Emil Frey AG
03.06.2024, 10:44 Uhr
Die IT als Turbo im Autohandel
Events sind Orte, wo man manchmal unverhofft und «off the records» spannende Leute trifft. So auch beim Oracle Data & AI Forum in Zürich. Nach seinem Referat hatte Oliver Herzog, Head of IT-A Operation bei der Emil Frey IT Solutions AG, Zeit für einen kurzen Austausch.
Von 0 auf 100: Von der Zürcher Reparaturwerkstatt 1924 hat sich die Emil Frey Gruppe bis 2024 zu Europas grösstem Autohandelsunternehmen entwickelt. Eine Schweizer Erfolgsgeschichte.
(Quelle: Emil Frey Gruppe)
Computerworld: Die Emil Frey AG feiert dieses Jahr ihr 100-Jahre-Jubiläum. Ganz so lange gibt es die IT dort zwar noch nicht, trotzdem würde mich ein kurzer Rückblick in die digitale Vergangenheit interessieren.
Oliver Herzog: Bevor wir mit dem Umzug in die Cloud begonnen haben, hatten wir eine reine On-Premise-Systemlandschaft. Heute ist das eine hybride Mischform. Das heisst, ein Teil der Systeme und Daten sind in der Cloud, ein anderer Teil wird bewusst lokal betrieben. Früher hatten wir ein Problem, das viele IT-Abteilungen kennen: Applikationen kommen und gehen, aber jedes Mal muss man dafür spezielle Hardware beschaffen. Wenn die Anwendungen dann doch nicht gebraucht werden, stehen die Geräte herum. Doch die Hardwarebeschaffung ist nur ein Teil des Problems. Es braucht auch Fachleute, welche die Systeme betreuen. Heute ist es sehr schwierig, Leute in der Schweiz zu finden, welche diese Aufgaben übernehmen können oder wollen. Der Fachkräftemarkt ist ausgetrocknet.
Oliver Herzog: Bevor wir mit dem Umzug in die Cloud begonnen haben, hatten wir eine reine On-Premise-Systemlandschaft. Heute ist das eine hybride Mischform. Das heisst, ein Teil der Systeme und Daten sind in der Cloud, ein anderer Teil wird bewusst lokal betrieben. Früher hatten wir ein Problem, das viele IT-Abteilungen kennen: Applikationen kommen und gehen, aber jedes Mal muss man dafür spezielle Hardware beschaffen. Wenn die Anwendungen dann doch nicht gebraucht werden, stehen die Geräte herum. Doch die Hardwarebeschaffung ist nur ein Teil des Problems. Es braucht auch Fachleute, welche die Systeme betreuen. Heute ist es sehr schwierig, Leute in der Schweiz zu finden, welche diese Aufgaben übernehmen können oder wollen. Der Fachkräftemarkt ist ausgetrocknet.
Oliver Herzog, Head of IT-A Operation bei der Emil Frey IT Solutions AG, erläuterte beim Oracle Data & AI Forum in Zürich, die Umsetzung der hybriden Mutlicloud-Strategie bei der Emil Frey AG.
Quelle: Computerworld
CW: Und dann führte Sie dieser Weg quasi in die Cloud?
Herzog: Wir haben uns irgendwann ernsthaft gefragt, wie wir aus diesem Problemkreis rauskommen, flexibler werden und Kostensparen können. Und ja, dann war eine hybride Cloudinfrastruktur die logische Alternative. Wir haben angefangen, uns intensiver mit der Thematik zu beschäftigen. Schlussendlich mussten wir auch unser Management davon überzeugen, dass die Cloud Vorteile bietet und dass man noch immer die volle Kontrolle über die eigenen Daten hat. Die Zusammenarbeit mit Oracle war dabei sehr hilfreich. Ganz wichtig war für uns auch, dass das Datacenter nicht irgendwo, sondern in Zürich ist.
CW: Dann kam der Anstoss für die Neuausrichtung der IT also nicht so sehr vom Business, sondern von Ihrer IT-Abteilung?
Herzog: Ja, Treiber waren diesbezüglich mein Team und ich. Verbesserungsvorschläge zu machen, ist ein Teil unserer Aufgaben. Beim Vorschlag, unsere IT in eine hybride Multicloud-Umgebung zu migrieren, haben wir natürlich die verschiedenen internen Bedürfnisse berücksichtigt. Wir haben also nicht einfach alles mit dem Bulldozer in die Cloud geschoben. Wenn es gewünscht ist, dass etwas on-premise bleibt, ist das kein Problem. Viel wichtiger ist es für uns, dass wir immer die gleichen Tools brauchen können. Da bietet Oracle sehr gute Lösungen.
CW: Hat sich das auch kostenmässig positiv ausgewirkt?
Herzog: Dank der Cloud-Infrastruktur konnten wir tatsächlich viele Lizenzgebühren einsparen. Natürlich gibt es auch die Cloud nicht umsonst, aber ich bin froh, dass wir das Damoklesschwert mit den Lizenzen los sind. Man weiss nie, ob man richtig lizenziert ist oder vielleicht sogar zu viel an Lizenzen bezahlt. Zudem sind Lizenzmodelle unflexibel. Vermutlich habe wir in der ersten Zeit mit der Cloud nicht viel gespart, aber so nach fünf Jahren merken wir doch einen deutlichen Unterschied.
CW: Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie nicht mit dem Bulldozer losgelegt haben. Wie sind Sie vorgegangen?
