalen Vergleich überdurchschnittliche Werte aus. Trotzdem haben ungefähr 30% der 16- bis 65-Jährigen in mindestens einem dieser drei Bereiche geringe Kompetenzen.
Dies entspricht rund 1,67 Millionen Personen. Unterschiede bei den Kompetenzen lassen sich unter anderem zwischen Personen mit unterschiedlichem Bildungsniveau, Alter, sowie unterschiedlicher Hauptsprache oder Herkunft feststellen. Dies zeigt der nationale Bericht des Bundesamtes für Statistik (BFS) zu den ersten Resultaten des zweiten Zyklus des Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) der OECD. Die Resultate bestärken den Bund in seinen Bemühungen, die Grundkompetenzen von Erwachsenen mit gezielten Fördermassnahmen zu unterstützen.
Im internationalen Vergleich erreichen Finnland, Japan, Schweden, Norwegen und die Niederlande in allen drei Kompetenzbereiche (Lesen, Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen) die höchsten Werte. Die durchschnittlichen Kompetenzwerte der Schweiz liegen in allen Bereichen signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Neben der Schweiz und den bereits erwähnten Ländern ist dies auch in Kanada, Dänemark, England (Vereinigtes Königreich), Estland, Flandern (Belgien) und Deutschland der Fall.
Kaum Unterschiede zwischen den Sprach- und Grossregionen
Innerhalb der Schweiz gibt es kaum Kompetenzunterschiede zwischen den Sprach- und Grossregionen. In Zürich und im Espace Mittelland liegen die gemessenen Werte leicht über dem Schweizer Durchschnitt, während sie sich in der Genferseeregion und in der Ostschweiz leicht darunter befinden.
Lesekompetenz nimmt mit dem Alter ab
Mit zunehmendem Alter sinken die Kompetenzen. Von den 56- bis 65-Jährigen haben leicht über 30% geringe Lesekompetenzen, bei den 16- bis 25-Jährigen sind es nur 10%. Ähnlich sieht es bei den anderen zwei Bereichen Alltagsmathematik und adaptives Problemlösen aus. Auch unter der Berücksichtigung weiterer Merkmale (z.B. Bildungsniveau) bleiben Unterschiede zwischen den Altersgruppen bestehen.
Klare Kompetenzunterschiede nach Bildungsniveau
Mit steigendem Bildungsstand steigen auch die Kompetenzen. Von den Personen ohne nachobligatorischen Schulabschluss haben in allen drei Bereichen über 40% geringe Kompetenzen. Bereits mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II halbiert sich dieser Anteil annähernd.
Übereinstimmung von Test- und Hauptsprache beeinflusst Kompetenzniveau positiv
Kompetenzunterschiede lassen sich auch zwischen Personen mit unterschiedlichem Migrations- und Sprachprofil feststellen. Generell zeigen Personen mit Schweizer Nationalität oder die in der Schweiz geboren sind bessere Ergebnisse als in die Schweiz eingewanderte Personen. Dasselbe gilt für Personen, bei denen die Hauptsprache mit der Testsprache übereinstimmt, im Vergleich zu Personen, bei denen dies nicht der Fall ist. Entsprechend weisen Personen, die aus Nachbarländern in die Schweiz eingewandert sind, ähnliche Kompetenzwerte aus, wie Personen mit Schweizer Nationalität oder Geburtsland Schweiz. Dies im Gegensatz zu Personen aus anderen EU27/EFTA oder Drittstaaten. Allerdings lässt sich ein grosser Teil der gefundenen Unterschiede nach Migrations- und Sprachprofil auch mit Unterschieden in der Altersstruktur und dem Bildungsstand erklären.
Geringe Kompetenzen in mindestens einem Bereich für rund 1,67 Millionen Personen
Im Lesen haben 22% (1,25 Millionen Personen), in der Alltagsmathematik knapp 19% (1,06 Millionen Personen) und im adaptiven Problemlösen 24% (1,38 Millionen Personen) der untersuchten Bevölkerung geringe Kompetenzen. 15% weisen in allen drei Bereichen tiefe Werte aus. Weitere 6% haben in zwei Kompetenzen grosse Defizite, die restlichen 9% nur in einer (2,5% nur im Lesen, 1,5% nur in Alltagsmathematik und 4,7% nur im Problemlösen). Insgesamt sind rund 1,67 Millionen Personen in mindestens einem Bereich von geringen Kompetenzen betroffen. Die grosse Mehrheit dieser Gruppe ist erwerbstätig.
Bund fördert Grundkompetenzen von Erwachsenen
Der Bund unterstützt Erwachsene beim Erwerb von Grundkompetenzen. Diese sind sowohl für die Gesellschaft als auch für die Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Die Förderung basiert auf unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen. So ermöglicht beispielsweise das Bundesgesetz über die Weiterbildung den Kantonen, Programme zur Förderung der Grundkompetenzen anzubieten. Weiter können Sprachkurse als arbeitsmarktliche Massnahmen für registrierte arbeitslose Personen im Rahmen des Arbeitslosenversicherungsgesetzes oder im Rahmen der kantonalen Integrationsprogramme KIP für neu zugezogene Migrantinnen und Migranten erfolgen. Dank den Erkenntnissen aus der internationalen Studie PIAAC kann der Bund seine Förderstrategien gezielt verbessern. Die gewonnenen Daten helfen, die Massnahmen effektiver auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abzustimmen. Um die Wirksamkeit der Programme zu erhöhen, arbeitet der Bund eng mit interkantonalen und nationalen Gremien zusammen. Ziel ist es, den Erwachsenen in der Schweiz die Kompetenzen zu vermitteln, die sie in Beruf und Alltag brauchen.
Verfügbarkeit der Resultate
Diese Mitteilung wurde auf der Basis des Verhaltenskodex der europäischen Statistiken geprüft. Er stellt Unabhängigkeit, Integrität und Rechenschaftspflicht der nationalen und gemeinschaftlichen statistischen Stellen sicher. Die privilegierten Zugänge werden kontrolliert und sind unter Embargo.
Die Organe, die neben dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und dem Bundesamt für Statistik (BFS) an der Projektsteuerung und Finanzierung von PIAAC in der Schweiz beteiligt sind, namentlich das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Bundesamt für Sozialversicherung (BSV), hatten unter Einhaltung der Sperrfrist Zugang zu den Ergebnissen der Publikation. Zusätzlich trifft dies auch auf die Konferenz der Kantonsregierungen (KdK), die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) zu.