GfK-Studie 25.11.2024, 07:33 Uhr

Mittelstädte bleiben die attraktivsten Einzelhandelsstandorte

Laut der Studie von GfK zur Einzelhandelszentralität haben Deutsche im Schnitt 6.770 Euro pro Kopf für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung. Allerdings geben sie ihr Geld überwiegend nicht am Wohnort aus.
(Quelle: Shuterrstock/Nomad_Soul)
Die Einzelhandelskaufkraft in Deutschland verteilt sich laut der GfK-Studie regional sehr unterschiedlich und variiert dieses Jahr von 8.689 Euro im Landkreis Starnberg bis 5.715 Euro im Stadtkreis Gelsenkirchen. Davon fliesst jedoch nicht alles in den stationären Handel und vieles oft auch nicht in den Handel am Wohnort.
2024 gibt es insgesamt 187 deutsche Kreise mit Kaufkraftzufluss, während in 213 Kreisen ein Kaufkraftabfluss zu beobachten ist. Naturgemäss verzeichnen überwiegend Stadtkreise Kaufkraftzuflüsse, wo sich der Einzelhandel ballt und eine hohe Anziehungskraft auf das Umland hat.

Mittelstädte gewinnen weiterhin an Attraktivität

Auch 2024 führen vor allem Mittelstädte das Zentralitätsranking an. Spitzenreiter ist erneut Zweibrücken. Mit einer Einzelhandelszentralität von 230,4 – Werte über 100 stehen für einen Kaufkraftzufluss, Werte unter 100 für einen Kaufkraftabfluss – konnte sich der Stadtkreis mit seiner Outlet City im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich steigern und seinen Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Stadtkreis Straubing (202,5) ausbauen.
Die Stadtkreise Passau und Kaiserslautern tauschen die Ränge drei und vier, während Ansbach in diesem Jahr mit einer Einzelhandelszentralität von 173,0 neu in die Top 10 auf Platz sieben einsteigt. Trier und Hof verschlechtern sich 2024 um jeweils einen Rang, während Schweinfurt aus den Top 10 verdrängt wird.
Viele der Städte in den Top 10 fungieren dabei als Mittelzentren für das eher ländlich geprägte Umfeld, wo oft nur wenige und dünn gestreute Einzelhandelsangebote zu finden sind. Diese Mittelzentren haben also gemeinsam, dass sie ein grosses Einzugsgebiet bedienen, in dem relativ viel Kaufkraft steckt. Dies führt dazu, dass die Kaufkraft aus dem ländlich geprägten Umland in die angrenzenden Versorgungszentren fliesst, was zu einem deutlichen Kaufkraftüberschuss führt.

Die Millionenstädte rutschen ab

Die ganz grossen Städte sucht man im vorderen Feld hingegen vergeblich: Die bestplatzierte Millionenstadt ist Köln, das mit einer Einzelhandelszentralität von 111,8 auf Rang 85 liegt. Köln verschlechtert sich allerdings im Vergleich zum Vorjahr um vier Ränge, während es in München und Hamburg sogar sieben sind. Noch härter trifft es aber Berlin. Die Hauptstadt rutscht 2024 im Zentralitätsranking ganze zwölf Plätze nach hinten.
Filip Vojtech, Einzelhandelsexperte im Bereich Geomarketing von NIQ-GfK, kommentiert: „Einzelhändler sollten bei der Expansionsplanung Standorte in Mittelstädten nicht unterschätzen, denn diese haben oft eine Reichweite, die die Zahl der Einwohner im direkten Stadtgebiet deutlich übertrifft. Schon seit vielen Jahren werden Mittelstädte immer attraktivere Einzelhandelsstandorte, während die grössten deutschen Städte an Bedeutung verlieren.“

Insgesamt 476,7 Milliarden Euro fliessen 2024 in den stationären Einzelhandel

Neben der „Sogwirkung“ einer Region zeigt ein Blick auf den Einzelhandelsumsatz in Summe. Dieser Wert zeigt, wo die Masse an Umsatzpotenzial zu finden ist. Naturgemäss liegen hier die einwohnerstärksten deutschen Kreise auf den vorderen Rängen. Im Ranking nach Gesamt-Einzelhandelsumsatz liegt Berlin deutlich auf dem ersten Platz: In der Hauptstadt fliessen knapp 21 Mrd. Euro in den stationären Einzelhandel, was einen Anteil von 4,4 Prozent am gesamten Umsatz in Deutschland ausmacht. Auf den Rängen zwei und drei folgen Hamburg (2,56 Prozent) und München (2,39 Prozent).
Die Kreise in den Top 10 machen in Summe 16,7 Prozent des gesamten stationären Einzelhandelsumsatzes in Deutschland aus, womit auch hier der Anteil der umsatzstärksten Kreise von Jahr zu Jahr immer weiter schrumpft. Lediglich die Hauptstadt konnte den Vorjahresanteil halten. Alle anderen Grossstädte in den Top 10 haben Anteile verloren.

In Oberbayern sitzt das meiste Geld für Einkäufe im Einzelhandel

Ein Blick auf die rechnerischen Einzelhandelsumsätze pro Kopf zeigt, dass hier, wie auch bei der Einzelhandelszentralität, die Mittelstädte das Feld anführen. Den ersten Platz im Kreisranking nach Einzelhandelsumsatz je Einwohner belegt der Stadtkreis Zweibrücken, gefolgt von den Stadtkreisen Straubing und Passau. Schlusslicht ist wie in den Vorjahren der Landkreis Kaiserslautern mit einem Pro-Kopf-Umsatz von 3.096 Euro.
Für Händler und Hersteller ist es ebenso wichtig zu wissen, wo das Nachfragepotenzial sitzt, bevor dieses in den Einzelhandel fliesst. Die Einzelhandelskaufkraft zeigt das durchschnittliche Ausgabepotenzial für den Einzelhandel am Wohnort der Menschen auf. Das Wissen um den Wohnort der Zielgruppe ermöglicht es beispielsweise, Filialen wohnortnah und Werbekampagnen gezielt planen zu können.
Wie in den Vorjahren liegt der Landkreis Starnberg beim Kreisranking nach Einzelhandelskaufkraft auf dem ersten Platz. Mit 8.689 Euro pro Kopf haben die Starnberger über 28 Prozent mehr Geld für ihre Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung als der Durchschnittsdeutsche. Auf den Rängen zwei und drei folgen der Land- und Stadtkreis München, wo die Menschen immer noch mindestens 21 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt im Handel ausgeben können. Den letzten Platz belegt erneut der Stadtkreis Gelsenkirchen, der fast 16 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt.

Autor(in) Benjamin Kaiser



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