Nach dieser Strategie verlangt das IoT
Das bietet VMware für das IoT
com! professional: Was hat VMware konkret zu bieten?
Schorer: Erstens: Wir verstehen das Problem der Kunden. Zweitens: Wir nehmen verschiedene Management-Komponenten, die sich im heutigen Rechenzentrum bewährt haben, zum Beispiel unsere Virtualisierungs-Plattform, mit der wir sehr viele Erfahrungen beim Thema Standardisierung gesammelt haben. Drittens transportieren wir solche Programme, Tools und Support-Erfahrungen vom Rechenzentrum zum Edge-Bereich. Edge ist für uns in diesem Zusammenhang der Endpunkt oder die „Front“ – da, wo die Maschine, der Roboter oder auch das Auto stehen. Diese Technologie muss dafür sorgen, dass der IT-Mitarbeiter versteht, was dort passiert. Gleichzeitig müssen die Leute, die für die Operations-IT zuständig sind, verstehen, was mit ihren Maschinen los ist.
com! professional: VMware ist hier also nicht als der grosse Virtualisierungsexperte zu sehen, sondern profiliert sich als Managementexperte.
Schorer: Unser Fokus ist definitiv das Management oder das Monitoring von Edge-Infrastrukturen. Einer der Gründe, warum es da noch keine Virtualisierung gibt, besteht darin, dass die draussen installierte Hardware nicht kräftig genug ist, um Virtualisierung zu unterstützen. Die in Gateways verbauten CPUs verfügen in der Regel nicht über Mehrkern-Systeme und sind meistens nicht sehr leistungsfähig, weil sie auf Low Power ausgelegt sind. Sie haben keine Lüftung oder andere Mechanismen, um eine stärkere Belastung zu erlauben. Von ihrer Ausrüstung her erinnern sie eher an ein Telefon. Aber schon bald werden neue Systeme auf den Markt kommen, die sehr wohl über Mehrkerne verfügen werden – Gateways mit CPUs in einer Acht- oder Zwölfkernarchitektur. Und dann wird es sinnvoll sein, Virtualisierung auf ihnen einzusetzen. Es lassen sich dann ohne Performance-Probleme mehrere Anwendungen oder mehrere virtuelle Maschinen auf ihnen implementieren. Ausserdem liessen sich mit virtuellen Gateways mehr Anwendungen nach aussen verbinden, so wie wir es bereits in den Rechenzentren getan haben. Man spart Hardware und Gewicht ein.
com! professional: Und das bedeutet dann?
Schorer: Wenn all diese Bedingungen gegeben sind, dann können wir auch Management mit vCenter einsetzen. Der Grossteil der Gateways wird aber nach wie vor nicht so leistungsfähig sein. Um diese aber auch managen zu können, hat VMware eine Lösung mit einem Agenten geschaffen – Liota genannt (Little IoT Agent). Mit diesem Agenten können wir von der Hardware abstrahieren. Egal ob es sich um einen ARM- oder einen Intel-Prozessor oder um ein beliebiges Betriebssystem handelt, der Agent sorgt für eine Abstraktion von diesen Faktoren, sodass auf der Management-Konsole alle Gateways in gleicher Weise erscheinen.
com! professional: Was genau ist unter Liota zu verstehen?
Schorer: VMware hat Liota mit der Hauptaufgabe entwickelt, CPU, Storage und weitere Komponenten der Gateways zu monitoren. Der Software-Agent erlaubt uns aber auch, alle anderen Daten, die von den Maschinen anfallen, aufzuzeichnen und zu übermitteln. Das Management und die Software-Updates für die Gateways führen wir mit einem AirWatch-Agenten durch, wobei das Produkt, Project Ice, für den User nicht sichtbar ist. Er bekommt nur eine neue Konsole und APIs.
com! professional: Ist Internet of Things von VMware primär für das produzierende Gewerbe gedacht?
Schorer: Nein. Internet of Things kommt für uns in der Produktion zur Geltung, aber auch im Krankenhaus, auf der Ölbohrinsel, im Auto – überall dort, wo maschinelle Komponenten zu monitoren sind und nicht spezifisch für eine bestimmte Industrie oder Branche. Von unseren Kunden her sehen wir aber einen Schwerpunkt in der Fabrikautomatisierung. Sehr interessant sind auch die Bereiche Energieversorgung und Healthcare. Gerade im Gesundheitswesen geht es um Tracking von Personen und Dingen. Krankenhäuser verlieren allein pro Jahr etwa 30 Prozent ihrer medizinischen Geräte. Und in der Automobilindustrie spielen Themen wie Connected Cars und Software-Updates eine immer grössere Rolle.
com! professional: Sie haben also konkrete Probleme und Fragestellungen vor Augen, wenn Sie von IoT sprechen. Damit unterscheidet sich VMware etwas von den sehr allgemeinen Aussagen, die heute über IoT in der IT-Branche so üblich sind – vom sich selbst nachfüllenden Kühlschrank bis zu Millionen Privatdrohnen, die bald über uns herumschwirren werden…
Schorer: Wir managen alles, was da draussen so herumschwirrt, und monitoren es auch. Was wir nicht machen, ist das, was wir als Content Layer bezeichnen. Da geht es um Big-Data-Analysen oder um Apps, die mit den Daten gebaut werden. Wir sind bei IoT ganz klar der Transportweg für Infrastruktur- und Monitoring-Daten. Unsere Kunden entscheiden dann, was sie mit den Daten machen wollen oder übergeben diesen Part an andere Dienstleister. Von unserer Seite gibt es den Management-Stack von Project Ice, der Kunde kann das Ganze aber auch als Hyperconverged-Lösung bekommen und zum Beispiel in der Fabrik installieren, wenn er kein eigenes Rechenzentrum hat. Und er kann zusätzlich eine Big-Data-Lösung seiner Wahl erwerben. Wir liefern ihm dann ein entsprechendes Bundle, und er kann sehr schnell einen IoT-Business-Case implementieren.