Was Kunden künftig wollen
30.10.2020, 18:21 Uhr
Neue Zugpferde für die Schweizer ICT-Branche
Corona lenkt den Weltenlauf – auch den der ICT-Branche. Die wirtschaftliche Unsicherheit und neue Arbeitsformen prägen die Projektagenda sowie die Kundenansprache. Neue Zugpferde ziehen das Business aus der Corona-Misere.
Krisen waren schon immer ein Katalysator für Entwicklungssprünge. Das ist auch bei der Corona-Krise der Fall. Das Virus hat uns aus heiterem Himmel getroffen und viele dazu gezwungen, Prozesse voranzutreiben, über die man bis jetzt kaum nachdachte. Alle Pläne und Prioritäten, die im Januar und Februar definiert wurden, seien nun zur Makulatur verkommen, heisst es beispielhaft beim Fachverband swissICT. «Corona hat die Arbeitswelt per Schleudersitz in die digitale Zukunft katapultiert», ergänzt Thomas Hersche, Country Manager des ERP-Anbieters Sage Schweiz. Das Virus habe einen Wandel bewirkt, der sonstgedauert hätte. «Was seit Jahren ein Diskussionsthema war, ist jetzt plötzlich Realität», stellt Thomas Köberl fest, der beim Mitbewerber Abacus das Marketing verantwortet.
“Corona hat die Arbeitswelt per Schleudersitz in die digitale Zukunft katapultiert„
Thomas Hersche, Sage Schweiz
Wer digital nicht fit ist, hat ein Problem
Corona bereitet vielen Unternehmen Sorgen. «Firmen mit geringem Digitalisierungsgrad hatten im Lockdown Probleme, den normalen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten», konstatiert Karl Heinz Mosbach, Geschäftsführer von ELO Digital Office. Peter Lenz, Managing Director T-Systems Region Alpine Schweiz und Österreich, schlussfolgert: «Es braucht eine neue Art des Denkens und Handelns.» Dieses Umdenken müssten die Führungskräfte in den Unternehmen vorleben. «Vielen Mitarbeitern fehlen die notwendigen digitalen Kompetenzen», warnt Digicomp-CEO Peter Kupper. Corona habe diese Schwäche aufgezeigt. Dem pflichtet auch Mosbach bei. Das Virus habe Schwachstellen gnadenlos offengelegt, etwa im Gesundheitswesen oder in Geschäfts- und Verwaltungsprozessen.
Digitalisierungs-Booster Corona
Die befragten Unternehmen in der IT-Branche profitieren aber auch von der Situation. Corona wird zum Zugpferd. Adesso Schweiz vermeldet zum Beispiel eine höhere Nachfrage nach Cloud-Lösungen. Im Kundenkontakt seien Chat- und Telefonbots gefragt sowie KI-gestützte Systeme, die E-Mails und Dokumente automatisiert verarbeiten. Roman Hugelshofer, Managing Director Application Security und Geschäftsleitungsmitglied von Ergon, konstatiert einenvermehrten Einsatz von digitalen Mitteln in Schulen und einen boomenden bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Dies könnte kaum jemand besser bestätigen als Markus Fuhrer, Leiter IT & Operations und Krisenmanager beim Finanzdienstleister PostFinance. Fuhrer stellt fest, dass die Nutzungszahlen der Bezahl-App Twint durch Corona explosionsartig in die Höhe schnellten, da seither viel mehr online eingekauft wird. Der Anteil an bargeldlosen Zahlungen mit der PostFinance Card habe ebenfalls zugenommen.
Den Betrieb am Laufen halten
ELO-Manager Mosbach führt aus, dass die Kunden seit dem Ausbruch der Corona-Krise vor allem wissen wollen, wie die Organisation und Prozesse am Laufen gehalten werden können. «Oft konnten die Massnahmen zur Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben und virtuellen Lösungen nicht schnell genug gehen», sagt Mosbach. Der Sicherheitsanbieter InfoGuard erhielt viele Anfragen zum ThemaServices, sicheres Home Office und Kollaboration.
