Wettbewerbsverstösse 21.04.2016, 07:13 Uhr

EU-Kommission ermittelt gegen Android

Die EU-Kommission hat ihr Ermittlungsverfahren gegen Google verschärft und nimmt jetzt auch Android ins Visier. Das meistgenutzte mobile Betriebssystem soll seine Marktmacht ausnutzen und andere Anbieter benachteiligen.
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Verpflichtend vorinstalliert: Die Wettbewerbshüter kritisieren die Vorgabe zur Installation von Google-Apps auf Android-Geräten.
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Die Gerüchte der letzten Tage haben sich bestätigt: Die EU-Kommission nimmt in ihrem Wettbewerbsverfahren gegen Google jetzt auch Android ins Visier. Die Kommission wirft Google vor, die marktbeherrschende Stellung seines mobilen Betriebssystems auszunutzen und anderen Anbietern einen Marktzugang nicht nur zu erschweren sondern teilweise auch gänzlich zu verhindern. 
Die Kommission geht davon aus, dass Google marktführend in den Bereichen Suchmaschine, mobiles Betriebssystem und App Store für Android ist. Innerhalb der EU habe Android einen Marktanteil von 90 Prozent. Zusätzlich stärken bestimmte Effekte Googles Position zusätzlich und erschweren Wettbewerbern einen Markteintritt. Dazu gehören die sogenannten "Network Effects": Je mehr Konsumenten ein Betriebssystem nutzen, desto mehr Entwickler programmieren Apps für dieses System.
Dazu kommt, dass es für Smartphone-Hersteller keine Alternative zum Play Store gibt und sie diesen auf den Geräten vorinstallieren müssen. Wie Ermittlungen ergeben haben, zwingt Google die Hersteller wohl aber zusätzlich dazu, andere Google-Apps auf den Geräten zu installieren. Zum Beispiel die Google Search App, die auch als Default Search Provider eingestellt sein muss. Ausserdem muss die mobile Version von Chrome vorinstalliert werden.

Alternative Anbieter erheblich benachteiligt

Die Kommission möchte erreichen, dass Hersteller frei in der Entscheidung sind, welche Apps sie auf den Geräten installieren. Wenn die Hersteller in diesem Punkt so gebunden sind wie aktuell mit Android, benachteiligt das alternative App-Anbieter erheblich. Wie Analysen zeigen, haben Apps, die einen ähnlichen Service bieten wie die bereits installierten, auf dem Markt kaum eine Chance: Kaum ein User lädt eine solche Wettbewerber-App herunter, wenn ohnehin schon eine, die den gleichen Dienst bietet, auf dem Gerät ist.
Für die Kommission will Google mit dieser Strategie seine marktbehrrschende Stellung sichern und stärken. Denn der Zwang gehe auf Kosten der Hersteller, die sehr eingeschränkt handeln müssen. Ausserdem habe man "Beweise", dass Hersteller gerne die Freiheit hätten, zumindest manche Apps von anderen Entwicklern als Google zu installieren.
Auch die Anti-Fragmentierungs-Vereinbarung gefällt der Kommission nicht: Obwohl Android eine Open Source Software ist, soll Google Hersteller verpflichten, die eine Google App vorinstallieren, keine Geräte zu verkaufen, die mit Android Forks betrieben werden.
Auf Konsumenten hat dieses Verhalten einen direkten Einfluss: Denn sie haben so keinen Zugang zu mobilen Geräten, die mit einer alternativen, potenziell besseren Android Version laufen. Laut EU-Ermittlungen soll Google Hersteller sogar bewusst davon abhalten, ein Gerät mit einer Android Fork auszustatten, die eine echte Alternative zum Original darstellen können.
Die Ermittlungen der EU-Kommission gegen Google dauern schon Jahre. Auch gegen Android wurden mehrmals Vorwürfe erhoben. Sollte es zu einer Verurteilung wegen Wettbewerbsverstössen kommen, droht Google eine Milliardenstrafe.




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