«Datenschutz kann eine grosse Chance sein»
Wo bleiben die Datenschutzbeauftragten der Firmen?
CW: Viele der von Ihnen befragten KMU haben keinen Datenschutzbeauftragten. Woran haperts?
Widmer: In erster Linie liegt dies daran, dass es in der Schweiz keine Vorschrift ist, einen Datenschutzbeauftragten zu haben. Aber lassen wir es einmal dahingestellt, ob man einen Datenschutzbeauftragten von Gesetzes wegen benötigt oder nicht, oder ob man diese Person Datenschutzbeauftragter, Datenschutzverantwortlicher oder Datenschutzberater nennt: Wichtig ist doch, dass es gut ist, jemanden im Unternehmen zu haben, der sich um den Datenschutz kümmert.
Ebert: Eigentlich sollte jede Firma so jemanden haben. Denn diese Person braucht diese Aufgabe ja nicht exklusiv zu übernehmen. Es ist nur gut, wenn jemand im Unternehmen dieses «Ämtli» innehaben könnte. Falls dies nicht möglich ist, kann sogar eine Auslagerung in Erwägung gezogen werden. Entsprechende Angebote gibt es jedenfalls.
“Viele haben von der DSGVO gehört, aber sich noch nicht mit ihr befasst„
Nico Ebert
CW: Datenschutzbeauftragte mit dem nötigen Know-how wachsen ja nicht auf Bäumen. Gibt es da schon entsprechende Ausbildungsgänge?
Widmer: Ja, zum Beispiel an der ZHAW [lacht]. Hier gibt es einen CAS [Certificate of Advanced Studies] Datenschutzverantwortlicher, der sehr praxisbezogen und interdisziplinär ist. Bei diesem Lehrgang erhalten die Teilnehmer auch Tools, um dann im eigenen Unternehmen das Thema Datenschutz sehr gezielt anzugehen. Dieser Kurs ist mit 14 ganzen Tagen recht lang. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Kurse, die kürzer sind und einzelne Aspekte des Datenschutzes beleuchten.
CW: Wie wird dieses Angebot genutzt?
Widmer: Ausserordentlich gut! Wir sind hier ständig ausgebucht. Allerdings haben wir die Teilnehmerzahlen bewusst gering angesetzt, damit viel Raum und Zeit bleibt, auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer einzugehen.