“Oft konnten die Massnahmen zur Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben und virtuellen Lösungen nicht schnell genug gehen„
Karl Heinz Mosbach, ELO
Ein zentrales Thema bei den Kunden von itesys ist Business Continuity, wie Tanja Schöller mitteilt, Head of Marketing & Business Development Manager von itesys. Viele der Kunden würden sich nun vermehrt Gedanken darüber machen, ob der Betrieb ihrer kritischen SAP-Systeme wirklich gesichert sei. Auch bei Lake Solutions führte Corona zueinem Arbeitsschub. Die Kunden greifen beim Aufbau von Home-Office-Strukturen vermehrt auf die Dienstleistungen der Ricoh-Tochter zurück. Auch für Installationen, die den Remote-Zugriff aus dem Home Office sicherstellen, ist die Nachfrage gestiegen.
Cloud-Provider EveryWare profitiert ebenfalls von der Krise. So wollten die Kunden während des Lockdowns vor allem wissen, wie sie den Betrieb der Rechenzentren, Plattformen und Services während dieser Phase sicherstellen können. Bezüglich der Services habe es vermehrt Anfragen für den Ausbau von Home-Office- und Collaboration-Modellen gegeben. Ein praktischer Effekt: Der Austausch mit den Kunden habe sich in dieser schwierigen Zeit eher intensiviert, schreibt das Unternehmen auf Anfrage.
Wo bitte gehts nach New Work?
Laut Abacus Software ist der Trend hin zu Web-basierten Lösungen ungebrochen: Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete man beim Ostschweizer Software-Hersteller in diesem Segment ein Plus von über 30 Prozent. Und bei Aspectra gibt es mehr Anfragen zu Cloud- und Home-Office-Lösungen. Anwender und Software-Hersteller seien bemüht, papierlose Lösungen schneller zu lancieren, stellt Geschäftsführer Kaspar Geiser fest. Ihm zufolge ist den Anwenderunternehmen nun bewusst geworden, dass ein Teil der Arbeit aus standardisierten Abläufen bestehe. Diese müsse man nicht im Büro erledigen, das Home Office eigne sich gut dafür. Ähnlich sieht man das bei Adesso Schweiz: «Unsere Kunden, Partner und wir selbst haben realisiert, wie gut die Zusammenarbeit auch remote funktioniert», sagt Dominik Langer, Chief Digital and Innovation Officer.
“Wir haben realisiert, wie gut die Zusammenarbeit auch remote funktioniert„
Dominik Langer, Adesso Schweiz
Jede Organisation werde ihren eigenen Mix aus Home Office, Büro und Coworking-Spaces finden, ergänzt Niema Nazemi, Head of Collaboration von Cisco, und er prophezeit: «Die verteilte Teamarbeit wird bleiben.» Entsprechend gefragt seien denn auch Produkte für die dezentrale Zusammenarbeit. Gemäss Cisco Schweiz schnellten die Zugriffe auf die kostenlose Version der Collaboration-Lösung WebEx in den ersten Corona-Wochen um den Faktor 7 in die Höhe. Im April hätten eine halbe Milliarde Sitzungsteilnehmer rund 25 Milliarden Sitzungsprotokolle generiert – mehr als das Dreifache des Durchschnitts. Das trieb den Netzwerk-Traffic nach oben, wobei der verstärkte private Konsum seinen Teil dazu beitrug. Swisscom lässt verlauten, dass die Kunden während des Lockdowns mehr telefoniert und mehr TV geschaut haben. Beim Telko selbst waren während der ausserordentlichen Lage rund 90 Prozent der Mitarbeitenden im Home Office.
«Die Anwender sind bereit für das Home Office», sagt Marcel Schmid, Leiter Kommunikation bei CKW. Aber wird es sich auch etablieren? Laut verschiedenen Erhebungen wollen zwischen 30 und über 50 Prozent der Arbeitnehmenden auch nach dem Lockdown wenigstens teilweise im Home Office arbeiten, weiss man bei Abacus. Ein Grossteil der Mitarbeitenden schätze die Flexibilität, von zu Hause aus arbeiten zu können, sagt InfoGuard-CEO Thomas Meier. Viele Arbeitgeber hätten realisiert, dass Home Office besser funktioniere als gedacht. Es bringe zudem Einsparpotenziale mit sich, bringt es Adessos Langer auf den Punkt. Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass es nicht zu einem Paradigmenwechsel komme. Vielmehr dürften die Arbeitsmodelle komplementär eingesetzt werden. «Home Office wird uns sicher erhalten bleiben, jedoch nicht als Alternative zum Büro, sondern als Ergänzung», erklärt Nazemi.
