Ignite-Konferenz
27.09.2017, 09:51 Uhr
Microsoft setzt auf Quanten-Computing
Der Software-Riese Microsoft will eine eigene Programmiersprache für Quanten-Computer veröffentlichen. Das uns mehr präsentierten die Redmonder auf ihrer hauseigenen Konferenz Ignite in Orlando, Florida.
An der Kommerzialisierung von Quanten-Computern arbeiten die grössten Technologie-Konzerne der Welt seit Jahren. Atos hat jüngst einen Quanten-Simulator vorgestellt, Google einen angeblich funktionsfähigen Rechner der kanadischen Firma D-Wave gekauft. IBM Research forscht zusammen mit der ETH an der Technologie, die als "IBM Quantum Experience" aus der Cloud bezogen werden kann. Neu gesellt sich Microsoft in den Kreis der Quanten-Entwickler – respektive will schon seit zwölf Jahren dazugehören. Auf der Hausmesse "Ignite" in Orlando kündigte CEO Satya Nadella am Montag an, bis Ende Jahr eine Programmiersprache für Quanten-Computing veröffentlicht zu wollen.
Gleichzeitig will Microsoft eine Integration der Sprache in seine Entwicklungsumgebung Visual Studio realisieren. Anwendungen können dann lokal sowie in der Azure-Cloud laufen. Der Hersteller arbeitet mit einem Team von Wissenschaftlern an einem eigenen Quanten-Computer, der über herkömmliche Hardware angesteuert werden kann.
Weniger grosse Quantensprünge sind die übrigen Ankündigungen der "Ignite": Neue Preispläne für Microsoft 365 wurden veröffentlicht, Komponenten von Office 365 erneuert und integriert sowie das Business-Netzwerk LinkedIn in die Produktivitätsanwendungen aus Redmond eingebunden. Schliesslich versprach Microsoft noch mehr Wahlfreiheit für Nutzer der Azure-Cloud – auch und besonders in Europa.
Microsoft 365 und Office 365
Die Suite Microsoft 365 aus unter anderem Office 365 und Windows 10 soll es in zwei neuen Varianten geben: "F1" für Nutzer im Kundendienst oder in der Fertigung, die nicht permanent am eigenen Rechner arbeiten. Die "Education"-Version wendet sich an Lehrer, Schüler und Studenten.
In beiden Plänen ist Office 365 ein fester Bestandteil. Microsoft hat schon während der Hausmesse mit dem Rollout eines neuen Designs für die Online-Software begonnen. Die Startseite soll den Anwendern helfen, unerledigte Arbeiten schneller fortführen zu können, auf häufig genutzte Apps zuzugreifen und über Aktivitäten im Team informiert zu bleiben. Die Anwendung Teams wird – wie erwartet – mit Skype for Business verschmolzen.
Das auf der Hausmesse ebenfalls angekündigte Bing for Business soll unternehmensinterne Daten mit Informationen aus dem Web zusammenbringen. Wie weit die Suchmaschine dabei gehen kann, bleibt dem Administrator überlassen, respektive kann per Zugriffsberechtigung im Active Directory gesteuert werden. In der Live-Demo auf der "Ignite"-Bühne zeigte Produktmanagerin Li-Chen Miller, dass sie von der Suchoberfläche aus auch freigegebene Dokumente ihres Vorgesetzten einsehen kann. Daneben blieben Miller auch die LinkedIn-Kontakte ihres Chefs nicht verborgen.
LinkedIn, der zweite Versuch
LinkedIn will Microsoft zukünftig direkt in alle Office-Anwendungen integrieren. Wenn die erforderlichen Freigaben vorhanden sind, sollen die Daten aus dem Business-Netzwerk auch in Nutzer-Profilen in Outlook, OneDrive und SharePoint verfügbar sein.
Eine vergleichbare Funktion hatte Microsoft schon einmal im Programm: Der Outlook Social Connector wurde 2015, im Vorfeld der Übernahme von LinkedIn, eingestellt. Anschliessend machten die EU-Wettbewerbshüter Microsoft die Auflage, Outlook auch für andere Karriere-Netzwerke zu öffnen. Grünes Licht für den 26-Milliarden-Kauf von LinkedIn bekam Redmond dann auch nur unter Auflagen. Nun dürfte sich Brüssel für die neuerlichen Integrationspläne von LinkedIn stark interessieren.
Mehr Azure in Europa
Als Zugeständnis an Sicherheitsbedenken europäischer Unternehmen und die künftige EU-Datenschutzverordnung (EU-DSGVO) lässt sich Microsofts Ankündigung zur Cloud-Plattform Azure werten. Der Anbieter plant zusätzliche Azure Zones in Europa, Asien und den USA. Neu soll in Paris eine eigene Region Zentralfrankreich entstehen.
Für hybride Umgebungen kündigen die Lieferanten Dell EMC, HPE und Lenovo auf der "Ignite" vorkonfigurierte Systeme mit Azure Stack an – quasi der Azure-Cloud im eigenen Rechenzentrum. Microsoft verspricht einerseits ein einheitliches Administrator-Portal und andererseits die Möglichkeit, selbst geschriebene Apps entweder lokal oder in der Public Cloud bereitzustellen sowie zu betreiben.