Collaboration: Moderne Teamarbeit im virtuellen Team

Interview mit Marc Herzmann

Marc Herzmann, Cisco UC Leader & Lead Consultant bei Computacenter: „Wenn Anwender eine Lösung nicht akzeptieren, kann ein Projekt komplett in Ungnade fallen“
Telecom Handel sprach mit Marc Herzmann, UCC-Spezialist bei Computacenter, über aktuelle Collaboration-Trends und deren Umsetzung bei Kunden
Telecom Handel: Moderne UCC-Plattformen bieten dem Anwender schier unendliche Möglichkeiten. Doch werden diese auch genutzt und damit das Potenzial der Lösungen voll ausgeschöpft? Oder sieht die Realität in den Unternehmen anders aus?
Marc Herzmann: Benutzerakzeptanz ist ein ganz wichtiger Punkt, das stellen wir bei allen Projekten fest. Wenn Anwender eine Lösung nicht akzeptieren, kann ein Projekt komplett in Ungnade fallen. Das ist im Übrigen unabhängig vom Alter der Nutzer, jüngere Mitarbeiter sind neuen Technologien gegenüber nicht grundsätzlich aufgeschlossener als ältere.

Wie sorgen Sie bei Ihren Kunden für eine breite Akzeptanz der Mitarbeiter?

Herzmann: Der Königsweg ist unserer Meinung nach, den Anwender von Anfang an mit auf die Reise zu nehmen. Dann ist die Akzeptanz deutlich grösser, als wenn man die Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen stellt. Sehr gute Erfahrungen haben wir zudem mit einem sogenannten Proof of Concept (PoC) gemacht, das bei allen unseren grösseren Projekten zum Einsatz kommt. Dabei bauen wir eine Pilotstellung beim Kunden auf, die in die wirkliche Arbeitsumgebung des Kunden integriert wird. Diese Teststellungen laufen dann nicht nur ein paar Tage, sondern mehrere Wochen und stehen einem ausgewählten Nutzerkreis zur Verfügung.
Ein aufwendiger Prozess …
Herzmann: ... der sich aber auf jeden Fall lohnt, denn mit diesem Ansatz können wir nicht nur auf dem Papier feststellen, wie sich die ­Arbeitsprozesse in Unternehmen durch den Einsatz einer modernen Kommunikationsplattform verbessern. Wir können dies auch mit konkreten Fakten beweisen.

Stichwort moderne Kommunikationsplattformen. Erst vor kurzem hat Cisco Details zu seiner neuen Kommunika­tionsplattform Spark veröffentlicht. Was ist wirklich neu an dieser Lösung, dem Nachfolger von Project Squared?
Herzmann: Spark ist ein völlig neuer Service von Cisco, der auf der Collaboration-Cloud des Herstellers basiert. Spark vereinheitlicht alle Kommunikationskanäle wie Telefonie, Video, Instant Messaging und Webconferencing. Cisco spricht hier von Spark Calling, Spark Messaging und Spark Meeting. Vor allem kann mit Spark Calling nun eine Telefoniefunktion komplett aus der Cloud bezogen werden, das ist neu bei Cisco. In der hybriden Form kann Spark darüber hinaus auch Cloud- mit On-Premise-Diensten verbinden, somit ist eine Integration in bestehende ­Cisco-Lösungen der Kunden einfach möglich. Auch sind die Kalender- und Adressbuchintegration mit Spark Hybrid Services leicht realisierbar.
Gibt es dabei auch Connectoren für Systeme von Drittanbietern?
Herzmann: Das ist sicherlich möglich, aber nicht immer sinnvoll. Vor allem im Enterprise-Bereich mit mehreren Standorten bevorzugen Kunden Ende-zu-Ende-Lösungen mit möglichst wenigen Schnittstellen für die Einbindung von Drittherstellern, vor allem um die Komplexität dieser Installationen zu redu­zieren. Eine Einbindung in die Geschäftsprozesse der Kunden ist dagegen vergleichsweise einfach, da Cisco die Programmierschnittstellen von Cisco  Spark offengelegt hat und hierfür gleichzeitig eine neue Entwicklerplattform zur Verfügung stellt.

Es gibt derzeit vor allem vier konkurrierende Systeme, die sich im Ansatz stark ähneln. Spark von Cisco, Circuit von Unify, Verse von IBM und Skype for Business von Microsoft. Wo sehen Sie die grundlegenden Unterschiede?
Herzmann: Cisco bietet eine Ende-zu-Ende-Lösung, sowohl für die Hardware, On-Premise und auch in der Cloud. Bei den anderen Plattformen müssen für bestimmte Anwendungen die Produkte von Drittanbietern eingebunden werden, beispielsweise hat Microsoft nur einige Endgeräte, Circuit hat keine Videokonferenzlösungen für grosse Räume und IBM macht überhaupt keine eigene Hardware.

Circuit basiert auf WebRTC und bietet Echtzeitkommunikation über den Browser. Wird das Modell Ihrer Meinung nach Schule machen?
Herzmann: WebRTC funktioniert unserer Erfahrung nach sehr gut, und alle Hersteller arbeiten an entsprechenden Lösungen. Aber auch hier kann es zu einem Bruch kommen, beispielsweise wenn ein Unternehmen Raumsysteme für Videokonferenzen im Einsatz hat und diese in eine WebRTC-Lösung einbinden möchte.

Welchen Trend sehen Sie beim Thema UCC für die kommenden Monate?

Herzmann: Ich bin davon überzeugt, dass Video und Voice immer mehr zusammenwachsen. Letztlich wird das Endgerät dar­über entscheiden, ob ein Voice- oder Video-Call zustande kommt. Auch Mobility wird weiterhin zunehmen. Und natürlich die Integration der Kommunikationsplattformen in die Geschäftsprozesse.




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