Gemäss Geiser von Aspectra eignet sich das Arbeiten zu Hause für Administration, Ausbildung, Codieren und das Abarbeiten von Tickets. Er plädiert für ein 50:50-Modell: Die Hälfte der Arbeit soll frei von Bürozeiten und Standort erledigt werden, Sitzungen und Workshops aber im Büro stattfinden. Dieses Modell verfolgte im Lockdown auch PostFinance. Im Rochade-Modus arbeiteten 50 Prozent der Mitarbeitenden zu Hause und 50 Prozent im Büro. Gregor Kübler geht ebenfalls davon aus, dass sich eine Mischform etablieren wird. «Damit dies funktionieren kann, braucht es ganzheitliche Konzepte mit Handlungsanleitungen für Kommunikationswege, Anforderungen an die IT sowie Collaboration-Tools und Cyber Security», sagt der Head of Sales and Business Development von DataStore. Laut Digicomps Kupper haben Arbeitsplatzkonzepte, die flexible Arbeitszeiten und virtuelle Zusammenarbeit ermöglichen, in der Corona-Krise ihre Zukunftsfähigkeit bewiesen. Mitarbeiter müssten aber noch lernen, digitale Tools für die Zusammenarbeit effizienter zu nutzen.
Kinder, Kaffee, Kontrolle?
Für Ales Kupsky, Head of Application Services und stellvertretender CEO bei Avectris, ist das Home Office auch eine Kulturfrage. Es fordere neue Wege der Kollaboration und des Austausches und für die Mitarbeiterführung «auf Distanz» brauche es klar vereinbarte Ziele. Philipp Kronenberg rät Firmen, neue Teamrituale einzuführen. Der CEO von bbv Software Services meint damit unter anderem virtuelle Teamapéros, Remote-Stand-ups oder auch Staff Meetings. Bei IT-Problemen müsse man die Mitarbeitenden aktiv unterstützen. Die zwischenmenschlichen Dialoge zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden sollten geplant und forciert werden, führt Kronenberg weiter aus. Roman Hugelshofer, Managing Director Application Security und Mitglied der Geschäftsleitung von Ergon, stellt gar fest, dass abteilungs- und teamübergreifende Aktivitäten ohne spezifische Massnahmen kaum noch stattfinden würden.
Adessos Langer warnt davor, die Wichtigkeit des Austauschs zwischen Mitarbeitenden, wie er zum Beispiel in Kaffeepausen oder über Mittag stattfindet, zu unterschätzen. Für Home Office brauche es alternative Gefässe, um diesen Austausch zu ermöglichen. Vorgesetzte sollten zudem die individuellen Unterschiede zwischen den Mitarbeitenden berücksichtigen. Der introvertierte Mitarbeiter wähne sich vielleicht im Paradies, vernachlässige aber den Informationsaustausch mit seinen Kollegen. Extrovertierte Mitarbeiter könnten hingegen unter dem fehlenden Kontakt mit ihren Kolleginnen leiden.
Geiser von aspectra konstatiert einen Nachholbedarf beim Umgang mit der Arbeitszeit, der Arbeitsmethodik und dem Reporting. In diesen Punkten müssten HR-Spezialisten die Anwender schulen, da sonst rasch Unklarheiten zu Arbeitszeit, Kaffeepause und Kinderbetreuung aufkämen. Auch die Integration und die Weitergabe des Know-hows erfahrener Mitarbeiter sei im Home Office eine Herausforderung. Geiser warnt zudem davor, dass manche im Home Office zu viel arbeiten, dies aber niemandem mitteilen. Eine «soziale Kontrolle» unter Kollegen sei ohne physische Präsenz eben schwierig, gibt er zu bedenken.
