McKinsey-Studie
08.10.2018, 17:11 Uhr
Digitalisierung gefährdet 1,2 Millionen Schweizer Jobs
Die Digitalierung wird den Arbeitsmarkt durchschütteln - auch in der Schweiz. Nun hat McKinsey konkrete Berechnungen angestellt.
Die Digitalisierung könnte bis 2030 zwischen 1,0 und 1,2 Millionen Jobs in der Schweiz kosten. Dagegen könnten 0,8 bis 1,0 neue Arbeitsplätze entstehen.
(Quelle: McKinsey)
Digitale Technologien werden Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz künftig gehörig beeinflussen. Basierend auf der langjährigen Forschung des McKinsey Global Institute (MGI) hat der Schweizer Arm der Unternehmensberaterin McKinsey & Company Berechnungen veröffentlicht, wie sich der Arbeitsmarkt in der Schweiz bis 2030 unter dem Einfluss der Digitalisierung entwickeln wird.
Demnach würden bis 2030 rund ein Fünftel bis ein Viertel der Arbeitsaktivitäten in der Schweiz – das entspricht 1,0 bis 1,2 Millionen Arbeitsplätzen – durch Automatisierung ersetzt werden. Allerdings würden zahlreiche neue Jobs entstehen. McKinsey geht hier von gut 800'000 Arbeitsplätzen aus. Dabei werden etwa 400’000 Arbeitsplätze direkt in Technologiebereichen (Hardware/Software) oder in deren Implementierung durch Unternehmen entstehen. Weitere 400’000 Arbeitsplätze dürften bis 2030 durch reales Einkommenswachstum hinzukommen. Dieses kurbelt gemäss McKinsey den Konsum an und erhöht in der Folge die Nachfrage nach inländischen Arbeitskräften.
Grosse Branchenunterschiede
Gemäss Studie werden die Auswirkungen auf die einzelnen Branchen sehr unterschiedlich ausfallen. Die stärkste Verlagerung von Aktivitäten könnte im Einzel- und Grosshandel, in der Industrie, im Finanzbereich und in der öffentlichen Verwaltung stattfinden – also in Sektoren, auf die rund die Hälfte aller Beschäftigten und rund 60 Prozent des Schweizer BIP entfallen.
Die meisten Arbeitsplätze könnten im Gesundheitswesen sowie bei technischen und professionellen Dienstleistungen entstehen. Einige Branchen, die stärker von der Verdrängung betroffen sein dürften, schliessen bei der Digitalisierung im Vergleich zu anderen Industrieländern schlechter ab und haben entsprechenden Aufholbedarf. So beträgt der Online-Anteil im Einzelhandel in der Schweiz weniger als 8 Prozent, verglichen mit 15 Prozent in Deutschland und 18 Prozent in Grossbritannien.
Soziale, emotionale und technologische Kompetenzen gefragt
Die Digitalisierung wird schliesslich hauptsächlich einfache Jobs kosten. «Nach unserer Schätzung könnte die Nachfrage nach Mitarbeitenden in Bereichen, die einfache kognitive oder körperliche und manuelle Fähigkeiten erfordern, um etwa 20 Prozent zurückgehen», schreibt McKinsey in einer Zusammenfassung zur Studie. Umgekehrt werde der Bedarf in Bereichen, in denen soziale, emotionale und technologische Kompetenzen gefragt seien, um rund 20 Prozent respektive bis zu 50 Prozent steigen, rechnet das Beratungsunternehmen weiter vor. Dieser Übergang werde sich nicht einfach gestalten, zumal die berufliche Mobilität bei den am stärksten Betroffenen besonders gering sei.
Diese Kompetenzverschiebung wird laut Studie die Rate, mit der Arbeitskräfte und Kompetenzen aus dem Markt fallen (etwa durch Pensionierung), übertreffen. Dazu kommt, dass die Schweizer Hochschulen nur rund 3000 Technologieabsolventen pro Jahr verzeichnen – weniger als die Hälfte des geschätzten Bedarfs im spezialisierten Technologie- und IT-Bereich.