Medientage Special 14.04.2016, 09:33 Uhr

So viel Potenzial hat Video für Unternehmen

Wie können Unternehmen die Vorteile von Video für sich nutzen? Wie produziert und verbreitet man diese Inhalte erfolgreich? Diese und weitere Fragen wurden auf dem Medientage Special in München diskutiert.
(Quelle: Fotolia.com/spxmedia)
Auf die Medientage München im Oktober einstimmen - das war das Ziel des Medientage Specials zum Thema "Video Content auf allen Kanälen - Soziale Netzwerke als Wachstumschance für Medienunternehmen". Die Vorträge der Veranstaltung verrieten leider kaum Neues. Wesentlich interessanter waren hingegen die Podiumsdiskussionen, die unter anderem spannende Einblicke in den Umgang und die Produktion mit und von Video Content gaben.
Zu Beginn erklärte Petri Kokko, Director Agency Google Deutschland, in seiner Keynote, dass sich die Herausforderungen für Marketer durch Video Content im Vergleich zu anderen Kanälen nicht verändert haben. Hier sei es genauso wichtig seine Zielgruppe zu kennen, guten Content zu produzieren sowie Erfolgsmessungen vorzunehmen. Im Gegenteil: "Skipable Ads bieten Marketern grosse Potenziale, denn durch sie können sie herausfinden, wer kein Interesse an dem Produkt hat. So können sie ihre Zielgruppe besser erreichen", sagte Kokko.
Dass Millennials immer weniger lineares Fernsehen konsumieren und Unternehmen nicht für das TV produzierte Spots eins zu eins auf das Web übertragen können, sollte mittlerweile eigentlich jedem in der Branche klar sein. Dass sich nicht alle zu 100 Prozent daran orientieren allerdings auch. Als Gründe führt Frank Müller, Chefredakteur von RTL Interactive, unter anderem zu hohe Kosten und fehlendes Personal an.

Vorteile von Video-Content

Die Vorteile von Online Video Content liegen auf der Hand: Man ist nicht an 30-Sekünder wie im TV gebunden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und man kann aufgrund des fehlenden Zeitlimits ganz andere Geschichten erzählen. "Die grosse Herausforderung bei Online Videos ist allerdings, dass man die User innerhalb von fünf Sekunden erreichen muss. Beim Fernsehen ist diese Phase etwas länger", sagt Kai Wiesinger, Produzent und Schauspieler.
Zudem gibt es die Möglichkeit, Episoden von Videos zu produzieren. Dadurch kann man die User binden und dazu bringen, sich auch die Folgespots anzusehen. Denn im Idealfall wollen die Rezipienten schliesslich wissen, wie die Story weitergeht.
Um den Kunden direkt zum Kauf eines Produktes zu verhelfen, bietet Video-Werbung die Möglichkeit der Integration von Buy Buttons. Zwar sei das in Deutschland bisher noch nicht möglich, aber Buy Buttons eingebettet in Video Content werden sicherlich auch hierzulande nicht mehr lange auf sich warten lassen, so Kokko.
Dass die klassische Werbebotschaft ausgedient hat, darin sind sich alle Konferenzteilnehmer einig. Allerdings ist Branded Entertainment vor allem den grossen Unternehmen vorbehalten. Wirklich guten Video Content zu produzieren und diesen in einem guten Media-Mix zu verbreiten, jeweils angepasst auf die verschiedenen Kanäle, ist für viele Unternehmen aufgrund der hohen Kosten kaum umsetzbar.

Kampf gegen AdBlocker

Auch im Bereich der Video-Werbung sind Adblocker ein heisses Thema. Beim Spiegel hat das Ressort Video eine AdBlocking-Rate von 40 Prozent. Um sie zu umgehen, nutzt das Verlagshaus einige Anti-AdBlocking-Technologien. Doch die Zukunft, um künftig AdBlocker auszutricksen, läge im Ad-Stitching, sagt Christoph Henning, Head of Video Advertising Spiegel Verlag. Bei dieser Methode wird die Werbebotschaft so in den Content "eingenäht", dass ein Adblocker sie nicht mehr als Werbung identifizieren kann.
"Ebenso müssen aber die Vermarkter und die Publisher die Qualität der Werbung der Kunden prüfen", sagt Deniz Mathieu, Geschäftsführerin pilot Hamburg. Die Publisher haben kein Interesse daran, dass durch störende Werbebotschaften auf ihren Plattformen vermehrt AdBlocker installiert werden. Wenn jeder hier seine Hausaufgaben macht, würde sich das am Ende sicherlich auf alle positiv auswirken. Die User bekommen qualitativ hochwertige Werbebotschaften, die für sie Relevanz haben und die Publisher verdienen weiter Geld. "Branded Entertainment muss immer so produziert sein, dass es auf jeden Fall einen Mehrwert für den User bietet und Engagement schafft", sagt Lukas Schneider, Senior Manager New Business Endemol beyond.

Live Video Content

Ebenfalls wurde auf dem Medientage Special über das Trendthema Live Videos diskutiert und wie Unternehmen solche Inhalte für sich nutzen können. "Fakt ist, dass Live-Inhalte nur dann funktionieren, wenn sie roh und authentisch sind", stellt Guido Bülow, Manager Strategic Partnership Central and Northern Europe bei Facebook, fest. Das soziale Netzwerk stellt für Unternehmen insbesondere Tools und Reichweite zur Verbreitung von Live Videos zur Verfügung.
Den Mehrwert, den Live Videos bieten könnten, scheint bei vielen Unternehmen aber noch nicht angekommen zu sein. "Snapchat und Facebook Live haben für uns keine Relevanz", sagt Guido Bolten, Geschäftsführer BurdaStudios Pictures. Auch RTL steht Live Videos noch skeptisch gegenüber. "Die grosse Herausforderung ist die Echtheit der Inhalte zu prüfen. Wir haben bei den Anschlägen in Brüssel mit Facebook zusammengearbeitet und viele Fake Videos angeboten bekommen", führt Müller an.
Die Potenziale von Video Content sind in jedem Fall bei den Unternehmen angekommen, allerdings hapert es noch an der Umsetzung. Wann sich die Mehrheit gegenüber Live Video Inhalten öffnen wird, bleibt abzuwarten.



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