Datenanalysen schlagen das Bauchgefühl
Mangelware Data Scientists
Was den Einsatz fortschrittlicher BI-Techniken in Unternehmen besonders erschwert, ist der Mangel an Experten. Das liegt vor allem daran, dass dieses Fachgebiet vergleichsweise jung ist. So sind Studiengänge mit einer Ausrichtung auf Big Data, wie sie etwa die Statistik-Fakultät der TU Dortmund mit dem Masterstudiengang Datenwissenschaft anbietet, in Deutschland noch dünn gesät. Häufiger bieten Universitäten einzelne Vorlesungen und Seminare an, die sich mit Big Data, Data Mining und Analytics beschäftigen. Bei Online-Plattformen wie Coursera, Udacity oder edX gibt es zudem Kurse, mit denen sich die Grundlagen der Data Science erlernen lassen. Ein Manko dieser Weiterbildungen ist allerdings, dass die Abschlüsse nicht zertifiziert sind - daher ist fraglich, ob sie von potenziellen Arbeitgebern anerkannt werden.
Für Franz Kögl ist die Überwindung dieses Fachkräftemangels überlebensnotwendig für Deutschland. «Wir sind ein ressourcenarmes Land. Unser Kapital ist Wissen, das müssen wir besser nutzbar machen, da müssen die Ausbildungsberufe hingehen.» Jan Wetzke sieht einen Ausweg darin, selbst in die Hand zu nehmen, was die Universitäten nicht hinbekommen. «Die Alternative besteht darin, eigene Mitarbeiter im Umgang mit Datenwerkzeugen auszubilden und Selfservice-Funktionen weiter zu etablieren. Aufgaben wie das Datenqualitätsmanagement sollten sich ohnehin über alle Funktionsbereiche eines Unternehmens erstrecken, sodass sich unternehmensweite Weiterbildungsmassnahmen auszahlen.»
Peter Walker von Information Builders sieht zwei Quellen, aus denen Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften decken können: einerseits extern, indem sie verfügbare Spezialisten oder Absolventen entsprechender Ausbildungsgänge rekrutieren, andererseits über die Weiterbildung geeigneter Kandidaten aus den Fachabteilungen. Die hätten sogar einen Vorteil: «Sie kennen das eigene Unternehmen bereits sehr gut, wissen um die Datenquellen und die Datenqualität und kennen den Bedarf aus ihrem täglichen Arbeitsumfeld.»
“Einer der zentralen Trends ist die Abkehr von einzelnen Tools hin zu durchgängigen BI-Plattformen.„
Peter Walker, Vice President EMEA North bei Information Builders
Walker beobachtet ausserdem, dass einige Unternehmen als Ergänzung zu ihren Data Scientists auf oberster Entscheiderebene die Rolle eines Chief Data Officers oder Chief Digital Officers geschaffen haben, und schliesst daraus, dass «Data as an Asset» im Unternehmen als essenziell und als wichtiger Innovations- und Geschäftsmodelltreiber erkannt worden ist.
Mindbreeze-Gründer Fallmann setzt noch früher an. Er hält Vorträge an Universitäten und Hochschulen und will die jungen Leute frühzeitig in den Unternehmensablauf einbeziehen. Gerade im Bereich der Ausbildung gebe es noch viel Luft nach oben.