Datenanalysen schlagen das Bauchgefühl
Trends in der BI
Ein nicht ganz neuer, aber sich ausweitender Trend in der Business Intelligence ist Selfservice BI. Dabei geht es darum, dass mehr Mitarbeiter Zugang zu den Daten haben und über Werkzeuge verfügen, um sie zu verarbeiten. Das Analysieren von Daten soll nicht mehr ausschliesslich eine Angelegenheit der IT-Abteilungen sein. Vielmehr sollen auch die Fachabteilungen Daten auswerten können, immerhin kennen sie sich am besten mit der jeweiligen Materie aus. Die Anwender in den Fachabteilungen können Daten aus den angeschlossenen Business-Applikationen wie CRM-Anwendungen, aus IoT-Systemen oder aus Datensilos in der Cloud beziehen. Selfservice BI soll es auch Nutzern, die wenig von Statistik wissen, ermöglichen, die gewonnenen Daten zu analysieren. Mit Data-Preparation-Tools lassen sich diese Daten automatisiert und ohne Programmierkenntnisse aufbereiten, um sie schliesslich an die BI-Systeme für eine Auswertung weiterzuleiten.
Dies alles erledigen Mitarbeiter von ihrem Arbeitsplatz aus und ohne Hilfe der IT- oder Entwicklungsabteilung. Das spart Zeit und entlastet die Technikexperten. Zudem ist der Schulungsaufwand vergleichsweise gering. Ein Beispiel: Das Sales-Team eines Eisproduzenten analysiert frei verfügbare interne Daten und externe Daten wie demografische Angaben, regionale Vorlieben oder Wetterdaten, um Absatzpotenziale zu identifizieren und das Angebot und damit den Umsatz zu optimieren.
„Auf technologischer Seite benötigt ein Unternehmen zudem ein Data-Catalog-Werkzeug», betont Jan Wetzke, Director Sales DACH bei Talend, einem Anbieter von Datenintegrationslösungen. Damit erkennen Mitarbeiter, welche Datenquellen innerhalb eines Unternehmens vorhanden sind, und können diese im Selfservice-Verfahren nutzen.
“ Auch auf BI-Ebene gilt die Weisheit: Garbage in, Garbage out.„
Jan Wetzke, Director Sales DACH bei Talend
Peter Walker, Vice President EMEA North beim Software-Haus Information Builders, beobachtet bei Selfservice BI einen interessanten Wandel: «In der Vergangenheit haben viele Unternehmen reine Selfservice-Tools gekauft, den Fachabteilungen zur Verfügung gestellt und die Nutzer dann damit alleingelassen. Heute wollen die Unternehmen dieses Chaos wieder in den Griff bekommen. Viele entscheiden sich daher für den Einsatz einer unternehmensweiten BI-Plattform. Diese kombiniert leistungsstarke BI-Architekturen mit agilen Selfservice-Analysen, die allen Entscheidern zur Verfügung stehen.» Mindbreeze-Geschäftsführer Fallmann wiederum konstatiert, dass Fachexperten aus Finanzabteilung, Vertrieb oder Marketing immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit analysieren müssen. Dabei verändert sich die Art und Weise, wie sie diese Informationen verarbeiten können, gerade sehr stark. «Besonders von den Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz profitieren die Anwender, denn es existieren mittlerweile Lösungen, die eine rasche themenspezifische Abfrage von Unternehmensdaten ermöglichen», so Fallmann. Auch Machine-Learning-, Natural-Language-Processing- und Blockchain-Techniken kommen seiner Beobachtung nach in begrenzten Anwendungsszenarien bereits zum Einsatz.
“Ich glaube, dass in ein paar Jahren jedes größere Unternehmen Process-Mining-Technologie einsetzen wird.„
Bastian Nominacher, Mitgründer und Co-CEO von Celonis
Ein zunehmend populäres Szenario ist Embedded Analytics. Dabei handelt es sich um Funktionen, die eng in bestehende Lösungen wie CRM-, ERP- oder Finanzsysteme integriert sind, um Entscheidungen im Zusammenhang mit sehr spezifischen Aufgaben zu unterstützen. Die Analysefunktionen wandern also in die Unternehmensanwendungen selbst. Auch die Auswertung ist dann direkt dort möglich. Anstatt statische Berichte für Kunden bereitzustellen, können Unternehmen interaktive Echtzeit-Analysen anbieten, auf die Kunden jederzeit, überall und auf jedem angeschlossenen Gerät zugreifen können - eine Art Analytics as a Service.