Nach der Pleite
17.11.2020, 17:05 Uhr
Santander kauft Grossteil von Wirecard
Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat für das europäische Kerngeschäft von Wirecard einen Käufer gefunden: die spanische Santander Bank. Sie übernimmt auch die Wirecard Bank sowie die meisten Mitarbeiter.
Die spanische Grossbank Banco Santander übernimmt das europäische Kerngeschäft des insolventen Payment-Dienstleisters Wirecard AG. Dies verkündete der Insolvenzverwalter Michael Jaffé am späten Montagabend überraschend. Dazu gehören die Technologieplattform sowie alle dazu notwendigen Vermögenswerte und Teile des Geschäfts der Wirecard Bank.
Diese soll in strenger Abstimmung mit der Finanzaufsicht Bafin abgewickelt werden, nachdem es nicht gelungen war, für die komplette Bank einen Käufer zu finden. Gleichzeitig stellt Santander klar: "Die Akquisition umfasst keine Wirecard-Unternehmen. Weiterhin übernimmt Santander keine rechtliche Haftung in Bezug auf die Wirecard AG und Wirecard Bank AG oder ihre früheren Aktivitäten."
Etwa 500 der verbliebenen 560 Wirecard-Mitarbeiter in Aschheim werden von Santander weiterbeschäftigt. Einst arbeiteten 1.600 Mitarbeiter für Wirecard. Den Kundenstamm des insolventen Zahlungsdienstleisters will das spanische Bankhaus nicht übernehmen.
100 Millionen Euro Kaufpreis
Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" zahlt Santander rund 100 Millionen Euro für die Wirecard-Teile. Von ursprünglich 77 Interessenten waren zuletzt nur noch das britische Mobilfunkunternehmen Lycamobile und Santander übrig. Damit hat der Insolvenzverwalter Jaffé insgesamt verschiedene Unternehmensteile für etwa 500 Millionen Euro veräussert.
Derzeit laufen noch Verhandlungen zum Verkauf von Wirecard-Unternehmen in der Türkei, Südafrika und Asien. Die Verkäufe decken aber nur einen Bruchteil der Wirecard-Schulden: bei den Gläubigern - Banken und Investoren - stehen offene Forderungen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro in den Büchern.
Der langjährige Wirecard-Chef Markus Braun sowie zwei weitere Konzernmanager sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Ihnen wird unter anderem milliardenschwerer Betrug, Bilanzfälschung und Veruntreuung vorgeworfen. Braun bestreitet alle Vorwürfe. Als Drahtzieher der Betrügereien gilt der Ex-Vorstand Jan Marsalek, nach dem weltweit gefahndet wird.
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