Bundesbank-Präsident Weidmann
06.01.2020, 07:17 Uhr
Warnung vor digitalem Zentralbankgeld
Sollten Zentralbanken wie die EZB auf Bitcoins oder die geplante Facebook-Währung Libra mit einer eigenen Digitalwährung reagieren? Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnt vor der unüberlegten Einführung von digitalem Zentralbankgeld.
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnt vor der unüberlegten Einführung von digitalem Zentralbankgeld. "Ich halte nichts davon, immer gleich nach dem Staat zu rufen. In einer Marktwirtschaft ist es zunächst an den Unternehmen, für Kundenwünsche ein entsprechendes Angebot zu entwickeln", sagte er dem "Handelsblatt" (Freitag).
Weidmann reagierte damit auf die Debatte, ob Zentralbanken wie die EZB auf Bitcoins oder die geplante Facebook-Währung Libra mit einer eigenen Digitalwährung eine Antwort geben sollten.
Weidmann plädierte dafür, Vor- und Nachteile abzuwägen. "Erst mal geht es darum, die positiven und negativen Seiten von digitalem Zentralbankgeld zu verstehen. Dann kann entschieden werden, ob es gebraucht wird und sich die Risiken beherrschen lassen", sagte er.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte erklärt, die Entstehung von Digitalwährungen sei eine Herausforderung. Die Frage sei, ob Zentralbanken selbst Digitalwährungen ausgeben sollten, meinte sie im September. Lagarde will mit einer Strategie-Überprüfung, die noch im Januar beginnen soll, jeden Stein bei der Notenbank umdrehen.
Schnelligkeit und einfache Handhabung
Weidmann setzt auf die Wirkung des Wettbewerbs unter Banken, wie er betonte. "Zum Beispiel ist die Initiative der Kreditwirtschaft, ein besseres europaweites Zahlungssystem anzubieten, auch deshalb entstanden, weil sich neue Wettbewerber abzeichneten."
Banken müssten den Plänen von Facebook im Zahlungsverkehr mit eigenen Anstrengungen entgegentreten. "Dabei geht es vor allem um Schnelligkeit und einfache Handhabung, etwa per Fingerabdruck auf dem Smartphone, aber auch um niedrige Kosten und natürlich um Sicherheit."
Facebook hatte mit der Ankündigung seiner Digitalwährung bei Politikern und Notenbankern Unruhe ausgelöst. Libra soll zunächst vor allem für Geldüberweisungen über Ländergrenzen zum Einsatz kommen, mit der Zeit aber auch zum Bezahlen von Einkäufen. Die Idee ist, dass Libra mit etablierten Währungen wie Euro oder US-Dollar erworben werden kann.