Corona wird zum Risiko für die IT-Security
Remote Work stellt auch die IT-Abteilungen in den Unternehmen vor neue Herausforderungen. Ein heisses Thema ist dabei die IT-Sicherheit. Beim IT-Security-Spezialisten InfoGuard kletterte die Nachfrage nach Dienstleistungen wie CISO-as-a-Service, IT-Architektur-Leistungen, Sicherheitsaudits, Cyber Defence Services, Penetration Tests und Sicherheitsreviews nach oben. Und Kunden von terreActive prüfen verstärkt die Möglichkeit von Remote Management oder sogar die Auslagerung von Cyber Security Services.«Neue Lösungen müssen einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden und diese wurde bei einigen Firmen aus Zeitdruck weggelassen», stellt terreActive-CEO Urs Rufer fest. Er warnt: «Aus dem Blickwinkel der IT-Sicherheit ist der grösste Teil der Anwender nicht bereit für das Home Office.» Firmen liefen deswegen Gefahr, dass Hacker über Remote-User ins Netzwerk eindringen. Rufer empfiehlt darum Phishing- sowie Awareness-Trainings und mögliche Schwachstellen müssten gezielt analysiert werden.
“Aus dem Blickwinkel der IT-Sicherheit ist der grösste Teil der Anwender nicht bereit für das Home Office„
Urs Rufer, terreActive
Cyber Security höre nicht am Perimeter oder an der Haustüre des Unternehmens auf, schreibt DataStore. Mit «Bring Your Own Device» und Home Office seien die Anforderungen an die IT-Security und Kommunikationsinfrastruktur weiter gestiegen. Wichtige Themen sind laut InfoGuard die Zwei-Faktor-Authentifizierung, VPNs sowie Richtlinien bezüglich Datensicherheit und Security Awareness.
Webinare sind die neue Normalität
Gemäss Avectris gibt es bei den Kunden nicht nur einen höheren Bedarf nach neuen Arbeitsplatzkonzepten und papierlosen digitalen Arbeitsplätzen. Auch neue Formen von Verkaufsveranstaltungen und Webinaren verzeichnen enormen Zuwachs. Ein Beispiel dafür ist der ERP-Hersteller Abacus, der die meisten Schulungen für Partner und Endanwender sowie viele Beratungsleistungen nun online durchführt. Auf Webinare setzt man auch beim Energieversorger und Rechenzentrumsanbieter CKW.
Noch deutlicher trat dieser Trend bei Schulungsanbietern zutage. Laut Digicomps Geschäftsführer sind Schulungen zu den Themen MS Teams, digitale Kollaboration und Cloud aktuell sehr gefragt. «Corona hat uns ins kalte Wasser geworfen und uns gezwungen, unser bereits vorhandenes Konzept für einen didaktisch klugen Digitalunterricht früher und breiter als geplant umzusetzen», erklärt Peter Kupper. Bereits eine Woche nach dem Lockdown habe man die Präsenzkurse als interaktive und expertengeführte Virtual Live Trainings durchführen können. Bis heute habe es rund 400 virtuelle Schulungen gegeben. Für rund 3000 Teilnehmer sei zudem ein kostenloses Webinarangebot lanciert worden. 92 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihr Lernziel auch so zu erreichen. Und 50 Prozent würden eine Weiterbildung auch dann virtuell besuchen, wenn der Kurs als Präsenzunterricht angeboten werde.
Direktschaltung zum Kunden
bbv Software weist darauf hin, dass die Neukundengewinnung herausfordernder geworden ist. Die bisherigen Akquisitionskanäle und -methoden seien von einem Tag auf den anderen weggefallen. Bei den bestehenden Kunden ist die Situation anders. Zu ihnen scheint sich die Beziehung durch Corona eher verstärkt zu haben, sagt Geiser von Aspectra. Ihm zufolge ist die Kommunikation mit den Kunden direkter geworden. Gerne würden sich IT-Mitarbeiter hinter Chats, Tickets und E-Mails verstecken, mit dem Home Office sei die Bereitschaft nach gesprochenem und visuellem Austausch aber wieder gestiegen.
