Topsoft 2019
03.09.2019, 06:59 Uhr
Eine Messe zwischen Lob und Tadel
Ende August ist die Fachmesse für Business Software, Topsoft, zu Ende gegangen. Erstmals trafen sich Veranstalter und Besucher in der Umweltarena in Spreitenbach. Ein guter Entscheid, lobten die Aussteller die Organisatoren. Dennoch hagelte es teils deftige Kritik.
Laut Veranstalter haben rund 2000 Fachbesucher an zwei Tagen die Topsoft 2019 in der Umweltarena in Spreitenbach besucht.
(Quelle: NMGZ/Computerworld)
Die Fachmesse für Business Software, Topsoft, ist zu Ende. Während sich die Organisatoren zufrieden zeigen, ziehen die Aussteller eine gemischte Bilanz. Neben Anbietern, die zahlreiche Leads generieren konnten, standen sich andere die Beine in den Bauch und drohten teilweise damit, kommendes Jahr nicht mehr vor Ort zu sein.
Neue Location, bekannte Brands und Start-ups
Die grösste Veränderung in diesem Jahr war die Location. Der alte Ort, die Messehalle Zürich mag zwar komfortabler zu erreichen sein als die Umweltarena in Spreitenbach. Diese bot dafür andere Vorteile, wie ein Ortsbesuch zeigte: Helle Ausstellungsflächen, Übersichtlichkeit, kurze Laufwege zwischen Ständen und Workshop-Räumen und ein angenehmer Kaffee-Bereich der zum Verweilen, Reden und Netzwerken einlud. Das Vortragsprogramm bot Referate guter Rednerinnen und Redner. Zur Sprache kamen Themen wie New Work, digitale Ethik oder künstliche Intelligenz. Während der Stippvisite am zweiten Tag waren viele Stühle im Plenum besetzt.
Vor Ort waren neben Start-ups und neuen Anbietern auch bekannte und klingende Namen der Branche, die teils mit grossen Ständen präsent waren. Hierzu zählten allen voran Abacus, ELO und Opacc, die mit ihren Aufbauten, die Halle dominierten. Weiter bekannte Namen waren etwa Avectris mit ERPsourcing, Board, Comarch, proAlpha oder Seeburger.
Hohe Qualität der Fachbesucher
Pluspunkte vergaben die Aussteller für die Qualität der Besucher. Diese waren «top», wie verschiedene Herstellervertreter gegenüber der Redaktion sagten. Wer nach Spreitenbach kam, wollte sich über ERP, ECM und Co. informieren, oder hatte im Vorfeld bereits einen Termin vor Ort vereinbart. Die Messeorganisatoren verzeichneten rund 2000 Fachbesucher während zwei Tagen.
Bei Opacc zeigte man sich zufrieden was die Besucherzahlen anbelangt. «Wir konnten viele gute Gespräche führen und auch die Location ist zehnmal besser als die Messehalle Zürich», resümierte ein zufriedener Urs Amrein, Marketing-Manager beim ERP-Hersteller aus Rothenburg. Der Meinung war auch das Team am Comarch-Stand. Auch dort lobte man die Qualität der Besucher, denen man den jüngsten Release von Comarch ERP Enterprise in der Version 6.1 präsentierte.
Guter Dinge zeigte sich sich Accounto-CEO Alessandro Micera. Ihm zufolge war am ersten Messetag zwischen dem späten Vormittag und frühen Nachmittag viel los. Auch an seinem Stand, zeigten sich interessierte Besucher, was zu mehreren guten Leads geführt habe. Accounto unterstützt Unternehmen bei der Buchung von Abrechnungen. Kunden können beispielsweise ihre Spesenbelege mit dem Handy oder Mulitfunktionsgerät einscannen. Im Hintergrund wertet eine KI-gestützte Software die Belege aus und verbucht diese umgehend. Mit dem Service zielt das Start-up auf kleine Anwenderunternehmen. Eine wachsende Kundengruppe sind Treuhänder. Zudem ist die Software ist auch als Whitelabel-Lösung erhältlich.
Frustrierte Aussteller
Neben dem Lob hagelte es auch Kritik. «Wir waren wohl das letzte Mal dabei», «wenn man sich umschaut, sieht man 60 Aussteller und 50 Besucher» oder «wir haben einen Lead erzielt und uns sonst gut mit den Nachbarn unterhalten», monierten mehrere unglückliche Aussteller. Allerdings gibt es jedes Jahr Kritiker, die sich deutlich mehr Besucher wünschen.
Manch traditioneller ERP-Vertreter monierte auch die Anwesenheit von Apps-Start-ups oder Digital-Marketing-Firmen. Die seien eher branchenfremd und keine klassischen ERP-Anbieter. Das verwässere das Konzept der ursprünglichen ERP-Messe.
Es gab auch nachdenkliche Stimmen, die das Konzept einer Fachmesse an sich in Frage stellten und überlegten, ob es vielleicht andere Event-Plattformen bräuchte. Ausserdem seien Kunden heute gut informiert und laden geeignete Anbieter zu sich zum Gespräch ein.
Während des Redaktionsrundgangs am Vormittag des zweiten Tages waren tatsächlich eher wenig Besucher unterwegs, so dass man sich angesichts der sich unterhaltenden Aussteller stellenweise auf einem Networking-Event der ERP-Branche wähnte. Dafür sassen umso mehr Besucher in den Vorträgen.
Ob das einen Effekt auf den Besucherandrang an den Ständen hatte? Kaum, denn direkt neben einem vollbesetzten Vortrag war der Ausstellungsbereich von WebGate, einem Anbieter von Individualsoftware und Prozessdigitalisierung. Der Stand hätte kaum besser gefüllt sein können. Auf den Sofas unterhielten sich Besucher, andere informierten sich am Tresen dahinter bei den Vertretern über die Lösungen der Firma und die an der Messe vorgestellten Fallbeispiele.
Fazit
Die Topsoft-Veranstalter haben es auch dieses Jahr geschafft mit einem angepassten Konzept gute Hersteller und ihre Integrationspartner für die Messe zu gewinnen. Für die Organisation gab es übrigens meist gute Noten. «Die Messeorganisation ist top», hiess es stellvertretend am Stand des ELO-Partners Abprex.
Aufgrund des guten Feedbacks, dürfte die Umweltarena Spreitenbach als Location für die nächsten Jahre wohl gesetzt sein. «Aussteller und Besucher, aber auch wir als Veranstalter, fühlten sich in der Umwelt Arena ausgesprochen wohl. Dass wir auch im 2020 wieder hier sein werden, ist ohne Zweifel», kommentierte Messeleiter Schmid.
Ob dann mehr Besucher kommen werden? Das Potenzial wäre gegeben. Oder wie es Urs Amrein von Opacc auf den Punkt brachte: «Jeder Unternehmensentscheider, der sich mit der Digitalisierung auseinandersetzt, müsste die Topsoft besuchen.»