Drohnen beflügeln viele Business-Felder
Hohe Kosten, wenig Datenservices
Das Beratungshaus PwC sieht zudem Nachholbedarf beim Erfassen und Übermitteln von Daten. PwC kritisiert, dass Systeme für die 3D-Abtastung auf Basis von LiDAR (Light detection and ranging) mehrere Hundert Euro kosten und den Einsatz in Drohnen erheblich verteuern. Zudem müssen speziell bei der Untersuchung von Feldern mehrere Techniken kombiniert werden: multispektrale Sensoren, LiDAR-Komponenten und Sensoren, die das sichtbare Licht erfassen.
All diese Komponenten in einer Drohne unterzubringen, ist aufwendig. Daher hält PwC Drohnen zumindest derzeit nur für eine Ergänzung vorhandener Verfahren wie Satellitenaufnahmen und Analysematerial, das Flugzeuge und bemannte Hubschrauber bereitstellen.
Noch in einem frühen Stadium befindet sich laut PwC zudem das Angebot von Datendiensten. Sie erfassen die Informationen, die Drohnen sammeln, und werten diese aus. Anschliessend werden die Daten in Informationen „übersetzt“, mit denen der Kunde etwa anfangen kann, etwa welche Bereiche eines Feldes er mit mehr Dünger versorgen muss.
Allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich solche Datendienste etablieren. Dabei werden Technologien aus dem IT-Bereich eine zentrale Rolle spielen, etwa Cloud-Services und Big Data.
Neugierige Fluggeräte
Mehrere Unternehmen arbeiten mittlerweile auch an Lösungen, die auf die unerwünschten Effekte des Einsatzes von Drohnen abzielen. Die Deutsche Telekom kündigte beispielsweise Ende November 2016 ein Anti-Drohnensystem an. Es soll verhindern, dass die wendigen Flugsysteme für illegale Zwecke eingesetzt werden, etwa für Industriespionage. Die Telekom setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Partnerfirmen, zu denen etwa die Firma Dedrone aus Kassel zählt.
Das Unternehmen hat mit DroneTracker ein vollautomatisches Abwehrsystem entwickelt. Die aktuelle Version 2.5, die Anfang 2017 auf den Markt kam, erfasst die Befehle, mit denen ein Bediener eine Drohne steuert. Ausserdem werden Bild- und Telemetriedaten analysiert, die die Drohne übermittelt, etwa über die Position oder die verbleibende Akkuleistung. Laut Dedrone registriert DroneTracker zudem, wann eine Funkfernsteuerung aktiviert wird und ob eine Drohne ein Wireless LAN zur Steuerung oder Datenübertragung verwendet.
Um Fluggeräte abzuwehren, setzt DroneTracker einen sogenannten Jammer des norddeutschen Anbieters HP Wüst ein, der die Funkverbindung zwischen Drohne und Fernsteuerung stört. Es lassen sich aber auch Anti-Drohnen-Nebelgranaten mit dem System koppeln. Das Ausspähen von Büros mittels Kamera lässt sich unterbinden, indem nach Auslösen eines „Drohnenalarms“ die Jalousien eines Gebäudes automatisch geschlossen werden.
DroneTracker kam im Übrigen auch Anfang des Jahres beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos (Schweiz) zum Einsatz. Die dortige Kantonspolizei nutzte das System dazu, um Belästigungen oder Gefährdungen der Teilnehmer durch Drohnen zu verhindern.
Rechnen sich Drohnen?
Ein italienisches Forscherteam um Alessandro Matese vom Institut für Biometeorologie in Florenz hat am Beispiel eines Weinbergs durchgespielt, welche Technik sich am besten für das Erfassen und Auswerten von Bilddaten in der Landwirtschaft eignet – Drohnen, Satelliten oder Flugzeuge. Das Ergebnis: Die beste Bildqualität lieferten Aufnahmen von Drohnen. Hinzu kamen Vorteile wie die Vielseitigkeit und die Unabhängigkeit von Witterungsbedingungen. Im Vergleich zu Flugzeugen und Hubschraubern wiesen Drohnen jedoch eine geringere Robustheit und eine kürzere Reichweite auf.
In puncto Wirtschaftlichkeit schlugen Drohnen ihre Konkurrenten aus dem Feld, allerdings nur in Weinbergen von 5 bis maximal 50 Hektar. Sollen grössere Gebiete analysiert werden, sind Flugzeuge und Hubschrauber nach Angaben der Forscher zumindest bislang wirtschaftlicher.
Auch im Bereich Logistik wird über die Wirtschaftlichkeit von Drohnen diskutiert. Eine Studie des Beratungshauses ARK Invest kam zu dem Ergebnis, dass sich für den Online-Händler Amazon die Auslieferung einer Ware per Drohne selbst dann rechnet, wenn er nur 1 Dollar für den Lieferservice verlangt. Der Kunde erhält die Ware dann in weniger als 30 Minuten. Zum Vergleich: Bei Amazon Prime und einer Auslieferung innerhalb von 24 Stunden belaufen sich die Kosten auf rund 6 Dollar.
Einige Fachleute monieren jedoch, diese Berechnungen beruhten auf „spekulativen Vorgaben“. Eine sei, dass ein Drohnen-Operator mindestens zehn Systeme steuern müsse. Ausserdem seien täglich mindestens 30 Lieferungen pro Drohne erforderlich, um auf diese niedrige Summe zu kommen. Müssen mehr Piloten eingesetzt werden, steigen die Lieferkosten auf 10 bis 17 Dollar.
Letztlich werden Praxiserfahrungen zeigen müssen, ob der Postbote zumindest teilweise durch Drohnen ersetzt wird. DHL jedenfalls hat sich bei seinen Feldversuchen auf den Transport wichtiger Güter wie Blutkonserven oder Medikamente beschränkt.