11.06.2008, 00:00 Uhr
Kopf der Woche: Google Chef Stefan Tweraser
"Der Schweigsame", so bezeichnete ein österreichischer Mediendienst den neuen Google-Deutschlandchef. Der 38-Jährige sitzt bereits seit einem Monat in der Hamburger Google-Zentrale - ohne dass es jemand bemerkt hätte.
Wer etwas über den Werdegang des neuen Country Manager Sales Deutschland von Google wissen möchte, macht in den Archiven der allwissenden Suchmaschine reiche Beute: Über Twerasers Tätigkeit als Marketingleiter bei der Telekom Austria finden sich ebenso zahlreiche Belege wie über seine Zeit als Präsident des Österreichischen Volleyballverbandes.
Dennoch hat man nicht den Eindruck, dass die Fundstellen ein komplettes Bild des 38-jährigen zeichnen. Als Marketingleiter der Telekom Austria hat Tweraser Meriten gesammelt: Der österreichische Mediendienst "Extradienst" setzte ihn 2005 auf Platz 6 der 666 einflussreichsten Marketingleiter Österreichs. Gleichzeitig attestierte "Extradienst" ihm, mit einer "ziemlich einmaligen Fire-Aktion" seinen Job bei der Telekom begonnen zu haben. Immerhin bekam er 2006 gar den Effie Award als "bester Marketingleiter Österreichs". Im Sommer 2007 verliess Tweraser die Telekom Austria.
Der gelernte Nachrichtentechniker studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien BWL und war dort auch drei Jahre als Assistent tätig. Bis April 1998 war Tweraser Studienleiter der Fachhochschule für Marketing und Verkauf. Danach wechselte er als Management Consultant zu McKinsey & Company und stieg dort 2003 zum Partner auf, die nächsten vier Jahre gehörten der Telekom Austria.
Daneben übernahm der sportbegeisterte Manager Anfang 2007 die Präsidentschaft über den Österreichischen Volleyballverband (ÖVV) - und legte das Amt im Dezember 2007 "aus persönlichen Gründen" wieder nieder. Sein Nachfolger Peter Kleinmann sagt dazu in einem Interview: "Ich will das nicht weiter kommentieren. Das ist mir zu gefährlich." Das mag damit zusammenhängen, dass Telekom Austria zu den wichtigsten Sponsoren des österreichischen Volleyballsports gehört.
Vielleicht hat Tweraser aber damals schon in Österreich seine Angelegenheiten geregelt und mit Google über einen Umzug nach Deutschland verhandelt - und der Suchmaschinengigant ist für seine nervenzerfetzend langen Auswahlverfahren berüchtigt. Der Wechsel von der Donau an die Elbe ging - fast - lautlos über die Bühne, seit Mai ist Tweraser bereits in Hamburg, sein Vorgänger Christian Baudis hat das Haus in Richtung München verlassen.
Den Volleyball wird Tweraser kaum vermissen: Laut einer Pressemeldung aus dem Jahr 2005 spielt er am liebsten Golf, fährt Motorrad oder entspannt sich beim Laufen. (ph/iwb)