Herzog: Wir haben immer kleine Schritte gemacht, alles probiert, getestet und durchgerechnet, denn auch die Automobilbranche kämpft mit sinkenden Margen. Nebst der Technologie stand auch die Kostenfrage im Zentrum. Gleichzeitig mussten wir immer über den Tellerrand hinausdenken, um den Einsatz der verschiedenen Anwendungen jederzeit zu gewährleisten. Spezielle Applikationen sind B2B-Lösungen mit Lieferanten oder Garagisten, aber auch Partnerapplikationen. Der Trend geht in Richtung Konvergenz der Lösungen, daher ist uns auch hier das schrittweise Vorgehen entgegengekommen.
CW: Kann man eine solche vielfältige Landschaft mit ganz unterschiedlichen Systemen überhaupt sinnvoll in der Cloud abbilden?
Herzog: Das kann man sehr wohl. Wir setzen dabei auf eine Multicloud-Strategie und nutzen unterschiedliche Cloud-Angebote. Ein Teil läuft beispielsweise in der Oracle-Cloud, ein anderer Teil mit Azure. Wir entscheiden uns jeweils für das, was uns bei den jeweiligen Anbietern am meisten nützt. Dadurch vermeiden wir auch eine zu grosse Abhängigkeit von einzelnen IT-Partnern, sprich das bekannte Vendor Lock-in. Für die übergeordnete Koordination und Administration der unterschiedlichen Clouds nutzen wir Oracle. Das funktioniert problemlos; wie generell auch die Zusammenarbeit zwischen Oracle und Microsoft.
CW: Sie haben den Weg in die Cloud in Etappen zurückgelegt. Was waren Ihre Learnings dabei?
Herzog (lacht): Du planst Zeit ein und denkst, es funktioniert alles, dann kommt die Realität und alles sieht anders aus. Wir haben zum Beispiel viel Zeit verloren mit Netzwerksachen. Allein schon bis wir eine Standleitung in die Cloud bekommen haben – und das von einem bekannten Telkom-Anbieter! Ansonsten ging es eigentlich zügig voran. Dabei möchte ich erwähnen, dass uns Oracle sehr gut mit Rat und Tat, sprich Ressourcen, unterstützt hat. Wenn man sich ohne Expertise und Erfahrung blindlings ins Cloud-Abenteuer stürzt, fährt man früher oder später gegen eine Wand.
Oliver Herzog warnt: «Wenn man sich ohne Expertise und Erfahrung blindlings ins Cloud-Abenteuer stürzt, fährt man früher oder später gegen eine Wand.»
Quelle: Computerworld
CW: Früher war es aus Performance-Gründen unvorstellbar, komplexe Anwendungen in der Cloud zu betreiben. Ist das heute auch noch so? Wie fühlt sich das für die User an?
Herzog: Das ist bei uns überhaupt kein Problem. Wir messen immer wieder die Performance. Zum Teil laufen die Systeme sogar schneller als früher. Und das im vollen operativen Betrieb. Für die Anwender bleibt die Applikation wie sie ist. Nur der Ort, wo sich die Daten und Server befinden, hat sich geändert.
CW: Ein anderes Thema ist Künstliche Intelligenz (KI). Beim Projekt, das Sie vorgestellt haben, ging es primär um Cloud-Infrastrukturen. Ist KI für die Emil Frey AG kein Thema?
Herzog: In meinem Referat habe ich mich auf unser Cloud-Projekt konzentriert. Natürlich ist auch KI für uns ein sehr grosses, aktuelles Thema. Wir verfügen über eine sehr grosse Datenmenge und würden diese auch gerne mit KI nutzen. Es gibt auch schon konkrete Ideen und Prototypen. Aber wir gehen auch hier schrittweise vor. Priorität hatte unsere Cloud-Migration. Das Thema KI werden wir in naher Zukunft angehen, dann aber in vollem Umfang.
CW: Die Emil Frey Gruppe ist jetzt 100 Jahre. Wirkt sich dieser historische Meilenstein auch auf digitaler Ebene aus? Vielleicht dass man ihn zum Anlass nimmt, für verstärkte Digitalisierung?
Herzog: Die Emil Frey AG beschäftigt sich eigentlich schon lange mit der digitalen Transformation. Neu ist, dass wir jetzt über eine klare Digitalisierungsstrategie verfügen. Darin ist zum Beispiel definiert, wie man Applikationen oder Datensilos zusammenbringt und alles miteinander verknüpft. Wir sind eher vorsichtig und lassen die anderen vorpreschen. Dabei schauen wir genau, was funktioniert und was nicht. Wir müssen ja auch nicht alles und jeden Hype mitmachen. Aber was wir machen, machen wir gut.
«Unsere IT-Teams stellen nicht nur den reibungslosen Betrieb sicher, sondern sorgen für Innovationen und begleiten neue Geschäftsmodelle», fasst Oliver Herzog die Aufgaben der IT zusammen.
Quelle: Computerworld
CW: Ein letzte Wort zur digitalen Zukunft der Emil Frey AG. Welche Rolle kommt der IT innerhalb des Unternehmens zu?
Herzog: Das Unternehmen ist seinen Anfängen seit hundert Jahren treu geblieben. Das Automobil steht auch heute noch im Zentrum. Emil Frey ist seit jeher bekannt für hohe Qualität und kundenorientierte Dienstleistungen. Dazu braucht es in zunehmenden Mass eine effiziente, sichere, vernetzte und zukunftsorientierte IT. Unsere IT-Teams stellen nicht nur den reibungslosen Betrieb sicher, sondern sorgen für Innovationen und begleiten neue Geschäftsmodelle. Das Herz des Unternehmens schlägt für Autos, unser Herz auch für die IT dahinter.
CW: Vielen Dank, Oliver Herzog, für das sympathische Hintergrundgespräch.