Autonomes Fahren: Computer auf der Überholspur
Autonome Mobilität hat "noch" Grenzen
Kameras erkennen Autos und Fussgänger, Fahrbahnmarkierungen und Verkehrszeichen. Laserscanner, Radar- und Ultraschallsensoren messen Entfernung und Geschwindigkeit aller Objekte in der Umgebung und erkennen Hindernisse. Ein Computer gleicht alle Informationen mit den Navi-Daten ab.
"Unter Idealbedingungen" könnten Autos heute schon weite Strecken allein fahren - wenn Wetter, Strassenzustand, Verkehrslage mitspielen, sagt BMW-Sprecher Manfred Poschenrieder. Aber das verbietet nicht nur das Gesetz. Auch die Technik sei noch lange nicht so ausgereift, dass sie in jeder Situation garantiert funktioniert.
"Ampelerkennung klingt einfach. Aber wenn ich aus 100 Meter auf ein Rotlicht zufahr, ist es nur ein Pixel gross", erklärt Daimler-Sprecherin Katharina Becker. Wenn daneben ein Richtungspfeil für Abbieger grün zeige, sei der Farbfleck noch kleiner. "Eine Wahnsinns-Herausforderung." Ein anderes Beispiel: "Bei Nebel sieht die Kamera nichts mehr", sagt Poschenrieder. Das Radar kann noch nicht jeden Reflexpunkt sicher zuordnen. Zentimetergenaue Karten und die Vernetzung der Autos untereinander sind noch in Arbeit. "Wir müssen noch besser werden", sagt Angerer.
Der Übergang vom Fahrer-Assistenz-System zum echten Autopiloten sei fliessend, aber "ingenieurtechnisch ein Riesenunterschied", sagt Angerer. "Alles, was schiefgehen kann, müssen wir doppelt absichern."
Stadtverkehr stellt die Königsdisziplin dar
Mück sagt, auf 20.000 Kilometern per Autopilot habe er nur ein Mal eingegriffen: "Als uns ein anderes Auto plötzlich scharf geschnitten hat." Jack hätte das auch geschafft. "Aber ich wollte kein Risiko eingehen und eine Vollbremsung auf der Autobahn vermeiden." In jedem Testwagen sitzt zur Sicherheit noch ein Fahrer. Professor Hermann Winner, Experte für Autonomes Fahren an der TU Darmstadt, sagt: "Mir ist kein Versuch weltweit bekannt, der auf Sicherheitsfahrer verzichtet."
Zwei Minuten vor der Autobahn-Ausfahrt wechselt Jack auf die rechte Spur, verlangsamt das Tempo und fordert Angerer auf, sich für die Übergabe des Steuers bereit zu machen. Und wenn sie nicht reagieren würde? "Dann würde Jack auf den Standstreifen lenken und bremsen."
Autonomes Fahren in der Stadt, das wird die Königsdisziplin. Gegenverkehr, querende Radfahrer, Leuchtreklame und Fussgänger - "die Stadt ist chaotisch", sagte Becker. Prototypen sind testweise in Braunschweig und Stuttgart, Pittsburgh und Göteborg unterwegs - aber bis Autopiloten durch jede Stadt fahren können, "das wird noch 20, 30 Jahre dauern", sagt Mück.