Digital Economy Award 2019
01.12.2019, 13:13 Uhr
Fintech Sonect gewinnt Digital Economy Award
Party-Nacht im Hallenstadion: In Zürich ist die Digital Economy Award Night über die Bühne gegangen. Abräumer des Abends war das Fintech Sonect.
Rund 600 Gäste aus der Digitalbranche, Forschung, Wirtschaft und Politik haben gestern Abend im Zürcher Hallenstadion an der Digital Economy Award Night gefeiert. An dem Event des Branchenverbands swissICT und des ICT-Verlags Netzmedien wurden herausragende Digitalisierungsprojekte und ideenreiche Start-ups ausgezeichnet.
Next Global Hot Thing ist Sonect
Abräumer des Abends war das Fintech Sonect, das zum Next Global Hot Thing gekürt wurde. Es zog damit mit dem Drohnen-Start-up Auterion gleich. Dieses wurde im vergangenen Jahr ausgezeichnet.
Sonect bietet Anwendern die Möglichkeit, über die gleichnamige App in teilnehmenden Ladengeschäften an der Kasse Bargeld zu beziehen. Das spart den Gang zum nächsten Geldautomaten und – laut Sonects Co-Gründer und CEO Sandipan Chakraborty – Banken künftig das Aufstellen und den Unterhalt von Bankomaten.
Nach eigenen Angaben unterhält Sonect seit letztem Jahr das grösste Netzwerk von Bargeldbezugsstellen in der Schweiz und Portugal und wächst exponentiell. «Sandipan Chakraborty und sein Team und insbesondere die sehr eindrücklichen Wachstumszahlen sowie Feedbacks von Kunden konnten uns davon überzeugen, dass Sonect das globale Uber für Geldautomaten ist», lobt Jury-Präsident Pascal Kaufmann, Gründer von Starmind, das Jungunternehmen.
Auch das Publikum war von Sonects Geschäftsidee angetan. So ging auch der Spezialpreis für das beste Fintech an Sonect. Allerdings war hier die Wahl rasch getroffen, da die beiden anderen Bewerber, Advaisor und Verain, den eindeutigen Bezug zur Finanzwelt zu wenig aufzeigen konnten.
Blockchain und KI alleine ergeben noch keine Finanztechnologie. Sonect profitiert nun von einem Investment Coaching des F10 FinTech Incubators & Accelerators und zudem von der Möglichkeit für ein Equity Investment von Six FinTech Ventures in der Höhe von 150'000 Franken.
Digital Innovation of the Year
Ausgezeichnet für die «Digital Innovation of the Year» wurde Seervision. Das Unternehmen hat eine Technologie für Videoübertragungen entwickelt. Mittels künstlicher Intelligenz können Menschen und Objekte in Echtzeit identifiziert werden, die im Fokus einer Übertragung stehen und deren Bewegungen verfolgt werden sollen.
Die Technik lässt sich zudem in anderen Bereichen anwenden wie Konferenzen, Sicherheitskameras oder für klassische Filmproduktionen. «Seervision wird im Bereich der TV-Übertragung von Sport-Grossveranstaltungen eine Revolution einläuten, wie sie vergleichbar ist mit dem Wechsel von der Fotografie zum Film», lobte Jury-Präsident Lukas Bär.
Die «Highest Digital Quality» zeigt VSHN
Einen Ritterschlag als IT-Dienstleister erhielt VSHN. Als junge Firma, in einem sich technisch schnell verändernden Umfeld, auf nachhaltige, aber flexible Services zu setzen, sei nicht selbstverständlich und erfordere Beharrlichkeit.
Geschwindigkeit, Fokussierung und Qualität. Diese «sind auf höchstem Niveau und haben die Jury begeistert» begründete Jury-Präsident Marcus Dauck die Auszeichnung.
Bemerkenswerte Digitalisierer
In den Kategorien KMU, NPO & Government sowie Grossunternehmen wurden schliesslich noch die Digital Transformation Awards vergeben. Mit diesen werden jeweils Firmen ausgezeichnet, die besondere Fortschritte in der digitalen Reife gemacht haben und ihre Wettbewerbsfähigkeit damit signifikant steigern konnte.
Küchenbauer wickelt Fertigung elektronisch ab
Start-ups schleppen keine Legacy-Systeme mit sich, nutzen neueste Werkzeuge und arbeiten nach aktuellen Methoden. Umso mehr Aufwand erfordert es für Unternehmen mit langer Geschichte und fest etablierten Prozessen, sich von diesen zu lösen und den digitalen Wandel zu stemmen.
Insbesondere KMU, die nicht über grosse finanzielle Polster und personelle Ressourcen verfügen, stehen vor einer Herkulesaufgabe. Wie sich diese meistern lässt, zeigte der heimische Küchenbauer Veriset. Der Hersteller wickelt inzwischen seine Fertigung zu 99 Prozent elektronisch ab.
Hierfür werden die benötigten Daten einmal zentral erfasst. «Veriset hat die Jury überzeugt, dass Digitalisierung auf der Basis einer klaren Vision strategisch und konsequent angegangen wird», lobte Jury-Präsident Samy Liechti bei der Übergabe des Digital Transformation Award in der Kategorie KMU.
Aargauer SVA mit klarem Use Case unterwegs
Insbesondere Verwaltungen stehen unter dem Druck, ihre Prozesse zu digitalisieren. Allerdings ist hier die Fehlertoleranz geringer als in der Wirtschaft. Ergeben sich in Projekten Probleme ist rasch von Verschwendung von Steuergeldern die Rede und Projekte werden öffentlich kritisiert. Rasch droht das Aus. Das sich durchhalten lohnen kann, zeigte die Sozialversicherungsanstalt des Kantons Aargau (SVA), die den Digital Transformation Award in der Kategorie NPO & Government erhielt.
Die SVA habe die digitale Transformation mit einem klaren Use Case vollumfänglich vollzogen. Die Behörde setzt mit dem kompletten Online-Antrag für die Prämienverbilligung, auf eine digitale und vollständige Automatisierung. Durch die hohe Benutzerfreundlichkeit werde ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen und dadurch eine breite Akzeptanz der Lösung erreicht. «Damit werden nicht nur Prozesse beschleunigt und Kosten reduziert, sondern auch Betroffenen geholfen, ihre Menschenwürde in schwierigen Situationen besser bewahren zu können», sagte Jury-Vertreter Marc Uricher.
Vontobel reüssiert bei den Grossen
Ein Preis für ihre Digitalisierungsanstrengungen in der Katgorie Grossunternehmen erhielt die Bank Vontobel für ihr Projekt Volt. «Mit Volt liegt eine digitale Vermögensverwaltung vor, mit der die Bank ein neues Kundensegment adressiert. Skaleneffekte durch Teilen peilt Vontobel zudem mit einer digitalen Vermögensverwaltungsplattform an, die mit der Konkurrenz geteilt wird. All dies wird in einem Set-up vorangetrieben, bei dem Technologie der gemeinsame Nenner hinter dieser Unternehmenstransformation ist», betonte Jury-Präsident Bramwell Kaltenrieder.
Die nächste Digital Economy Award Night lädt am 25. November 2020 ins Hallenstadion in Zürich.