Auch bei Adesso findet die Kommunikation mit den Kunden nun vorwiegend über Collaborations-Tools mittels Chat und Videoconferencing statt. Die Zusammenarbeit sei so fokussierter als vor Corona, da für jede Besprechung gezielt ein Meeting aufgesetzt werden müsse. Die potenzielle Verfügbarkeit der Ansprechpartner sei ebenfalls gestiegen. Bei Avectris finden der Kontakt zu den Kunden und die Zusammenarbeit nun ebenfalls meist virtuell statt. Bei vielen Kunden habe man zusätzlich noch einen Vertreter als Berater und direkte Schnittstelle in deren Krisenstäbe entsendet.
Innovationsprojekte leiden
Gemäss den Ergebnissen der aktuellen Top-500-Erhebung von Computerworld haben Hype-Themen wie die Blockchain, Augmented und Virtual Reality sowie künstliche Intelligenz mit der Corona-Krise an Bedeutung verloren. Stattdessen stehen Kernaufgaben wie die Modernisierung der IT-Infrastruktur wieder im Vordergrund. Das ist nachvollziehbar: Wer weiss denn schon, wie lange die Krise anhält und wie lange Massnahmen wie etwa Kurzarbeit aufrechterhalten werden müssen? Da konzentriert man sich besser auf das, was wirklich wichtig erscheint. Dass Firmen während Corona Innovationsprojekte kurzfristig einfrieren, sei verständlich, erklärt Adesso-Manager Langer. Auf längere Sicht gesehen sei es aber essenziell, sich in Krisenzeiten neu zu erfinden und diese zukunftsträchtigen Projekte nicht zu vernachlässigen.
Die Bedeutung neuer Technologien sei durch die Krise aber nicht kleiner geworden, betont man bei Ergon: Distributed Ledger, Augmented Reality und Artificial Intelligence würden Chancen bieten, die den Anwenderunternehmen Wettbewerbsvorteile bringen. Kundenprojekte könne man trotz Corona fristgerecht abschliessen, manche sogar schneller als geplant. Eine digitale Bezahllösung für die Liechtensteinische Landesbank sei für den Sommer 2020 geplant gewesen, aber bereits Mitte April live gegangen.
Geiser sieht das kritischer: «In den letzten Jahren machte die Branche vermehrt übermotivierte Versprechen zu Themen AI/AR und Fintech.» Seit Corona hätten gerade Innovations- und Pilotprojekte Mühe, sich zu entwickeln. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich solche Projekte eher schlecht für das Home Office eignen. «Viele Kunden überlegen sich gut, ob sie ein Projekt stoppen», ergänzt Avectris-Mann Kupsky. Denn ein Stopp führe immer zu höheren Kosten. Bei den Kunden von Avectris würden aber die meisten Projekte wie geplant weiterlaufen. Auch InfoGuard teilt mit, trotz Corona alle Fristen einhalten zu können. BeiEveryWare gibt es ebenfalls keine Verzögerungen. Die längeren Lieferfristen für gewisse Hardware-Komponenten seien aber deutlich spürbar, schreibt das Unternehmen.
Ein Balanceakt mit ungewissem Ausgang
Entscheider in Anwenderunternehmen werden nun also noch genauer abwägen müssen, wie sie die voraussichtlich schrumpfenden Budget-Töpfe am besten verteilen. «In Krisensituationen muss der Fokus auf dem Liquiditätsmanagement liegen», bringt es bbv-CEO Kronenberg auf den Punkt. Alle Vorhaben seien daher im Kontext der Unsicherheit zu prüfen – und allenfalls zu stoppen, zu stunden oder zu beschleunigen.
“In Krisensituationen muss der Fokus auf dem Liquiditätsmanagement liegen„
Philipp Kronenberg, bbv Software Services
Schöller von itesys warnt davor, Projekte wie eine S/4Hana-Migration wegen Corona zu vernachlässigen. Ein Workshop könne helfen, nicht zu viel Zeit zu verlieren und mit einer Roadmap den Weg vorzubereiten. Es braucht also einen Mittelweg, wozu auch ELOs Mosbach rät: «Ich glaube, man wird eine Balance finden müssen, wichtige, langfristige Projekte nicht abzuwürgen und gleichzeitig andere Projekte konsequent in Angriff zu nehmen, um das Überleben eines Unternehmens zu sichern.»