Mit digitaler Technik die Kundenbindung stärken

Virtueller Showroom

Ums "Probesehen" geht es auch bei der Kölner Agentur Demodern. Sie hat den virtuellen Raumkonfigurator "Loftshift" gestaltet. Der Nutzer wird in den Raum ­hinein versetzt und kann beispielsweise Einrichtungsgegenstände bereits vor dem Kauf sehen - in einer 360-Grad-Perspektive. Voraussetzung ist eine VR-Brille wie die Oculus Rift. Gegenstände können ­getauscht oder zusätzlich Produktinformationen zu den verschiedenen Einrichtungsgegenständen abgerufen werden. Durch Berühren des Touchpanels der Brille wird auch die Lichtstimmung verändert. Für den fotorealistischen Look und flexible Konfigurationsmöglichkeiten setzt Demodern auf Highend-3-D-Renderings. Mit der VR-Brille kann sich der Nutzer dann durch den virtuellen Raum bewegen.
Das VR-Modell "Loftshift" lässt sich auf unterschiedlichste Branchen übertragen. Denkbar sind laut Agentur Anwendungen für die Bereich Fashion, Automotive, ­Retail sowie für Interieur- oder Luxusmarken. Alexander El-Meligi, Geschäftsführer von Demodern, ist zuversichtlich: "Eine virtuelle Raumgestaltung macht durchaus bei Büro- oder Geschäftseinrichtungen Sinn. Und im Endkundenbereich kann ich es mir auch für Interior-Designer und ­grosse Einrichtungshäuser verkaufsfördernd vorstellen."
Demodern realisierte "Loftshift" gemeinsam mit den Hamburger 747 Studios als Prototypen für den Designer und ­Architekten Peter Fehrentz. Zurzeit ist dies noch die einzige virtuelle Showroom-Anwendung. Mit einer konkreten Preisangabe tun sich die Entwickler schwer. Aufgrund der individuellen Ausstattungsgegenstände und der aufwendigen Programmierung der Technik ist es sicher nicht mit einigen 10.000 Euro getan.

Gutschein mit VR-Erlebnis

Rundumansichten in 360 Grad sind im Moment schwer im Kommen. Bei ­Meventi, einem Erlebnisgeschenke-Anbieter aus München, können Kunden mit dem Kauf eines Gutscheins eine Virtual-Reality-Brille, die "Vju.box", erwerben. Zusammen mit dem Smartphone macht die "Vju.box" das Geschenk sofort in 360-Grad-Optik erlebbar. Blickt der Betrachter mit der Brille nach oben, unten, links oder rechts, bewegt sich auch das 360-Grad-Bild vom Erlebnis in die entsprechende Richtung und vermittelt ihm somit den Eindruck, sich unmittelbar im Geschehen zu befinden. "Diese VR-Brille macht einen gewöhnlichen Papiergutschein zu einem Voraberlebnis mit Wow-Effekt", erklärt der Meventi-Geschäftsführer Alexander Will: "Mit der Vju.box bekommt ein ­Geschenk eine emotionale Eigenheit, die das Erlebnis doppelt aufwertet. Wir erreichen sowohl beim Beschenkten als auch beim Geber wesentlich mehr Vorfreude und Begeisterung als beim herkömmlichen Gutschein." Er betont: "Auch wirtschaftlich hat sich die Einführung schon gelohnt, denn die Conversion Rate konnte aufgrund des Effekts signifikant erhöht werden. Darum werden wir diesen Weg konsequent weiterverfolgen." Solche Visualisierungen sind besonderen bei Ballonfahrten oder Ähnlichem spektakulär.

Live-Beratung bei Dawsons

Der englische Musikhändler Dawsons verbindet Online-Shopper direkt mit dem Verkaufspersonal in den Geschäften. ­Dazu nutzt der Händler die Technologie von Goinstore, ebenfalls ein britisches Unternehmen. Um die Online-Kunden mit der Offline-Welt zu verbinden, werden die Fachverkäufer mit Smart Glasses oder ­Android-Handhelds ausgestattet. Per Live-Video-Stream sehen und hören die Kunden den Verkäufer. Dieser sieht aber den Kunden nicht, er hört ihn nur und kann sich mit ihm unterhalten. So kann der Verkäufer verschiedene Produkte live vorführen, Detailfragen ­beantworten, Funktionen zeigen und ­damit genauso agieren, als würde der ­Kunde im Laden vor ihm stehen.
Im Online-Shop ist der Beratungsservice auf den Produktdetailseiten ein­gebaut. Um ihn zu starten, muss der Shop-Besucher auf das "Goinstore"-Symbol ­klicken, dann wird die Verbindung her­gestellt und das Beratungsgespräch kann beginnen. Die Goinstore-Serverinfrastruktur steuert die Verbindungen im Hintergrund.
Sie regelt, mit welchem Verkäufer in welchem Geschäft der jeweilige Online-Besucher verbunden wird.
Kunden über eine solide Fachberatung zu binden, wird im Online-Handel zum wichtigen Differenzierungsmerkmal. Mit solchen Technologien wird die Live-Beratung während der Öffnungszeiten des ­stationären Geschäfts möglich. Eine ähnliche Lösung bietet Deveteam aus Oulu, Finnland an. Ähnliche Online-/Offline-Verbindungen bei der Kundenberatung wird es künftig sicher häufiger geben.



Das könnte Sie auch interessieren