MediaMarkt übernimmt melectronics plus unser Kommentar dazu
Kommentar: vom Regen in die Traufe
OK, sehen wir das Glas für einmal als halbvoll: Immerhin werden 20 der 37 Melectronics-Einzelfilialen gerettet, und mit dem Schritt auch die Mitarbeiter. Und zwar ausnahmslos alle, sogar auch die Lernenden der Geschäfte.
Das ist gut.
Weniger gut ist, und das wird hier nicht verschwiegen, dass Media Markt eben nicht alle angebotenen Filialen übernimmt. 17 werden wohl, zumindest nach heutigem Stand, komplett geschlossen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen wohl im Laufe des heutigen Tages informiert werden. Ihnen soll innerhalb respektive ausserhalb der Migros-Genossenschaft eine neue Tätigkeit angeboten werden. Wir bleiben skeptisch! Das ist unterm Strich ganz schön bitter!
Aber kein guter Tag für den Schweizer Detailhandel!
Die Branche steht (immer noch) deutlich unter Druck und muss dringend, sagen wir mal, Dampf vom Kessel nehmen. Die einstige Vorzeigebranche mit ihrem schimmernden Image hat bereits viele rostige Flecken bekommen. Es sei nur kurz an den Schweizer PC-Pionier Steg Electronics erinnert, der mitsamt der PCP-Gruppe insolvent gegangen ist. Microspot ist sogar bereits komplett von der Schweizer Detailhändlerlandschaft verschwunden. Erforderliche Sparmassnahmen, Optimierungen, Umstrukturierungen, sind nur einige der schlagkräftigen Argumente, die zum Ende geführt haben. Und selbst Media Markt, die nun Melectronics übernehmen, mussten zuletzt herbe Einschnitte machen. Konkret: Sie haben ihr Modell, das lange erfolgreich und einzig auf Landefläche fusste, umgekrempelt, und eine neue Online-Strategie aus dem Boden gestampft. Diese neue Strategie ist nicht spurlos an der «Geiz ist-Geil»-Ladenkette vorbeigegangen. So hat man in vielen Filialen kurzerhand die Ladenfläche reduziert, um schlicht und einfach monatliche Miete zu sparen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Shilcity, bei der rund ein Drittel der Fläche reduziert respektive an Interessenten vermietet wurde.
Klar ist auch, dass sich Media Markt ganz genau angeschaut hat, welche Filialübernahmen sich überhaupt rentieren. Dabei dürften neben der genannten, «neuen» Marktstrategie auch der Umsatz, die Lage der Filialen, Anbindung an das Media-Markt-Gesamtnetz und (hoffentlich) auch die Kompetenz der Mitarbeiter wohl ausschlaggebend gewesen sein.
Zu viel Konkurrenz im eigenen Haus?
Blicken wir auf die Konkurrenz, konkret Digitec/Galaxus. Es ist wohl anzunehmen, dass man sicherlich erst versucht hat, so etwas wie eine «hausinterne» Migros-Lösung für die angeschlagene Melectronics zu finden. Dies ist wohl aber schiefgegangen. Vielleicht hätte man hier nochmals «anders» über die Bücher gehen sollen, vielleicht ist man aber auch nur ganz stur über die Bücher gegangen. Sei es drum. Wahrscheinlich ist die Argumentation aber auch eine ganz simple: Man traut der Digitec-/Galaxus-Gruppe deutlich mehr Schlagkraft, Umsatz, Gewinn in dem schwieriger gewordenen Umfeld zu. Aber auch das wird, wie so vieles, nur die Zeit zeigen.
Zurück zu Media Markt: Die Gretchenfrage, was allerdings passiert, wenn die in die Übernahme gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt werden, und wie lange sich das deutsche Unternehmen dies dann auch anschaut, beantworten wir an dieser Stelle nicht...