Wirecard: Opfer eines "gigantischen Betrugs"?

Opfer eines "gigantischen Betrugs"

Wirecard sehe sich als mögliches Opfer eines "gigantischen Betrugs", sagte ein Sprecher. Der Konzern will daher jetzt Anzeige gegen unbekannt erstatten. "Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht", sagte Vorstandschef Braun. Ihm zufolge ist aber noch unklar, "ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil von Wirecard vorliegen.

Der Zahlungsabwickler steht bereits seit einer Artikelserie mit Vorwürfen in der britischen "Financial Times" Anfang 2019 unter Druck. Mit der KPMG-Sonderprüfung früherer Bilanzen wollte der Vorstand den angekratzten Ruf des Konzerns eigentlich wieder aufpolieren.

Inzwischen hat jedoch die Finanzaufsicht Bafin wegen möglicherweise irreführender Ad-hoc-Mitteilungen des Unternehmens zu diesem Thema Strafanzeige erstattet. Erst vor wenigen Tagen durchsuchte deshalb die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume des Konzerns. Nach Bekanntwerden des Betrugsverdachts am Donnerstag kündigte die Bafin zudem an, ihre Untersuchung auszudehnen. "Selbstverständlich fliesst der aktuelle Sachverhalt in unsere noch laufende Marktmanipulationsuntersuchung ein", sagte eine Sprecherin der Behörde.

Finanziell unter Druck

Jetzt droht Wirecard auch finanziell unter Druck zu geraten. Sollte der Konzern einen testierten Abschluss bis zu diesem Freitag (19. Juni) nicht vorlegen, könnten Banken ihm bestehende Kredite in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro kündigen, warnte das Unternehmen.

Ein neues Datum für die Vorlage des Konzernabschlusses steht indes noch nicht fest. "Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären", hiess es.
Zu allem Überfluss droht dem Wirecard wegen der erneuten Verschiebung der Bilanzvorlage Ärger mit der Deutschen Börse. Wie in solchen Fällen üblich, werde aufgrund der nicht fristgerechten Lieferung des Jahresfinanzberichts die Einleitung eines Sanktionsverfahrens geprüft, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Vorläufige Zahlen

Nach vorläufigen Zahlen, die Wirecard am Donnerstag schliesslich veröffentlichte, steigerte das Unternehmen sein Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr um 38,5 Prozent auf 173 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um 37,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu. Der Nettogewinn wuchs um fast 39 Prozent auf gut 482 Millionen Euro.

Wirecard bietet Händlern im Internet und auch offline die Technik zur Abwicklung von elektronischen Zahlungen an, so etwa die Akzeptanz von Kreditkarten und auch die Risikoabsicherung von Zahlungen. An den über die eigene Plattform abgewickelten Transaktionen verdient Wirecard über Gebühren mit.

Selbst in der Corona-Krise wuchs das Geschäft zuletzt weiter, auch weil die Menschen angesichts der Pandemie und geschlossener Geschäfte verstärkt online einkauften und öfter auf die Zahlung mit Bargeld verzichteten. Dadurch konnte der Konzern nach im Mai veröffentlichten vorläufigen Zahlen spürbare Rückgänge im Geschäft mit Fluggesellschaften und Reisebüros abfedern.


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