Arbeitsrecht
05.03.2016, 14:36 Uhr
Surfen im Internet als Kündigungsgrund?
Darf ein Arbeitnehmer auf seinem Bürocomputer auch privat Surfen? Mit diesem Dauerbrenner-Thema in HR-Abteilungen hat sich jetzt das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg beschäftigt.
Ob Arbeitnehmer den ihnen zur Verfügung gestellten Dienstcomputer auch zum privaten Surfen im Internet verwenden dürfen, ist ein Dauerbrenner in den Personalabteilungen. Eine übermässige Privatnutzung kann zwar eine Kündigung rechtfertigen, aber für den Arbeitgeber stellt sich immer wieder die Frage, wie er dieses Fehlverhalten nachweisen kann.
Urteil: Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat eine ausserordentliche Kündigung wegen privatem Surfen am Arbeitsplatz bestätigt.
Quelle: Shutterstock/Nejron Photo
Der Entscheidung (Urt. v. 14.01.2016, Az. 5 Sa 657/15) lag folgender Sachverhalt zugrunde: Ein Arbeitgeber hatte seinem Arbeitnehmer einen Dienstrechner überlassen. Die private Nutzung war den Arbeitnehmern nur in Ausnahmefällen und auch nur während der Arbeitspausen gestattet.
Nachdem der Arbeitgeber Hinweise darauf erhalten hatte, dass eine erhebliche, über diese Gestattung hinausgehende private Nutzung des Internets vorliege, wertete der Arbeitgeber ohne Zustimmung des Arbeitnehmers den Browser-Verlauf des Dienstrechners aus. Er stellte fest, dass in einem Zeitraum von 30 Arbeitstagen an insgesamt etwa fünf Tagen eine über die erlaubte Privatnutzung hinausgehende Nutzung des Internets vorlag. Er erklärte die ausserordentliche fristlose Kündigung.
Kündigung bei ausschweifender Nutzung
Der Arbeitnehmer erhob Kündigungsschutzklage. In zweiter Instanz entschied aber das Landesarbeitsgericht, dass die Kündigung wirksam sei. Die ausschweifende Nutzung rechtfertige nach Abwägung der beiderseitigen Interessen eine sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Die Auswertung des Browser-Verlaufs sei rechtmässig und es liege kein Beweisverwertungsverbot zu Lasten des Arbeitgebers vor.
Tipp: Unternehmen sollten auf jeden Fall eine Regelung zur privaten Internetnutzung aufstellen, um Auswüchse zu vermeiden.
Quelle: Shutterstock/thodonal88
Das Landesarbeitsgericht hat ausdrücklich die Revision an das Bundesarbeitsgericht zugelassen. Ob das Bundesarbeitsgericht der Auffassung des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg folgt, bleibt abzuwarten.
Unser Tipp
Sie sollten in Ihrem Unternehmen auf jeden Fall eine Regelung zur privaten Internetnutzung aufstellen. Wer keine Regelung trifft und eine Privatnutzung jahrelang hinnimmt, kommt von dieser Duldung schwer wieder los und kann darauf vor allem später keine Kündigung stützen. Die für den Arbeitgeber einfachste, aber bei den Arbeitnehmern leider unbeliebteste Lösung ist das vollständige Verbot der privaten Nutzung. Der Vorteil liegt für den Arbeitgeber aber darin, dass jede private Internetnutzung einerseits eine Vertragspflichtverletzung darstellt und er andererseits ohne Einschränkungen den Browser-Verlauf auswerten darf.
Ist die private Nutzung eingeschränkt gestattet, dürfen Sie als Arbeitgeber den Browser-Verlauf auch dann auswerten (aber auch nur dann), wenn es Verdachtsmomente zu einer übermässigen privaten Internetnutzung gibt.
Rebekka Stumpfrock
Rebekka Stumpfrock